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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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dabei ist, uns einen Sündenbock zu präsentieren, einen falschen Schuldigen.«
    Etwas in Forli weigerte sich noch immer, daran zu glauben, auch wenn er zugeben musste, dass Carissimis Verhalten undurchsichtig und hinterlistig war.
    Massa schien seine Vorbehalte zu spüren, denn er sagte: »Wie dem auch sei, Hauptmann, nicht Carissimi sollte im Vordergrund unserer Überlegungen stehen, sondern der Mörder von Maddalena Nera und Sebastiano Farnese.«
    »Da stimme ich Euch voll und ganz zu.«
    »Ihr habt die Möglichkeit, Euren Fehler wiedergutzumachen, Hauptmann. Meinetwegen legt Eure Karten offen und stellt Carissimi zur Rede, wenn Ihr unbedingt wollt. Aber vor allen Dingen ist jetzt wichtig, den Mörder zu überführen. Ihr habt ausreichend Hinweise auf eine Täterschaft oder Mittäterschaft Quirinis.«
    »Was Maddalena Nera angeht, allemal: sein Name auf der Liste, der Fetzen einer Kardinalsrobe auf einer Mauer im Garten, die Zahlung … Was jedoch Sebastiano Farnese betrifft, sehe ich noch keinen Zusammenhang.«
    »Ich kann Euch nicht die ganze Arbeit abnehmen, Hauptmann, aber ich denke, es ist für Euch an der Zeit, Quirini mit allen Verdachtsmomenten zu konfrontieren und, falls er sich nicht entlasten kann, ihn offiziell zu verhören.«
    Massa setzte sich zum Zeichen dafür, dass alles Nötige gesagt worden war, wieder an seinen Schreibtisch, wo er ein beliebiges Dokument zur Hand nahm und in aller Ruhe zu lesen begann.
    Forli war schon an der Tür, als Massa rief: »Ach ja, Hauptmann,
bevor ich es vergesse … Ich hatte vorhin den Eindruck, dass Euch der Name Carlotta da Rimini nicht unbekannt ist.«
    »So ist es, ehrwürdiger Vater. Sie war während des Konzils in Trient und eine Zeitlang verdächtig, die Morde begangen zu haben. Immerhin war sie die Konkubine von einem der Opfer, führte bei ihrer Festnahme einen Dolch bei sich und beherbergte ein irrsinniges Mädchen, das, glaube ich, Inés hieß. Als wir Carlotta da Rimini der Tortur unterwarfen, legte sie ein Geständnis ab. Doch ihre Schuld stellte sich als Irrtum heraus.«
    Massa nickte und wandte sich wieder seinem Dokument zu.
    Forli zögerte einen Moment. »Wieso habt Ihr gefragt?«
    Massas Blick blieb auf dem Papier in seiner Hand haften. »Ihr könnt darauf zählen, nach Abschluss des Falles zum Befehlshaber der römischen Polizei ernannt zu werden. Viel Erfolg, Hauptmann.«
     
    Der Anblick, der sich Sandro am Tiberufer bot, war schauerlich. Sebastianos Leiche lag mit dem Gesicht nach oben auf dem Pflaster, und dadurch wurde auf grauenhafte Weise sichtbar, dass sich Roms hungrige Katzen und vielleicht auch ein paar Ratten reichlich am Fleisch des Toten bedient hatten. Alle Körperstellen, die nicht von der Kutte bedeckt waren, wiesen zahlreiche tiefe Bisswunden auf, bisweilen große Löcher, die bis auf den Knochen reichten. Die Wachen hatten die Tiere vertrieben, aber gegen die Legionen von Fliegen waren sie machtlos – ebenso gegen die Neugierigen, die vom jenseitigen Tiberufer herüberstarrten, weil die Soldaten die Fundstelle am diesseitigen Ufer weiträumig abgeriegelt hatten.
    Sandro kniete neben dem Leichnam und sprach ein Gebet, das er jedoch abbrach, als er feststellte, dass er sich nicht darauf konzentrieren konnte.

    Dieser Tod machte ihn traurig und ratlos. Ratlos, weil die einzige Verbindung, die er zwischen Sebastiano und Maddalena erkennen konnte, die Geschehnisse in der Nacht von Maddalenas Ermordung waren. Und traurig, weil mit Sebastiano nicht nur ein blutjunger Mensch brutal aus dem Leben gerissen worden war, sondern auch einer, der sich ihm anvertraut hatte. Sebastiano hätte seine Beobachtungen für sich behalten können, doch er war zu Sandro gekommen.
    War er deswegen getötet worden?
    Sein Blick richtete sich auf das andere Tiberufer, zum Marcellus-Theater, wo auch das Teatro beheimatet war. War es ein Zufall, dass der Tatort sich in der Nähe des Hurenhauses von Signora A befand? Wer vom Palazzo Ranuccios zum Vatikan laufen wollte, wie Sebastiano es wahrscheinlich vorhatte, konnte mehrere, verschiedene Routen einschlagen, unter anderem auch jene, die vorbei am Marcellus-Theater über die Tiberinsel und die Cestio-Brücke und schließlich nordostwärts am Tiberufer entlang führte. Aber es war nicht auszuschlie ßen, dass Sebastiano diese Route gewählt hatte, um im Teatro einen Zwischenaufenthalt einzulegen, sei es als Kunde des Hauses oder aus einem ganz anderen Grund.
    Sandro überwand seine Scheu und durchsuchte

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