Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman
vornherein in der Überzahl ist, wird Hoya selbst mit der Hilfe von Lüttichs Mannen keine Aussicht auf einen Sieg haben. Wir haben diese Vorgehensweise im Rat besprochen und angenommen. Zahlt mir, was euch diese Information wert ist, aber bewahrt Stillschweigen. Constantin Mindermann‹. Ich hoffe, Euer Herr wird mit mir zufrieden sein.«
»Das wird er, das wird er. Lasst mich noch einmal die Schrift vergleichen.«
»Hier, seht selbst.«
Lena kauerte direkt unter dem Fenster, um alles zu verstehen. Sie hoffte nur, dass man sie dabei nicht sah. Einen Blick hinein wagte sie aus Angst vor einer Entdeckung nicht.
»Ihr seid ein Künstler. Die Schrift ist perfekt«, hörte sie Ludwig Hastedt sagen, und in seiner Stimme schwang Anerkennung mit. »Ich werde sicher bei Gelegenheit ebenfalls eure Dienste in Anspruch nehmen.«
Der Schreiber bedankte sich überschwänglich.
»Also, es bleibt dabei. Zu niemandem ein Wort.«
Das Klingen von Münzen ertönte. Es wurde für Lena höchste Zeit, sich aus dem Staub zu machen, doch sie hatte Angst, etwas Wichtiges zu verpassen.
»Über meine Arbeit ist noch nie etwas über meine Lippen gekommen, und das wird es auch in Zukunft nicht. Meinen Kopf möchte ich schon dort behalten, wo er sich derzeit befindet.«
Hastedt lachte kehlig, und Lena lief ein Frösteln über den Rücken. Jetzt wurde es wirklich Zeit, und sie beeilte sich, aus der Gasse zu kommen. Als sie am Brunnen vorbeikam, standen die beiden Frauen noch immer dort.
»Hast du ihn gefunden?«, wollte die eine wissen.
»Nein, er war es nicht. Vielleicht ist er noch gar nicht hinausgegangen«, antwortete Lena schnell. Es wäre sicherlich fatal, wenn sie Ludwig Hastedt darauf ansprachen, dass ihn eine Frau suchte. Als Lena durch das Tor kam, sah sie ausgerechnet einen Hausdiener des Grafen.
»Und was hattest du draußen verloren?«
»Ich … ich sollte eine Besorgung machen, vergaß aber, Geld mitzunehmen.«
»Für wen?«
»Einen Soldaten.«
»Für die bist du nicht zuständig, und außerdem glaube ich dir auch nicht. Vor der Arbeit drücken wolltest du dich.« Seine Augen durchbohrten Lena. »Wegen deiner Faulheit wirst du heute den Boden in der großen Halle kehren, allein. Kommt es noch einmal vor, dass du dich davonstiehlst, bekommst du die Peitsche zu spüren.«
»Bitte verzeiht mir. Es wird nicht noch einmal geschehen.«
Der Mann sah von oben auf sie herab. »Nun geh an deine Arbeit.«
Lena eilte in Richtung Küche davon, sah sich aber vor der Tür noch einmal um und beobachtete, wie der Diener in einem anderen Eingang verschwand.
Peitsche hin oder her, sie musste Thomas finden.
Lena eilte zu den Torwachen zurück, nachdem der Diener verschwunden war.
»Bitte kannst du mir sagen, wo ich Thomas finde?«
»Welchen? Wir haben hier mehrere.«
»Der mit dem gebrochenen Arm, mit dem ich eben hier war.«
»Versuch’s mal auf der Mauer beim Bergfried«, sagte die Wache, und Lena machte sich auf den Weg.
Thomas stand an der Wehrmauer und unterhielt sich mit einem kleinen, dicken Wachposten. Als er Lena bemerkte, verabschiedete er sich von dem anderen und kam zu ihr herüber. Er nahm sie am Ellenbogen und ging mir ihr ein Stück an die Seite, wo sie ungehört reden konnten.
»Nun, hast du etwas herausbekommen?«
»Ja. Der Mann treibt ein teuflisches Spiel, und es wird den Ratsherrn Mindermann den Kopf kosten. Aber es gibt wohl noch einen weiteren Mann, der in die Sache verwickelt ist. Nun möchte ich dich um deine Hilfe bitten.«
»Was kann ich tun?«
»Thomas, ich weiß, dass es sehr viel verlangt ist, aber du bist meine einzige Hoffnung.« Lena holte tief Luft. »Gibt es eine Möglichkeit, dass wir einen Boten nach Bremen schicken?«
Bedauernd schüttelte Thomas den Kopf. »Ich fürchte, niemand würde sich derzeit dorthin wagen.«
Das hatte Lena schon vermutet. »Ich muss den Ratsherrn aber irgendwie warnen.« Nachdenklich drehte sie ihren Zopf um den Finger, ließ ihn wieder los, um ihn erneut aufzurollen.
Thomas räusperte sich. »Hast du schon mit deiner Mutter über mich geredet?«
»Es tut mir leid, dass ich nicht daran gedacht habe. Natürlich habe ich mir ihr geredet.« Lena schenkte Thomas ein Lächeln. »Sie hat eingewilligt, dass du um sie werben darfst. Ich glaube, sie hat dich gern.«
Seine Augen begannen zu leuchten. Er nahm ihre Hand und küsste sie. »Das ist eine wunderbare Nachricht, auf die es sich zu warten gelohnt hat. Ich werde morgen beim Grafen vorstellig und um seine
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