Die Huren des Apothekers
über das, was ihr angetan ward,
jedoch, als ich endlich da war, redete sie mit mir über nichts
anderes. Wie stattlich ihr Bezwinger gewesen sei, wie er sie sich
gefügig gemacht habe mit Koseworten und Getändel, wie er ihren
letzten Widerstand mit schierer Muskelkraft gebrochen habe, ohne ihr
auch nur einen blauen Flecken beizubringen. Liebe nannte sie es!«
Wieder das grässliche Lachen, das mehr dem Meckern einer Ziege
ähnelte. »Er müsse sie geliebt haben, dass er nur ihrer
körperlichen Reize wegen den Wagen angehalten habe, denn ein jeder
Räuber hätte sehen können, dass nur Grünzeug darauf lag. Glaubst
du das auch?«
Eingeschüchtert schüttelte die Frau den Kopf,
dann nickte sie, aber es schien Henslin völlig egal zu sein, was sie
dachte, denn er fuhr sogleich mit seiner Erzählung fort.
»Als ich schon ein Jahr in der Lehre bei einem
Kräuterhändler war, erzählte sie mir endlich die volle Wahrheit,
denn sie bekam gerade von einem fahrenden Händler geschildert, wie
ihr Geliebter endlich gefasst und hingerichtet worden war. Sie nannte
mir seinen Namen: Peter Nirsch.«
Luzia sog scharf die Luft ein. Der Name sagte ihr
etwas. Und auch der Frau auf der Brücke schien er kein Unbekannter
zu sein, denn sie hob ihren Kopf und starrte Henslin mit weit
aufgerissenen Augen an. Peter Nirsch! Mehr als fünfhundert Menschen
hatte er gemordet, was noch über zwei Jahrzehnte nach seiner
grausamen Hinrichtung Stoff genug für hundert Moritaten bildete.
»Er schloss einen Pakt mit dem Teufel, der ihm
verriet, wie er als vielfacher Mörder und Räuber unbehelligt
bleiben konnte. Wenn er sich daran gehalten hätte, würde er noch
immer durch die Lande ziehen, rauben und morden, wie es ihm gefiel.
Weißt du, welche Anleitung er befolgte?«
Die Nackte regte sich nicht, bis Henslin sie mit
der Rute anstupste. Sofort beeilte sie sich, heftig den Kopf zu
schütteln.
»Sein Rezept machte ihn unverwundbar. Niemand
erkannte ihn, auch wenn er ihn beim Morden beobachtet hatte und
gleich darauf neben ihm im Wirtshaus saß. Er aß das Herz eines
ungeborenen Kindes.«
Luzia blieb die Luft weg. Ihr Herz begann zu
schlagen, als ob es aus ihrem Brustkorb fliehen wolle. Ihr wurde
schwarz vor Augen und sie musste alle Beherrschung aufbringen, dass
sie nicht in dem Kasten zusammenfiel und durch die Tür vor Henslins
Füße kippte. Grundgütiger Gott und alle Heiligen, das durfte nicht
wahr sein! Als sie hier eingedrungen war, hatte sie eine miese
Gaunerei erwartet, aber dass sie es hier mit Hexerei zu tun bekam,
mit schwarzer Magie der schlimmsten Art, damit hatte sie nicht
gerechnet. Wäre sie doch niemals hierhergekommen!
In aller Seelenruhe drehte Henslin sich herum und
griff nach dem Messer, mit dem seine Gattin die Mumienbinden
aufgeschnitten hatte. Er trat vor die gefesselte Frau. Sie begann zu
kreischen. Luzia biss sich auf die Lippen, um nicht laut
loszubrüllen. Wie vorhin wollte sie die Lider zusammenpressen, aber
die grausige Szene ließ sie nicht los, sie musste hinschauen, jede
Einzelheit in sich aufsaugen. Von unten stieß Henslin das Messer in
den Leib der Frau, zog es nach oben. Das Schreien ließ nicht nach,
die Nackte riss an ihren Fesseln, wand sich, versuchte zu entkommen.
Ein Schwall Blut klatschte auf den Holzboden unter ihr. Henslin
kniete sich hin. Luzia dankte Gott dafür, dass er mit seinem Körper
verdeckte, was er dort tat. Die Geräusche reichten ihr, dass sie für
den Rest ihres Lebens genug für Alpträume erfuhr. Über das
infernalische Gebrüll der Mutter hinweg hörte sie Knirschen und
Schmatzen, von dem sie nicht wissen wollte, was es hervorrief.
Jetzt ,
konnte sie nur denken. Er ist abgelenkt! Mit
bebenden Fingern griff sie nach dem Steg, mit dem sie den Deckel des
Mumienkastens hinter sich zugezogen hatte, und drückte. Wenn sie,
während er sich seinem Laster hingab, forthuschen konnte, wenn sie
floh … Der Deckel klemmte. Luzia lehnte ihr gesamtes Körpergewicht
dagegen, doch er rührte sich nicht. Nur kein
Geräusch! Mit aller Behutsamkeit, die sie
trotz der Hektik aufbringen konnte, presste und ruckte sie –
vergebens.
Auf einmal hielt sie inne. Henslin
drehte sich herum. Er hat mich gehört! Stocksteif und mit angehaltenem Atem wartete sie darauf, dass er sich
aufrichtete, zum Kasten trat, den Deckel herunterriss und sie
herauszerrte.
Doch er blickte an ihr vorbei. In seinen Händen
hielt er einen blutigen Brocken. Luzia weigerte sich zu erkennen,
worum es sich dabei handelte. Er
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