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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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gehen können, denn Sandro war Mönch. War es nicht von Anfang an geradezu verrückt gewesen: ein im Zölibat gefangener Geistlicher und eine männerhungrige Frau? Ihr Problem und ihr Fehler waren es gewesen, diese Tatsache nie akzeptiert zu haben, und das war unredlich. Sie selbst hatte zu der Tragödie beigetragen, von der sie seit Monaten umfangen waren.
    »Antonia.«

    Sandro rief nach ihr mit jener sanften Stimme, in die sie sich in Trient verliebt und die sie seither vermisst hatte. Sie wandte sich um und sah ihn an. In seinen Augen lagen weder Vorwurf noch Schmerz, nur der Wunsch nach Versöhnung – und ein letzter Hauch von Verliebtheit. Vielleicht, dachte sie, wird es immer so sein. Vielleicht würde es zwischen ihnen niemals gelebte Liebe, aber ständige Verliebtheit geben. Wie die Figuren in Michelangelos Fresken hatten sie sich gereckt und gestreckt und am Ende, getrennt durch göttliche Gewalten, einander doch nicht erreicht. Sie würden lernen, mit der Verliebtheit zu leben.
    »Kommst du?«, bat er.
    Sie lächelte und nickte.
    Auf dem imposanten Schreibtisch, der fast die Größe eines Kahns hatte, hatte Sandro jene Gegenstände verteilt, die er im Laufe seiner Ermittlungen gefunden hatte. Er, Forli, Carlotta und Antonia standen um dieses Sammelsurium zweier Morde herum und betrachteten es nachdenklich: die Edelsteinkette »Augusta«; eine prall gefüllte Schmuckkassette, zwei Testamente, einige Kaufurkunden – unter anderem eine für das Teatro – sowie ein paar braune Lederbeutel der Camera Secreta und weitere Gegenstände aus Maddalenas Sekretär.
    »Dazu kommt«, sagte Sandro, »die Behauptung Porzias, der Name von Signora A laute Augusta, sowie die Aussage von Forli und Donna Francesca, dass Sebastiano auf irgendein Geheimnis gestoßen ist, dessen Entdeckung ihm so viel Angst machte, dass er sogar bereit war, einen Mord dafür zu begehen. Ich muss zugeben, dass nach Aufdeckung dieses ›Geschäfts‹ von Maddalena und Quirini mein Kopf ziemlich leer ist. Ich komme mir vor, als stehe ich ganz am Anfang. Ich brauche euch.«
    »Es kommt noch etwas hinzu«, sagte Antonia. »Milo hat mir erzählt, dass seine Mutter und Maddalena eine intime,
körperliche Beziehung hatten, die weit über Freundschaft hinausging.«
    »Das wird ja immer verworrener«, sagte Sandro.
    »Am besten«, meinte Carlotta, »wir gehen systematisch vor, Stück für Stück. Alles, was das Geschäft betrifft, habt Ihr schon außen vor gelassen, ebenso die von Massa falsch gelegten Spuren. Die Kette können wir, glaube ich, auch beiseitelegen. Maddalena hat sie sich anfertigen lassen.«
    »Das stimmt zwar«, sagte Sandro. »Die Kette an sich spielt wohl keine Rolle. Es könnte aber sein, dass Maddalena als Reminiszenz an ihre Geliebte, Signora A, ausgerechnet den Namen Augusta für ihr Tarngeschäft wählte, weil das der wirkliche Name der Signora ist.«
    »Die Signora sagt etwas anderes, dass nämlich Augusta der wirkliche Name Maddalenas war. Nur, weil diese obskure Porzia eine Behauptung in die Welt setzt, muss sie nicht stimmen«, erwiderte Carlotta, die sich als Rechtsbeistand für ihre künftige Arbeitgeberin zu verstehen schien.
    »Ist das denn wichtig?«, fragte Antonia schlichtend. »Augusta hin oder her: Wir wissen, dass die Signora für Maddalena so wichtig war, dass sie ihr alles hinterlassen hat.«
    »Ein prächtiges Motiv für einen Mord«, sagte Forli. »Alles spricht dafür, dass die beiden ursprünglich liierten Frauen sich zerstritten oder zumindest entfremdet haben: die seltener werdenden Besuche, das geänderte Testament …«
    »Während Porzia«, warf Antonia ein, »keinen Grund hat, zu lügen oder sogar zu morden. Im Gegenteil, sie verliert ein Vermögen. Wenn Maddalena nur eine Woche später gestorben wäre, wäre Porzia eine reiche Frau geworden, unter anderem Besitzerin eines Hurenhauses. Das würde einer wie ihr sicherlich gefallen. Jetzt bekommt sie nichts.«
    Sandro nickte. »Fraglich bleibt, wieso die Signora Sebastiano Farnese getötet haben sollte, denn dass es ein und derselbe
Täter war, steht für mich fest: ein Dolchstoß in den Bauch, annähernd identische Wunden, eine ähnliche Tatzeit … Signora A hatte nach allem, was wir wissen, keinen Grund, Sebastiano umzubringen. Dasselbe gilt für Kardinal Quirini.« Er seufzte und legte die Kette beiseite, so wie Carlotta es vorgeschlagen hatte. »Welchem Geheimnis war der Junge auf die Spur gekommen?«, fragte er nachdenklich.
    »Könnte doch sein«,

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