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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Dauerregen. »Du hast wirklich angenommen, ich hätte Maddalena umgebracht?«
    »Ich wüsste nicht, was daran komisch ist«, wagte Sandro zu entgegnen.
    Julius nickte verständnisvoll. »Du bist ungehalten, Carissimi, das kann ich nachvollziehen. Ich selbst war empört über
meine eigene Tat. Niemand hätte ein strengerer Richter als ich persönlich sein können. Du kannst dir nicht vorstellen, welche Vorwürfe ich mir machte. Ich lief auf und ab bis zum Morgengrauen. Am folgenden Tag glich ich eher einem Geist als einem Papst. Abends kam ich hierher in die Sixtinische Kapelle und suchte Trost im Gebet – vergeblich. Gott wollte nichts von mir wissen, und ich begriff, dass ich allein es in der Hand hatte, wieder Ruhe zu finden, indem ich mich mit Maddalena aussprach. Ich wollte wiedergutmachen, was ich ihr angetan hatte, mich entschuldigen, ihr etwas schenken, ihr einen Wunsch erfüllen … Also eilte ich zu ihr, bereit, ihr ein Königreich zu Füßen zu legen.«
    Die Hand des Papstes, die noch immer auf Sandros Arm ruhte, begann zu zucken. Julius’ Gesicht bebte wie unter Stö ßen.
    »Ihr habt sie tot aufgefunden«, flüsterte Sandro.
    Julius nickte, und dann – dann weinte er. Dieses aufgedunsene, ein wenig mitleidlose Gesicht zerfloss, verlor jede Strenge und jede Arroganz.
    »Sie lag auf dem Boden der Wohnhalle, reglos, mit weit geöffneten starren und – und kalten Augen. Da war Blut. Es war noch warm, dieses Blut, aber es floss nicht mehr.« Julius schluckte. »Ich kniete mich neben sie und nahm sie in die Arme, versuchte, sie wachzurütteln. Ich schrie irgendetwas. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff – ich meine, wirklich begriff -, dass sie tot war. Ein ungeheurer Schmerz packte mich, je klarer mir wurde, was ihr Tod bedeutete. Denn genauso schlimm wie ihr Tod war die Tatsache, dass ich sie bei unserem letzten Zusammensein geschlagen habe. Wer sollte mir jetzt noch vergeben?«
    Dieser Aspekt interessierte Sandro momentan am wenigsten. »Was ist mit der Kette, die ich Euch gezeigt habe?«
    Der Papst wischte sich die Tränen von den Wangen. »Deren
blaue Steine den Namen ›Augusta‹ bilden? Diese Kette sah ich an jenem Abend zum ersten Mal. Sie fiel mir auf, als ich Maddalena wieder zu Boden legte, das war kurz nachdem ich ein Geräusch gehört hatte. Da kam ich zum ersten Mal auf den Gedanken, dass der Mörder noch in der Villa sein könnte. Ich verließ die Villa und ging in den Vatikan zurück. Eigentlich rannte ich zurück. Ich war völlig außer mir.«
    »Ihr seid durch die kleine Südpforte gegangen und habt Euch an Massa gewandt.«
    Die geröteten Augen des Papstes verengten sich. »Wer hat dir das erzählt, Carissimi?«
    »Stimmt es denn nicht?«
    »Doch, es stimmt. Das kannst du allerdings nur von Massa wissen oder …«
    »Oder von dem Pförtner. Sein Name ist – oder besser war – Sebastiano Farnese.«
    »So? Das wusste ich nicht. Ich war viel zu durcheinander, um auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Ich brachte es gerade noch zustande, Massa zu wecken und ihm zu schildern, was ich gesehen hatte. Er sagte, er werde sich um alles kümmern. Als er von der Villa zurückkehrte, war ich wieder halbwegs bei Verstand. Ich sagte ihm, ich wolle dich einweihen. Massa hatte Bedenken, er wollte die Umstände von Maddalenas Tod verfälschen, um keine bösen Gerüchte aufkommen zu lassen, und schließlich stimmte ich zu, dass er dir irgendeine Lügengeschichte von einer Dienerin erzählt, die angeblich Maddalena tot aufgefunden hat.«
    Sandros verärgertes Seufzen brachte Julius dazu, sich umgehend zu rechtfertigen. »Ich sagte ja, ich war durcheinander. Immerhin bestand ich auf dir als Ermittler, denn ich wollte – und will immer noch -, dass Maddalenas Mörder gefunden wird. Das machte ich Massa unmissverständlich klar, und er machte sich sofort auf den Weg zu dir.«

    »Was ist mit Forli? Warum wurde er hinzugeholt?«
    »Das ist eine ganz andere Geschichte.«
    »Erzählt sie mir.«
    »Ich bin nicht zu deiner Unterhaltung hier, Carissimi. Ich beichte.«
    »Das ist Teil der Beichte.«
    »Das sehe ich anders.«
    »Wollt Ihr die Absolution, oder wollt Ihr sie nicht, Eure Heiligkeit – mein Sohn?«
    »Hast du niemals Angst, Grenzen zu überschreiten, Carissimi?«
    »Menschen, die nie Grenzen überschreiten, Eure Heiligkeit, sind Gefangene.«
    »Was du gerade tust, nennt man Erpressung.«
    »Man nennt es auch Buße. Für Vergebung bezahlt Ihr mit Wahrheit.«
    Julius nahm ruckartig die Hand von

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