Die Hurenkönigin (German Edition)
die uns in ein Büßerinnenhaus stecken wollen, etwas mit Rosis Tod zu tun haben …«, sinnierte sie. »Die tote Katze an der Tür und die Botschaft weisen jedenfalls in diese Richtung.«
»Wir müssen diese Leute, allen voran die Nonnen des Sankt-Spiritus-Ordens, unbedingt im Auge behalten«, bemerkte die Lohnsetzerin ernst.
»Das sollten wir tun.« Die Hurenkönigin musterte die Frauen am Tisch mit sorgenvoller Miene. »Wie auch immer …«, seufzte sie. »Unsere Gildeschwester wurde außerhalb des Frauenhauses gefoltert und getötet und dann in den Main geworfen. Also keine Extratouren mehr, wenn euch euer Leben lieb ist! Ich weiß, dass einige von euch auch außerhalb des Frauenhauses anschaffen gehen. Ihr wisst alle, dass euch das seitens der Stadt strengstens verboten ist. Ich habe die ganze Zeit ein Auge zugedrückt, weil ich euch eure Nebenverdienste nicht abspenstig machen wollte, aber in Zukunft läuft da nix mehr, ist das klar? Jede, die bei einer Extratour erwischt wird, fliegt raus!«, erklärte Ursel mit aller Strenge.
Dann wandte sie sich an den Frauenhausknecht. »An welche Freier hast du Rosi außerhalb des Frauenhauses vermittelt? Und wer von ihnen könnte als ihr Mörder in Frage kommen?« Die Hurenkönigin blickte Josef eindringlich an.
»Muss das denn sein, dass dabei alle zuhören?«, brummelte er unwirsch.
»Ja, das muss sein, weil vielleicht andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben und ihnen dazu was einfällt«, beschied ihn die Zimmerin barsch.
»Und wenn das doch der Hausierer war, der sie so verstümmelt hat? Immerhin war er ihr letzter Freier«, gab Josef zu bedenken und erntete damit zustimmendes Gemurmel in der Runde.
»Ich glaube nicht, dass dieser abscheuliche Mord dem Hausierer angelastet werden kann. Er befand sich ja auch mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht mehr in Frankfurt. Nein, mein Gefühl sagt mir, dass wir uns da anderweitig umschauen müssen. – Wer hasst Frauen so sehr, dass er ihnen das antut? Das frage ich mich schon seit der Leichenschau. Wer so etwas macht, ist eine Bestie, so viel steht fest. Und ich halte es nicht für abwegig, dass der Mörder einer von Rosis Freiern war. Deswegen will ich jetzt von dir hören, Josef: An welche Freier hast du Rosi außerhalb des Frauenhauses verkuppelt?« Die Zimmerin wies ihre Stellvertreterin an, sich Notizen zu machen, und blickte den Frauenhausknecht abwartend an.
Josef überlegte einen Augenblick, ehe er zur Antwort gab: »Das waren in erster Linie Geldsäcke. Wenn die ihre Saufgelage abgehalten haben, wollten sie immer auch ein paar Huren dabeihaben, mit denen sie sich vergnügen konnten. Sie sind zwar manchmal ein bisschen grob geworden, aber gequält hat die Rosi keiner von denen – das hätte ich auch gar nicht zugelassen!« Der Frauenhausknecht blickte stolz in die Runde und fuhr fort: »Und dann waren da noch ein paar Mönche aus dem Barfüßerkloster, zu denen die Rosi ab und zu hin ist. Ihr wisst doch, den Kuttenträgern ist ja der Besuch des Frauenhauses verboten. Was natürlich noch lange nicht heißt, dass die nicht auch der Hafer sticht. Und da hab ich die Rosi dann bei Nacht und Nebel ins Kloster eingeschleust. Sie ist nicht gerne hingegangen, denn es war kein leichtverdientes Geld, diese verstockten Kerle abzufertigen. Aber Frauenquäler waren das auch keine, eher das Gegenteil. Manche von den Brüdern hatten es gern, wenn sie von der Rosi ausgepeitscht wurden …«
»War da auch der Abt dabei?«, unterbrach ihn Ursel empört. »Der hat doch die Eingabe mit unterschrieben, dass das Frauenhaus geschlossen werden soll!«
»Das kann ich nicht genau sagen. Die sehen doch alle gleich aus in ihren braunen Kutten. Aber wundern tät mich das nicht bei diesem Pack«, erwiderte Josef und erklärte abschließend: »Das war’s, Meistersen, mehr gibt’s nicht zu sagen.«
Ursel hatte das unbestimmte Gefühl, dass Josef etwas zurückhielt, doch ihn darauf festzunageln brächte wenig. Daher ließ sie es einstweilen dabei bewenden und wandte sich an die schlaue Grid.
»Wir sollten uns die nächsten Tage mal zusammensetzen und eine Liste mit Rosis Stammfreiern erstellen.«
»Das dürfte nicht so einfach sein«, entgegnete die Lohnsetzerin. »Rosi war sehr gut im Geschäft und hatte mindestens hundert bis hundertfünfzig Freier im Monat. Und es gab Dutzende, die regelmäßig zu ihr gekommen sind, das weißt du selbst. Na ja, ein paar Namen werden wir schon zusammenkriegen.«
»Das denke ich doch auch. Wir
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