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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Es kam zu einem schnellen Wortwechsel, bei dem ich irgendwann eine heftige Bewegung machte und dabei eine Vase umstieß. Sie war aus chinesischem Porzellan und zerbrach. Maddalena hatte diese Vase sehr gemocht. In ihrer Aufregung schrie sie mich an und da – da … Gott, ich …«
    Julius’ nach oben gerichteter Blick kroch über die Scheidung des Lichts von der Finsternis, sprang von Bild zu Bild, von der Altarwand zur Eingangswand, von dort zu den Fenstern, von Moses zu Jeremia zu Jesaja, umherirrend wie ein Suchender, ein Hilfesuchender – und sank urplötzlich zu Boden.
    Julius schloss die Augen, verharrte erstarrt. Sein Atem ging schwer. Als er die Augen wieder öffnete, erkannte Sandro die gewaltige Qual eines von Schuld erdrückten Mannes.
    »Ich habe sie geschlagen.«
    Sandro meinte, sein Herz bleibe stehen. Der Papst war dabei, ihm ein Verbrechen zu gestehen, das schlimmste Verbrechen überhaupt.
    »Ich hatte getrunken«, fuhr Julius zerknirscht mit der Beichte fort, »zu viel getrunken in der langen Zeit, in der ich auf sie gewartet hatte. Ehe ich mich versah, hatte ich Maddalena ins Gesicht geschlagen. Zu allem Unglück riss ihr der Fischerring, den
ich trug, die Wange auf. Als ich die Wunde sah, ging ich auf Maddalena zu, um mich zu entschuldigen, aber sie warf mir ein paar Worte an den Kopf, die mich – sehr verletzt haben. Und dann schlug ich sie noch einmal. Und noch einmal. Sie fiel zu Boden. Es war fürchterlich. Es war – war …«
    »Die Hölle«, flüsterte Sandro zu sich selbst, doch Julius hörte es. Der Papst ergriff Sandros Arm fast mit derselben Heftigkeit, mit der seine Mutter sich gestern daran festgehalten hatte.
    »Ja«, sagte Julius. »Ja, genau so. Die Hölle inmitten der Liebe. Oh, ich habe sie geliebt, wirklich geliebt, wie ich noch nie einen Menschen geliebt habe … Nach Innocentos Tod war sie die Einzige, die mir noch etwas bedeutete. Sie hat – sie hat das Leben in mein Leben gebracht, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Gott, dachte Sandro. Maddalena hatte den Platz Gottes in Julius’ Leben eingenommen – und war ebenso wie Gott aus diesem Leben vertrieben worden.
    Der Papst ließ die Hand auf Sandros Arm liegen, doch sein Griff lockerte sich. »Es dauerte nur wenige Momente, so lange, wie es dauert, ein Gebet zu sprechen, dann war es vorbei. Ich kam mir vor, als erwache ich. Ich sank neben sie, neben Maddalena. Sie war – war …«
    »Tot«, sagte Sandro.
    Julius suchte Sandros Augen, doch Sandro hatte Mühe, den Blick auf Julius zu richten, und hielt ihn gesenkt.
    »Was meinst du mit tot?«, fragte Julius. »Sie war nicht tot, sondern bei halbem Bewusstsein. Wie kommst du darauf, dass sie tot war?« Julius forschte in Sandros Gesicht. »Oh, du denkst doch nicht etwa, dass ich … Aber von diesem Abend spreche ich doch überhaupt nicht.«
    »Äh – nicht?«
    »Nein, von dem Abend davor, dem späten Abend des neunten April. Maddalena lag bei halbem Bewusstsein auf dem
Bett, und ich verließ die Villa. Das war das letzte Mal, dass ich sie lebend gesehen habe.«
    Sandro runzelte die Stirn und versank in Gedanken. Er hätte genug Material gehabt, um sich die nächsten zehn Nächte den Kopf zu zerbrechen, zum Beispiel darüber, dass ein Heiliger Vater seine Geliebte prügelte oder dass derselbe Heilige Vater sich ausgerechnet ihn aussuchte, um diese Untat zu beichten. Beides stieß bei ihm auf tiefste Abneigung. Was ihn jedoch in diesem Moment stärker beschäftigte, waren die Konsequenzen, die sich aus der Aussage – der Beichte – des Papstes für den Fall ergaben.
    Er ging davon aus, dass Julius ihm die Wahrheit gesagt hatte – wieso sollte jemand Lügen beichten? Maddalena lebte also noch, als Julius ging. Sie war durch die Schläge verletzt, aber nicht getötet worden, denn selbst wenn man annähme, dass sie im Laufe der Nacht vom neunten auf den zehnten April an den Folgen ihrer Verletzungen gestorben war, würde das nicht die tödliche Stichwunde in ihrer Brust erklären. Sie starb, wie bisher angenommen, am Abend des zehnten April, insofern gab es nichts zu korrigieren.
    Etwas anderes gab Sandro zu denken: Wenn die blauen Flecke, Risse und Schwellungen an Maddalenas Körper nicht vom Mörder stammten, kam auch eine Frau als Täter infrage. Und Quirinis Handverletzung, die Sandro bei dem Gespräch mit ihm bemerkt hatte, verlor plötzlich an Bedeutung.
    »Das ist fast schon komisch«, sagte Julius, dessen Gesicht sich langsam aufheiterte wie nach tagelangem

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