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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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lediglich an den für die Messebesucher aufgestellten hölzernen Abortbuden herrschte reges Kommen und Gehen. Um die wenigen Fischer, die am Flussufer damit beschäftigt waren, Fische auszunehmen, zu salzen und in Holzfässer zu schichten, tummelte sich eine große Schar Möwen, die sich mit lautem Geschrei um die Abfälle balgten. Neben den Männern brannte ein kleines Lagerfeuer, über dem sie einige Fische rösteten.
    Ursel grüßte die Fischer mit den wettergerbten Gesichtern mit einem Winken.
    »Wollt Ihr ein Stück Bratfisch, Hübscherin?«, fragte einer der Fischer.
    Die Hurenkönigin verspürte zwar keinen Hunger – Bernhards Geständnis lag ihr noch zu schwer im Magen – , doch sie wollte die freundlichen Leute nicht brüskieren.
    Der Fischer schnitt von einem Kanten Brot, der neben einem Bierkrug auf einem Fassdeckel lag, eine dicke Scheibe ab, legte einen Bratfisch darauf und reichte das der Hurenkönigin mit den Worten: »Lasst es Euch schmecken! Ein kühles Bier könnt Ihr auch noch kriegen, wenn Ihr wollt.«
    »Danke, warum nicht«, erwiderte Ursel. Sie nestelte aus ihrem Brustbeutel ein paar Münzen hervor, die sie dem Mann zusteckte, wohl wissend, dass der Fischer das Geld sicher gut gebrauchen konnte.
    »Gott vergelt’s«, sagte er und füllte zwei Becher für Ursel und Irene. »Ihr könnt es Euch dahinten auf dem Boot bequem machen, da kriegt Ihr auch noch was vom Feuer ab«, schlug er vor und wies auf ein umgedrehtes Holzboot, das hinter der Feuerstelle lag.
    Als sich Ursel und Irene darauf niedergelassen hatten, fragte die Hurenkönigin in schroffem Tonfall: »Und wieso haben sie dich gehen lassen? Deine Mutter ist doch noch auf der Wache, oder?«
    Die junge Ulmerin nickte. »Ja, Mutter wird noch verhört. Dieser Fauerbach hat sich regelrecht an ihr festgebissen. Mich hat er nur weggeschickt, weil der Fugger dem Bürgermeister versichert hat, dass ich die ganze Nacht bei ihm im Trierischen Hof war«, erklärte sie und blickte die Zimmerin offen an. »Aber wirklich froh bin ich darüber auch nicht, dazu mache ich mir viel zu schlimme Sorgen um Mutter. Ich habe mit Engelszungen versucht, den Untersuchungsrichter von seinem falschen Verdacht abzubringen, aber der Kerl ist ja derart vernagelt!« Sie zuckte ratlos mit den Schultern. »Ich weiß nicht so recht, wie ich ihr momentan helfen soll. Darum wollte ich noch mal in Ruhe mit Euch darüber sprechen, denn Ihr kennt Euch in Frankfurt aus und seid eine einflussreiche Person. Vielleicht fällt Euch ja etwas ein.« Sie lächelte die Hurenkönigin entwaffnend an.
    Dass die junge Hübscherin so tat, als wäre zwischen ihnen gar nichts gewesen, ließ Ursels Zorn noch weiter aufflammen. »Darüber werde ich mir zu gegebener Zeit Gedanken machen«, erklärte sie barsch, trank von ihrem Bier und hielt Irene das Fischbrot hin. »Da, iss du es! Mir ist der Appetit vergangen.«
    Irene musterte sie beklommen. »Ich frage mich schon die ganze Zeit, wer Uffsteiner so etwas Bestialisches angetan hat. – Mutter war es jedenfalls nicht! Sie könnte keiner Fliege was zuleide tun.«
    Als die Hurenkönigin darauf nichts entgegnete und sie nur mit angespannter Miene betrachtete, kräuselte Irene die Stirn. »Seid Ihr denn immer noch böse auf mich wegen … der Ausflugsfahrt?«, fragte sie betreten.
    »Wenn die Messe vorbei ist, bist du draußen!«, stieß Ursel in feindseligem Ton hervor.
    »Aber es war nicht so, wie Ihr denkt!«, rief Irene bestürzt. »Herr von Wanebach war so niedergeschlagen, als er aus Eurem Zimmer kam. Er sah aus, als würde er jeden Moment zusammenbrechen. Und da habe ich ihm angeboten, sich bei mir ein wenig hinzusetzen, und habe ihm einen Schoppen Branntwein gebracht. Dann hat er mich zu einer Schlittenpartie eingeladen. Aber wir haben uns nur angeregt unterhalten, sind in einem Wirtshaus eingekehrt und dann wieder zurückgefahren. Er hat mich nicht ein einziges Mal angerührt. Herr von Wanebach ist ein Ehrenmann, wie es nur wenige gibt.« Irene blickte die Zimmerin eindringlich an. »Bitte glaubt mir, mehr ist wirklich nicht passiert«, erklärte sie mit ernster Miene.
    »Nein, mehr ist nicht passiert. Er hat sich nur in dich verliebt!«, platzte es aus Ursel heraus, und Tränen traten ihr in die Augen.
    Irene fehlten zunächst die Worte, fassungslos schüttelte sie den Kopf. »Das kann doch nicht sein!«, murmelte sie verstört. »Von einem so gelehrten und vergeistigten Herrn wie ihm hätte ich das niemals erwartet …«
    »Das solltest

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