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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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wenden.
    »Aber – das geht nicht«, sagte Angelo, der Sandros Gemurmel gehört hatte. Und noch ein anderer hatte es gehört.
    »Warum wollt Ihr zu Quirini?«
    Sandro, dessen Bett von einem weißen Baldachin umspannt war, hatte nicht gesehen, dass sich noch eine weitere Person im Raum befand. Er erkannte die Stimme sofort. Das konnte doch nicht …
    »Eure Heiligkeit!«, rief er und bemerkte, dass zu viel Bestürzung in seiner Stimme lag.
    »Das ist es, was ich Euch sagen wollte«, flüsterte Angelo. »Seine Heiligkeit ist hier.« Und er wiederholte: » Hier .«
    Julius näherte sich und schob Angelo von Sandros Bett weg. »Das ist schon das zweite Mal, dass Ihr in meiner Gegenwart Quirini erwähnt, sobald von Mord die Rede ist. Könnt Ihr mir das erklären, Carissimi?«
    Sandro empfand einerseits Enttäuschung, Julius lebend zu sehen, und andererseits Beruhigung.

    »Es hat nichts zu bedeuten, Eure Heiligkeit. Ich freue mich, Euch bei guter Gesundheit zu sehen.«
    »Gute Gesundheit – das kann man leider nicht von allen meinen Schützlingen im Patrimonium Petri behaupten. Während Ihr geschlafen habt, hat der Mörder Maddalenas erneut zugeschlagen.«
    »Wer ist das Opfer?«
    Der Papst wandte sich an Angelo, der unter dem Blick des Stellvertreters Christi auf die Knie sank.
    »Ich möchte mit Bruder Carissimi allein sein«, sagte Julius und wartete, bis Angelo – unter zahlreichen Verbeugungen – den Raum verlassen hatte. Dann stocherte er mit dem Stock, auf den er sich stützte, in Sandros Bettdecke herum.
    »Steht auf, Carissimi. Die einzigen Menschen, mit denen ich mich unterhalte, wenn sie im Bett liegen, sind Frauen. Die Situation irritiert mich.«
    »Nun, mich irritiert sie ebenso, Eure Heiligkeit. Leider schlafe ich heute unbekleidet, und meine Sachen liegen dort drüben auf dem Stuhl.«
    Julius sah abwechselnd Sandro und Sandros Kutte an, dann zog er die Augenbrauen hoch, zuckte mit den Schultern und schritt gemächlich durch den Raum zum Stuhl, hob die Kutte samt Unterkleid mit dem Stock hoch und hievte sie auf das Bett.
    »Bitte sehr – Exzellenz«, fügte er mit deutlichem Sarkasmus hinzu. Er stocherte erneut in der Decke herum. »Und nun steht endlich auf.«
    Während Sandro dem Befehl folgte und sich anzog, ging Julius langsam durch den Raum.
    »Habt Ihr Wein da?«, fragte der Papst, und Sandro wunderte sich über den vertraulichen Tonfall.
    »In der Kommode, Eure Heiligkeit. Soll ich …«
    »Lasst nur, ich mache das selbst.« Julius öffnete die Kommode
und holte die Korbflasche Wein hervor, die Sandro dort versteckt hatte, außerdem einen Tonbecher. Er schenkte sich den Becher voll und setzte sich auf den Stuhl. Inzwischen hatte Sandro Tunika und Kutte übergestreift.
    Seine Stimme zitterte. »Darf ich noch einmal fragen, Eure Heiligkeit, wer ermordet wurde?« Sandro fand, dass von allen Fragen, die ein Ermittler stellen konnte, diese die schlimmste war. Wer war das Opfer? Wen hatte der Mörder getötet, wen verschont? Es war, als würde man an einem makaberen Glücksspiel teilnehmen. Der Würfelbecher wurde geschüttelt, die Würfel fielen – und einer musste sterben. Wer?
    Julius trank vom Wein und drehte nachdenklich den Becher in seiner Hand. »Sebastiano Farnese.«
    Sandro stieß einen langen Seufzer aus und rieb sich mit den Handflächen das Gesicht. Sebastiano Farnese. Sandro verstand diesen Mord nicht, er glaubte, gar nichts mehr zu verstehen.
    »Ihr kanntet ihn?«, fragte Julius und blickte in den Becher.
    »Ja, Eure Heiligkeit. Er wäre bald mein Schwager geworden.«
    Julius nickte und zog es weiterhin vor, den Becher statt Sandro anzusehen. »Die Farnese haben mich nie gemocht. Sie nennen mich bis heute hinter vorgehaltener Hand einen Emporkömmling, und sie haben meinen Sohn Innocento aufs übelste verspottet.«
    Sandro verübelte es dem Papst, dass er in einem solchen Moment an nichts anderes als seine Animositäten mit den Farnese denken konnte.
    »Ich weiß«, sagte Sandro, »Innocento hat es mir erzählt.«
    »Mein Vorgänger war ein Farnese. Na gut, er war sehr viel gebildeter als ich, beriet sich mit Theologen und widmete der Astronomie seine Aufmerksamkeit, aber was die Vergnügungen angeht – und was die Begünstigung der Verwandtschaft
angeht -, stand er mir in nichts nach. Trotzdem nehmen die Farnese genau das als Vorwand, mich zu verhöhnen. Dieses Geschlecht von Schwindlern, Verrätern, Giftmördern und Zuhältern, das aus Ehrgeiz seine Töchter zu jedem Tyrannen ins

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