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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Ehrlichkeit erfüllte ihn dennoch nicht mit Stolz, denn sie war teuer erkauft. Nachdem Bianca ihn bereits hasste, weil er ihre Heirat vereitelt hatte – die Verlobung war gelöst worden -, und seine Mutter ihn hasste, weil sie sich von ihm gedemütigt fühlte, würde sich nun auch sein Vater von ihm abwenden, an dessen Name fortan eine schmutzige Bestechungsaffäre klebte. Sein Vater mochte vielleicht in bester Absicht gehandelt haben, aber er hatte falsch gehandelt, hatte versucht, Sandro zu einem jener Männer zu machen, die anderen die schmutzigen Hände wuschen und sich dafür die eigenen von ihnen waschen ließen. Quirini würde ihn ebenfalls hassen, Ranuccio und weitere Farnese ohnehin, und Massa, weil Sandro Erfolg gehabt hatte und die Gunst des Papstes genoss. Die Zahl seiner Feinde erhöhte sich beinahe täglich.
    »Quirini«, ergänzte Julius, »wird heute noch seinen Rücktritt vom Amt des camerarius erklären – aus gesundheitlichen Gründen. Die anderen Beteiligten lasse ich in Ruhe. Ich will nicht, dass irgendetwas davon ans Licht kommt, und zwar nicht wegen der berühmten Namen, die darin verwickelt sind. Es – es war Maddalenas Idee, Maddalenas Erbe, wenn man so will. Lassen wir die Dinge auf sich beruhen.«
    Da Sandro schwieg und zu Boden starrte, wurde er zum Objekt von Julius’ kritischer Betrachtung.

    »Sandro, hör zu. Ich kenne dich ein bisschen und weiß daher, dass dir unbehaglich ist, weil du dazu beigetragen hast, einen Kardinal zu stürzen und eine Frau aufs Schafott zu schicken … In Trient hast du dir sogar Sorgen um einen Bettler gemacht, der in ungeweihter Erde bestattet werden sollte. Du musst aufhören, dich wegen solcher Sachen zu quälen. Diese Leute haben sich ihren Strick selbst gedreht.«
    »Wird man Francesca …?« Er durfte nicht ausreden.
    »Hör damit auf. Ich möchte nicht, dass du an einem Freudentag wie diesem so ein Gesicht ziehst.«
    Zwei Diener huschten andauernd vor Julius herum.
    »Ihr macht mich wahnsinnig«, rief er ungeduldig. »Wenn Gott gewollt hätte, dass Gewänder keine Falten werfen, hätte er Petrus eine Rüstung verpasst statt Leinen. Geht, nun macht schon, geht raus. Alle Mann raus.«
    Als der Letzte die Tür hinter sich geschlossen hatte, sagte Julius: »Eine scheußliche Brut. Sie sind alle gleich. Tagein, tagaus beschäftigen sie sich mit nichts anderem, als mir zu gefallen. War ich je wie sie? Zum Teil. Aber ich war wesentlich intelligenter.« Er zwinkerte, um anzudeuten, dass er einen Scherz gemacht hatte, und fügte dann mit einem anerkennenden Nicken hinzu: »Und du bist es auch.«
    Sandro war sich nicht sicher, ob er das Lob dieses Mannes schätzen sollte oder nicht. Julius war einer der widersprüchlichsten Menschen, die er kannte: Machtmensch und zärtlicher Vater, jähzorniger Liebhaber und trauernder Witwer, reizbarer Regent und huldvoller Förderer, Büßer und Feierkönig. Solche Menschen stießen ab und zogen an, und Sandro spürte, wie Abneigung, Mitleid und Respekt in ihm konkurrierten. Seit heute kam sogar noch ein weiteres, gänzlich unerwartetes Gefühl hinzu: Dankbarkeit.
    »Ich möchte die Gelegenheit nützen, Eurer Heiligkeit zu danken.«

    » Du dankst mir ? Ich habe dir zu danken.«
    »Der Auftrag an Antonia Bender, Eure Heiligkeit. Ich hatte ihn Euch zurückgegeben, aber Ihr habt das ignoriert und von Euch aus gehandelt. Das hat mir einen – einen kleinen Triumph verschafft, den ich sonst wohl nicht gehabt hätte.«
    Julius lächelte gütig. »Wir haben doch alle einmal Augenblicke der Schwäche, wo wir am liebsten kapitulieren wollen. Du hattest irgendeinen Rückschlag erlitten, und ich habe dir geholfen, das ist nichts Großes. Ihr habt Euch also versöhnt? Das wird schon noch werden, das zwischen dir und ihr. Deine Gefühle arbeiten nun mal langsamer als dein Verstand. Und wenn du mal meine Hilfe brauchst … Reden wir nicht mehr darüber. Reden wir über deine vatikanische Zukunft. Ich würde dich gerne zu meinem persönlichen Sekretär machen.«
    Sandro war wie vom Donner gerührt. Ihn erfasste ein Gefühl, wie Seefahrer es im Angesicht des gewaltigen Ozeans überkommt, ein Gefühl von Herausforderung und Angst.
    »Mein bisheriger Sekretär ist zwar ein flinkes Wiesel, verfügt jedoch nicht über die Schärfe deines Verstandes. Du bleibst natürlich Visitator, und falls du in dieser Funktion gebraucht wirst, stelle ich dich von den anderen Aufgaben frei.« Er schenkte zwei Kelche mit Wein voll und reichte Sandro einen

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