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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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kokettierst du ja schon wieder mit deiner Bescheidenheit, Sandro Carissimi. Ich spreche natürlich von dem Auftrag für die Kirche Santo Spirito, den du mir verschafft hast. Das päpstliche Schreiben wurde mir vorhin überbracht, und Julius III. vergaß auch nicht, zu erwähnen, dass dein Rat in dieser Sache ausschlaggebend für die Erteilung des Auftrags war.«
    Sandro hatte keine Ahnung, wovon Antonia sprach. Er hatte den vom Papst überreichten Auftrag zerrissen und den Launen des Windes übergeben. Julius hatte gehandelt, ohne ihn zu fragen.
    »Eine dem Heiligen Geist geweihte Kirche wünsche ich mir schon lange als Objekt«, gestand sie. »Gottvater und die Heiligen sind ja eher ernste, launische Herren über das Alte Testament. Und Gottsohn ist sehr leidend. Der Heilige Geist hat wenigstens Humor. Unter anderem ist er anwesend, wenn die
Päpste gewählt werden, und er lenkt dabei auf geheimen Wegen die Gedanken der Kardinäle. Nun, man sieht ja, was oft genug dabei herausgekommen ist. Ich stelle mir den Heiligen Geist gerne als Amor vor: ein verspielter Knabe, der sich einen Spaß daraus macht, Gott zu sein. Ist das ketzerisch?«
    Sandro hatte keine Zeit, sich zu überlegen, ob er die Sache richtigstellen oder sie einfach hinnehmen sollte. »Zumindest solltest du auf Darstellungen des Heiligen Geistes, wie er Liebespfeile abschießt, verzichten«, scherzte er.
    »Einverstanden. Aber nur dir zuliebe. Ich werde ein Jahr lang gut zu tun haben, ich kann in Rom bleiben und … Du gibst meinem Leben hier eine Chance, Sandro. Ohne den Auftrag hätte ich wohl bald abreisen oder mich – mich binden müssen.«
    Der Name Milo schwebte über diesen Sätzen.
    »Aber so«, fügte sie hinzu, »bin ich unabhängig. Das habe ich dir zu verdanken.«
    Sie stand auf. »Nicht viele Männer hätten so großmütig wie du gehandelt, nach dem, was – was vorgefallen ist. Aber du bist eben nicht wie die anderen Männer, Sandro Carissimi. Du bist etwas ganz Besonderes.«
    Sie neigte sich ihm zu und küsste ihn zärtlich auf die Wange. Dann ging sie fort. Zu Milo.
    Und doch lag das Aroma des Erfolges über dieser Begegnung, das Aroma eines aussichtsreichen Kampfes, der gerade erst begonnen hatte.
    Er berührte seine Wange dort, wo sie ihn geküsst hatte.

37
    Ein mächtiges Geläute lag über der Stadt, der Klang von tausend Glocken, als Sandro die Privatgemächer des Papstes betrat. Die große Messe zur Teilfertigstellung des Petersdoms stand unmittelbar bevor, und Julius III. gedachte, sie selbst zu halten. Er hatte Albe, Kasel, Stola, Pallium, Zingulum und Mitra angelegt und war eine ehrfurchtgebietende Erscheinung. Seine Augen waren die eines Herrschers. Nichts erinnerte an den verzweifelten, weinenden, gebrochenen Mann, der er gestern zu dieser Stunde noch gewesen war. Das Leben geht weiter, hätte das Motto sein können, das über seinem Haupt schwebte.
    Zahlreiche geistliche Diener schwirrten um ihn herum, bemüht, die liturgische Kleidung zu perfektionieren, hier eine Falte zu beseitigen, dort die Schärpe geradezurücken und bei alledem einen guten Eindruck auf den Pontifex zu machen. Er beachtete sie jedoch nicht.
    »Sandro, komm näher«, rief er gut gelaunt.
    Sandro kniete nieder und küsste den Fischerring.
    »Eure Heiligkeit haben mich rufen lassen.«
    Julius lachte. »So wie du das aussprichst, hört es sich wie ein Todesurteil an.«
    Man sprühte den Papst mit einer duftenden Essenz ein, auf die er mit einem kräftigen Niesen reagierte.
    »Ich habe deinen Bericht gelesen. Sehr bemerkenswert. Ich meine damit nicht nur die Aufklärung des dir übertragenen Falles, sondern auch die Tatsache, dass du mir Quirinis Machenschaft enthüllt hast. Immerhin ist dein Vater darin verwickelt. Diese Loyalität mir gegenüber verdient große Anerkennung.«
    Er hatte das aufgedeckte Geschäft Quirinis nicht aus Loyalität in seinen Bericht aufgenommen, und auch nicht, weil
er sich Anerkennung davon versprach oder irgendjemandem schaden wollte. Er hatte es getan, weil er Quirinis Partei auf Gedeih und Verderb ausgeliefert gewesen wäre, wenn er dem Papst etwas verschwiegen hätte, das er nicht hätte verschweigen dürfen. Quirini und seine Verbündeten hätten ihn auf unabsehbare Zeit erpressen und somit in weitere Händel hineinziehen können. Wenn er wenigstens annähernd derjenige bleiben wollte, von dem er Forli versprochen hatte, es zu bleiben, dann musste er sich weiterhin vom vatikanischen Parteiengezänk fernhalten.
    Diese

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