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Die Hurenkönigin (German Edition)

Die Hurenkönigin (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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sollten es zumindest versuchen.« Die Zimmerin ließ ihre Blicke über die Runde schweifen und forderte nun die Huren auf, von Freiern mit ausgefallenen Sonderwünschen zu berichten, die sie zu Schäferstündchen außerhalb des Frauenhauses bestellten.
    »Ach Gott, Meistersen, was verlangt Ihr denn da von uns! Ihr wisst doch selbst, dass es in unserm Gewerbe nichts gibt, was es nicht gibt.« Die alte Irmelin verdrehte die Augen.
    Die Hurenkönigin musste unwillkürlich grinsen. »Ich will ja auch keine tolldreisten Geschichten aus deinem langen Hurenleben hören, sondern nur das, was für uns in Betracht kommt. Es geht mir in erster Linie um Grobiane und Frauenquäler.«
    Nach und nach fingen die Frauen an zu berichten. Kaum etwas fehlte in ihren Schilderungen: Sodomiten, die auf den verbotenen Analverkehr fixiert waren, hochstehende Herren, die sich daran ergötzten, Huren zu demütigen und zu erniedrigen.
    Als die Reihe an die Gräfin kam, bemerkte sie spöttisch: »Mit solchen Galanen kann ich leider nicht aufwarten! Oder soll ich euch vielleicht von meinen Weiberknechten erzählen? Einer davon ist sogar ein Marienverehrer. Ist ganz keusch und züchtig, der Adelsknabe, und hat nur den Wunsch, von mir gezüchtigt zu werden …«
    »Lass gut sein, Gräfin«, unterbrach sie die Hurenkönigin. »Dulder und Schmerzensbrüder sind für uns uninteressant. Ein Büßer wird nicht zum Folterknecht und ein Folterknecht nicht zum Büßer. Zumindest habe ich so was noch nicht erlebt.«
    Die Huren stimmten ihr zu. Es war bereits Nacht geworden, als die Hurenkönigin die Runde auflöste. Müde und gähnend begaben sich die Frauen nach oben auf ihre Zimmer.
    »Geh schon mal vor, ich komme gleich nach«, sagte Ursel zu Bernhard und ging noch einmal durch die Wohnstube, um die Vorhänge zuzuziehen und die Kerzen zu löschen. Gerade wollte sie mit einem Talglicht in der Hand die Tür hinter sich schließen, als ein Knarren im Halbdunkel sie zusammenschrecken ließ.
    »Ich muss Euch noch was sagen, Meistersen«, flüsterte eine Stimme. Im diffusen Licht der Talgkerze konnte Ursel die wuchtige Statur von Josef ausmachen, der im Hausflur auf sie gewartet hatte.
    »Ich wollte vorhin bei den anderen nicht darüber sprechen«, begann Josef kleinlaut. Die Hurenkönigin hatte sich mit ihm am Tisch niedergelassen, dem Frauenhausknecht und sich selbst einen Becher Wein eingeschenkt und die Wachskerze angezündet. Obwohl es bereits nach Mitternacht war und sie sich schon auf ihr Bett gefreut hatte, war sie doch froh über Josefs Sinneswandel und gespannt darauf, was er ihr zu berichten hatte.
    »Das, was ich Euch jetzt sage, muss unbedingt unter uns bleiben«, raunte der stiernackige Mann und blickte angstvoll zur Tür. »Denn wenn das ruchbar wird, lande ich am Ende noch auf dem Scheiterhaufen …«
    Die Zimmerin musterte ihn erstaunt. »Die Tür ist zu, und mir kannst du vertrauen. Sprich nur, keiner kann uns hören.«
    »Also, vor ein paar Monaten, das muss so Ende April gewesen sein, komme ich sonntags abends aus der Leonhardschenke. Es war schon stockdunkel und außerdem sehr windig. Ich wollte schnell heimgehen, als mich plötzlich eine Frau angesprochen hat. Ich bin zusammengezuckt, denn ich hatte sie gar nicht kommen sehen in der dunklen Gasse, so schwarz gewandet, wie die war. Und sie trug einen schwarzen Schleier vorm Gesicht. Ich bin ja kein Angsthase, aber die war mir irgendwie unheimlich. Offenbar hat sie gewusst, wer ich war, und hat auf mich gewartet – in die Schenke hatte sie sich wahrscheinlich nicht getraut. Jedenfalls flüsterte sie mir zu, sie komme im Auftrag ihrer Bruderschaft, um eine Hure bei mir zu bestellen. Ich war ganz verdattert, weil es sonst Kerle sind, die was von mir wollen, jedenfalls hat sie zu mir gesagt, dass sie so ein Frühlingsfest feiern, und dazu hätten sie gerne eine Hübscherin. Das hörte sich harmlos an, trotzdem war’s mir nicht ganz geheuer. Ich hab sie gefragt, was das denn für eine Bruderschaft wäre, schließlich muss ich ja wissen, an wen ich meine Mädels vermittle, und da hat sie bloß gesagt: ›Wir frönen dem äffischen Kult‹, und mir einen Silbertaler zugesteckt. Ich konnte mir nichts drunter vorstellen, aber als sie sagte, sie würde mir bei Ablieferung der Hure noch mal zwei Silbertaler zahlen, war ich einverstanden. Das war ja eine ordentliche Stange Geld, wer hätte da schon widerstehen können. Ich sollte eine Hure, die ruhig ein bisschen verderbt aussehen könne, aber

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