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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Flussseite an kalten Wintertagen heißen Wein aus. Die armen Dinger frieren sich sonst ja zu
Tode. Vor fast genau vier Monaten, am ersten Advent, war Maddalena bei mir zu Besuch, und bei der Gelegenheit begegnete sie Porzia. Die beiden unterhielten sich eine Weile drau ßen auf dem Hof. Ich wunderte mich natürlich darüber. Maddalena hatte schon, als sie noch hier wohnte, das Gespräch mit den anderen Huren vermieden, denn sie hasste Freundschaften, die nur Kulisse waren und wo der Neid und der Verrat hinter dem Vorhang hervorlugten – das waren ihre Worte. Seit sie aufgestiegen war, verstärkte sich diese Einstellung noch. Ich war ihre einzige Freundin. Dass jemand wie Maddalena sich mit einer wie Porzia abgab, war erstaunlich, ich kümmerte mich jedoch nicht weiter darum. Erst als ich mitbekam, dass Porzia in Maddalenas Villa ein und aus ging, entstand mein Verdacht, dass diese Frau sie in irgendwelche Geschäfte hineinzog, oder umgekehrt, dass Maddalena Porzia als Helferin für Geschäfte benutzte. Ich weiß bis heute nicht, worum es dabei ging. Ich weiß nur, dass Maddalena tot ist und dass dieses ordinäre Weib von Porzia...«
    In diesem Moment zerbrach ein Kristallkelch in der Hand der Signora. Erschrocken und unfähig zu reagieren, blickte sie in das Spülwasser, wo sich eine Blutspur bildete.
    Antonia dagegen reagierte schnell. Sie hatte sich bei ihrer Arbeit schon tausendmal geschnitten und wusste, was zu tun war, um eine Blutung zu stoppen. Sie goss kaltes Wasser aus einem Krug über die Wunde, entfernte zwei Splitter, säuberte die Wunde erneut und verband sie notdürftig mit frisch gewaschenen Tüchern.
    »So, das müsste fürs Erste halten. Der Schnitt ist nicht tief. Aber Ihr solltet vorsichtshalber einen Arzt aufsuchen, Donna.«
    Zum ersten Mal während des Gesprächs sah Antonia die Signora lächeln. »Nicht doch, liebes Kind. Sag du zu mir, und nenne mich Signora A wie alle anderen.«

    »Gerne, Signora A. Um noch einmal auf Porzia zurückzukommen: Wie ist ihr Familienname, und wo finden wir sie?«
    »Ihren Familiennamen kenne ich nicht – Dirnen brauchen nur einen Vornamen, verstehst du? Und außer dass sie sich in Trastevere herumtreibt, weiß ich nichts über sie.«
    »Wann war sie zum letzten Mal hier?«
    »Das war vor ungefähr einer Woche, als es nachts noch einmal kalt war. Aber jetzt, wo es so warm geworden ist … Manchmal sehe ich sie auch vorn am Tiber über die Brücke rüber ins Trastevere laufen.«
    »Würde es dir etwas ausmachen, Signora A, wenn ich eine Weile bei dir arbeiten würde – ich meine hier am Getränkeausschank? Ich würde auch keine Bezahlung verlangen. Aber für Carlotta und mich ist es wichtig, diese Porzia zu finden. Sie könnte uns wichtige Hinweise geben. Und vielleicht kommt sie ja bald einmal wieder vorbei, oder du siehst sie wieder über die Brücke gehen.«
    Signora A blickte abwechselnd Carlotta und Antonia an. »Sicher, Kindchen, kannst du hier arbeiten. Aber – ich verstehe nicht. Hinweise? Sucht ihr etwa Maddalenas Mörder?«
    »Sagen wir«, antwortete Carlotta, bevor Antonia es tat, »dass wir ein paar Erkundigungen für jemanden einziehen, der den Mörder sucht. Aber bitte, Signora A, das bleibt unter uns. Keines der Mädchen, überhaupt niemand, soll davon erfahren.«
    Die Signora nickte. »Ihr könnt auf mich zählen. In den vergangenen zwanzig Jahren sind einige meiner Mädchen verschwunden oder tot aufgefunden worden, und es war jedesmal schlimm, wenn ich davon erfuhr. Du und ich, Carlotta, wir wissen, wie die römische Polizei mit Morden an Huren umgeht, wie sie unseren Tod ignoriert... Wenn der Mörder dieses Mal gefasst würde, wäre das eine Genugtuung für alle Mädchen, und ganz besonders für mich.«

    »Was hast du dir nur dabei gedacht?«, fragte Carlotta streng. »Ich hatte zugestimmt, dass du mich begleitest, aber es war keine Rede davon, dass du Schankwirtin in einem Hurenhaus wirst.«
    Signora A war zu einem Arzt gegangen, um ihre Schnittwunde behandeln zu lassen, und Antonia und Carlotta waren allein im trüben Licht des Schank- und Animierraumes.
    »Wir suchen nach Porzia, oder nicht? Sie ist momentan unsere einzige Spur.«
    » Ich suche nach Porzia.«
    »Wir sind erfolgreicher, wenn wir uns die Suche teilen. Du suchst im Trastevere nach ihr, weil du dich dort gut auskennst und weißt, wen du fragen musst. Ich bleibe im Teatro und hoffe, dass Signora A diese Porzia zufällig entdeckt. Außerdem erfahre ich von den Mädchen vielleicht

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