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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Schweigen aufzuerlegen.
    »Ich möchte, dass du jetzt gut nachdenkst, Sebastiano. Hat Bruder Massa am gestrigen Abend den Vatikan vor den Vorfällen, die du eben geschildert hast, schon einmal verlassen?«
    Sebastiano musste nicht lange nachdenken. »Ja, das weiß ich noch sehr genau, denn er war meine erste Eintragung. Er muss also kurz nach der Komplet gegangen sein, und er kehrte ungefähr eine halbe Stunde, bevor der Papst an meiner Pforte erschien, zurück.«
    Sandro kam es vor, als sei die Welt, die kurz verschoben gewesen war, nun wieder ins Lot gerückt: Massa hatte die Eintragungen nicht an sich gebracht, um den Papst zu schützen – dies diente ihm nur als Tarnung -, sondern um seine eigenen Spuren, die er an jenem Abend hinterlassen hatte, zu verwischen.
    »Es war sehr mutig von dir, zu mir zu kommen, Sebastiano. Besser, du erzählst Bruder Massa nichts von unserer Unterhaltung. Falls er dich fragt, darfst du ihn nach Strich und Faden
anlügen – eine einmalige Gelegenheit, die nicht viele Novizen bekommen.«
    Er hatte einen kleinen Scherz zum Abschluss machen wollen, aber Sebastiano war ein ernsthafter Charakter und zog es vor, einfach nur zu nicken. Er war schon an der Tür ins Atrium, als er sich noch einmal umdrehte.
    »Verzeiht die Frage, ehrwürdiger Vater: Sehen wir uns morgen?«
    »Wieso? Ich verstehe nicht.«
    »Auf der Verlobungsfeier.« Sandro machte wohl kein besonders intelligentes Gesicht, deshalb fügte Sebastiano hinzu: »Mein älterer Bruder Ranuccio wird sich morgen mit Eurer Schwester Bianca verloben. Ihr und ich, ehrwürdiger Vater, werden bald verschwägert sein.«
     
    Gleich nachdem Sebastiano gegangen war, geschah etwas Seltsames. Sandro warf eher zerstreut einen Blick auf den Sekretär neben ihm und bemerkte, dass etwas fehlte. Er hatte ihn gestern Abend geöffnet, aber nicht wieder verschlossen, und heute Mittag, als er die Villa betreten hatte, hatte er noch einmal vor ihm gestanden und den Inhalt flüchtig überflogen. Er könnte schwören, dass etwas fehlte, das heute Mittag noch nicht gefehlt hatte, aber er wusste nicht, was. Vor ihm lag ein Fächer mit erotischen Motiven, eine Kerze, Tinte und Feder, ein Jadeamulett, ein Stapel mit vier leeren Geldsäckchen aus hellbraunem Leder und zwei leeren Geldsäckchen aus schwarzem Leder. Die Schubladen waren offensichtlich nicht angerührt worden, zumindest stand die Schublade, in der das Briefpapier der Apostolischen Kammer gelegen hatte, halb offen, genauso wie er sie gestern verlassen hatte. Trotzdem hatte er das Gefühl, dass etwas verändert worden war. Falls er recht damit hatte, kamen nur zwei Menschen infrage, die diese Veränderung vorgenommen haben könnten: Sebastiano Farnese und Hauptmann Forli.

    In gleichen Moment, als er an Forli dachte, bemerkte er aus den Augenwinkeln, dass der Hauptmann in der Tür stand, die vom Schlafzimmer in die Wohnhalle führte. Er war über die Terrasse zurückgekehrt, doch wie lange er da schon stand, konnte Sandro nicht sagen.
    »Habt Ihr etwas Interessantes gefunden?«, fragte Forli.
    »Nein, nichts«, antwortete Sandro im Ton größtmöglicher Gleichgültigkeit. »Trotzdem sollten wir die Villa bis zur Aufklärung des Verbrechens vorsichtshalber von der Garde bewachen lassen.«
    »Einverstanden.« Forli trat zu Sandro. Seine kleinen Augen, schwarz und tief wie Kohlenschächte, hatten auf Sandro noch nie Vertrauen erweckend gewirkt. Aber heute weniger denn je.
    »Hinter den Fliederbüschen befindet sich eine niedrige Mauer«, berichtete Forli. »Dahinter liegt eine schmale Karrengasse, die sich hinunter zum Tiber und zum Vatikan verzweigt. Ein idealer Fluchtweg, denn nachts ist die Karrengasse nicht befahren. An der Mauer habe ich das hier gefunden.«
    Forli hielt einen winzigen roten Stofffetzen hoch. Als Sandro ihn in die Hand nahm, stellte er fest, dass er weich und fein gewoben war. Die Farbe war eindeutig Kardinalsrot. Der einzige Kardinal, der derzeit unter Verdacht stand, war Vincenzo Quirini.
    »So ein Glück, dass der Mörder unvorsichtig genug war, uns eine Spur zu legen«, sagte Sandro und tauschte einen langen Blick mit Forli. »Dank Eurer Suche ist diese Spur gefunden worden.«
    »Ein weiterer Hinweis auf Quirini.«
    »O ja! Und zwar ein überaus deutlicher.« Sandro lächelte und nickte. »Ganze Arbeit, Forli.«
    Forli nahm den Fetzen wieder an sich und verstaute ihn in seiner Uniform. »Dann sollten wir den Besuch bei Eurem Vater
aufschieben und uns jetzt unbedingt auf den

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