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Die Hurenkönigin (German Edition)

Die Hurenkönigin (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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sein.«
    »Na, dann werde ich halt beim Herrn Oberförster ein gutes Wort für dich einlegen«, sagte die Hurenkönigin.
    »Hört mir nur mit dem auf …«, knurrte Josef.
    Wenig später erreichten sie das Affentor und fuhren auf dem Steg über den Stadtgraben. Sie hielten sich rechts in Richtung der Ortschaft Mörfelden. Entlang der Landstraße erstreckten sich Weinberge, in denen sich Weingärtner und ihre Helfer zu schaffen machten. Die Weinstöcke hingen prallvoll mit hellgrünen, noch unreifen Trauben. Direkt an die Hänge schloss sich dichter Tannenwald an, der den Weg in Schatten tauchte. Zahlreiche Pferdefuhrwerke, beladen mit Fässern, Obst und Gemüse, kamen ihnen entgegen, und bald erreichten sie ein großes Gut, das von einer hohen Steinmauer eingefasst wurde.
    »Das muss der Riedhof sein, dann sind wir ja gleich da«, sagte Josef und seufzte.
    »Lass es doch erst mal auf dich zukommen. Vielleicht gefällt es dir ja dort«, suchte ihn die Hurenkönigin zu ermutigen.
    Dann waren sie am Forsthaus angelangt, wo sie Oberförster Staudinger schon mit vorwurfsvoller Miene erwartete. Ehe er zu einer Beschwerde ansetzen konnte, entschuldigte sich die Zimmerin für die Verspätung und erklärte, es habe an ihr gelegen, sie habe sich noch ein wenig herrichten müssen.
    Der Oberförster lächelte nachsichtig und grummelte: »So sind sie halt, die Weibsleute … Ich hatte gar nicht erwartet, dass Ihr überhaupt mitkommt!« Er fuhr sich mit der Hand über das ungekämmte Haar.
    »Ich hoffe, es kommt Euch nicht ungelegen«, entgegnete die Hurenkönigin und ergriff dankend seine Hand, um vom Kutschbock zu steigen.
    »Keineswegs, ganz im Gegenteil! Wann haben wir hier draußen schon mal Damenbesuch«, sagte er galant.
    Die Hurenkönigin machte die beiden Männer miteinander bekannt. »Der Josef ist fleißig und aufrichtig und hat uns all die Jahre gute Dienste geleistet.«
    Staudinger musterte Josef wie einen Zuchtbullen. »Ein baumlanges, starkes Mannsbild ist er ja«, äußerte er anerkennend. »Wenn er auch so zupacken kann, wie er ausschaut, dann bin ich zufrieden. – Gut, dann zeige ich dir mal deine Unterkunft. Die Holzleute schlafen da hinten bei den Stallungen.« Er deutete auf einen langgestreckten Holzschuppen auf der gegenüberliegenden Hofseite. »Ihr fahrt am besten mit der Kutsche vor, dann könnt ihr gut ausladen. Ich komme gleich nach.«
    Die schlauchartige Kammer war spartanisch eingerichtet. Auf dem hartgestampften Lehmboden lagen mehrere Strohsäcke mit Decken, vor dem Fenster aus Weidengeflecht stand ein wurmstichiger Holztisch mit zwei grobgezimmerten Bänken. Josef sah sich verdrießlich um. »Noch nicht mal eine eigene Stube …«, murmelte er mürrisch.
    »Wir sind hier nicht im Hause Limpurg«, mokierte sich der Oberförster. »Such dir einen Platz für deine Matratze und dein Federbett. Die Kleidertruhe kannst du danebenstellen, und dann machen wir uns an die Arbeit. Die Holzleute sind schon im Morgengrauen losgezogen. Es gibt genug zu tun.«
    Josef lud mit finsterer Miene die Sachen vom Wagen und platzierte sie so weit wie möglich von den Schlafstätten der anderen entfernt, während die Zimmerin das Kissen und die Decke mit frisch gestärkten Leinenbezügen versah.
    Draußen auf dem Hof verabschiedete sie sich von Josef, indem sie den Hünen, der seine Bewegtheit mit Bärbeißigkeit zu kaschieren suchte, mütterlich umarmte und ihm einen guten Einstieg wünschte.
    Ehe sie sich wieder auf den Kutschbock setzte, wandte sie sich unversehens an den Oberförster. »Ihr kennt Euch doch gewiss in Sachsenhausen gut aus und könnt mir sagen, wo sich die verschiedenen Güter der Adelsleute befinden. Ich möchte sie mir nämlich einmal anschauen.«
    Staudinger runzelte erstaunt die Stirn. »Anschauen werdet Ihr sie können, aber einlassen werden sie Euch gewiss nicht«, beschied er ihr.
    »Davon bin ich auch nicht ausgegangen«, erwiderte die Zimmerin verschnupft. »Aber Gucken wird ja wohl erlaubt sein.«
    »Dagegen kann keiner was haben. Ihr werdet nur nicht viel sehen von außen, denn die sind alle von hohen Mauern umgeben, diese Höfe. Das sind die reinsten Trutzburgen. Sie sind auch nicht schwer zu finden. Die Höfe der Ritter von Sachsenhausen und von Praunheim liegen direkt am Main. Von hier aus gesehen rechts neben dem Brückentor. Unten am Schaumaintor liegt der Gutshof der Herren von Urberg, und gleich hier vorne ist der Riedhof. Den habt ihr vorhin bestimmt gesehen. Das ist das größte

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