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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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zuwider. Er hatte früh beschlossen, etwas Anständiges zu lernen, und sich für die Rechtslehre entschieden. Bald wurde sie ihm zu einer Passion, an die kaum etwas anderes heranreichte, auch die wohlfeilen Frauen nicht, die den jungen, ernsten Studenten im Universitätsviertel immer umgarnten – und erst recht nicht die überspannten Patriziertöchter seiner Heimatstadt, von denen viele ein Auge auf ihn geworfen hatten.
    Außer einer Männerfreundschaft zu einem ehemaligen Kommilitonen, die er insgeheim noch pflegte, lebte Martin ohne jegliche Bindung – seine Mutter ausgenommen, die er, im Gegensatz zum gestrengen Vater, aufrichtig liebte und verehrte.
    Als Martin Fauerbach am Frauenhaus energisch die Türklinke drückte, musste er jedoch feststellen, dass die Tür verschlossen war. Unwirsch betätigte er mehrfach den Türklopfer und wartete voller Ungeduld, dass man ihm Einlass gewährte. Doch es dauerte eine geraume Weile, bis Schritte zu hören waren, und er genierte sich allmählich vor den Passanten, die ihn anzüglich angrinsten und freche Kommentare von sich gaben.
    Martin schnaubte und starrte mit fast flehender Miene auf das Portal. Endlich öffnete sich die Tür, aber zu seiner Verblüffung stand ihm anstelle einer gelbgewandeten Hübscherin ein baumlanger Bursche gegenüber, der ihn aus verschlafenen Augen anblinzelte und grummelte: »Die Meistersen kommt gleich runter.« Der Mann trat ein Stück zur Seite und ließ ihn ein.
    Während sein Blick auf der muskulösen Männerbrust des Hünen lag, die das nachlässig zugeknöpfte Wams nur notdürftig bedeckte, fragte der Untersuchungsrichter in amtlichem Ton: »Und wer seid Ihr?«
    »Franz Ott – ich bin hier der Hausknecht«, erwiderte der Mann und führte den Besucher in den Schankraum, wo es nach schalem Bier und abgestandenem Wein roch.
    »Das stinkt ja hier zum Gotterbarmen«, murrte der Untersuchungsrichter angewidert und fächelte sich Luft zu. »Kann Er nicht mal ein Fenster öffnen?«
    Franz tat wie ihm geheißen. »Sonst noch was?«
    Der Jurist, der sich von der Impertinenz des Hausknechts und von seiner ungeschlachten Männlichkeit gleichermaßen provoziert fühlte, erwiderte prompt: »Durchaus!« Triumphierend sah er den verdatterten Mann an und fragte: »Wer arbeitet denn sonst noch hier?«
    Franz zuckte die Achseln und entgegnete mürrisch: »Na, die Hübscherinnen halt. Aber das wisst Ihr doch selbst …«
    »Ich meine nicht die Huren, Bursche«, fuhr ihn der Untersuchungsrichter an. »Dass wir in einem Frauenhaus sind, braucht Er mir nicht zu sagen. Ich spreche vom Hauspersonal. Also, wer gehört außer Ihm noch dazu?«
    »Die Köchin und zwei Hausmägde«, entgegnete Franz in schnippischem Tonfall und warf dem Schnösel im schwarzen Amtstalar, der kaum älter war als er selbst, einen abschätzigen Blick zu.
    »Sag Er ihnen, dass sie umgehend zu erscheinen haben. Ich habe nämlich ein Verhör durchzuführen«, näselte der Untersuchungsrichter gewichtig, ließ sich an der Stirnseite des großen Tisches nieder und breitete seine Schreibutensilien vor sich aus.
    Wenig später betrat die Hurenkönigin den Aufenthaltsraum. Sie hatte Fauerbach schon vom Fenster aus gesehen, ihn ein wenig warten lassen und dann Franz angewiesen, ihm die Tür zu öffnen.
    Nach einem knappen Gruß erkundigte sie sich kühl: »Was gibt’s?«
    Der Untersuchungsrichter erwiderte mit einiger Arroganz: »Ich möchte alle Hübscherinnen und das gesamte Hauspersonal zu der Mordnacht befragen – und zwar einzeln. Sorgt also dafür, dass alle Huren der Reihe nach zu mir kommen, und wenn ich damit fertig bin, steht Ihr mir zur Verfügung. Ist das klar?«
    Da Ursel keine Lust auf einen nervenaufreibenden Disput hatte, runzelte sie nur die Stirn, murmelte: »Von mir aus« und verließ den Raum, um den Hübscherinnen Bescheid zu geben.
    Die Huren scharten sich um ihre Gildemeisterin, die mit der alten Irmelin und der Köchin am Küchentisch saß, und debattierten aufgeregt. Das Verhör dauerte nun schon über zwei Stunden, in einer halben Stunde sollte das Haus öffnen, und dieser Korinthenkacker war noch immer nicht fertig.
    »Mach das nur, Meistersen!«, ereiferte sich Irmelin. »Bevor er dir so wie uns Löcher in den Bauch fragt, sagst du dem das, und dann wollen wir doch mal sehen, wie der glotzt!«
    Just in diesem Moment kam Franz in die Küche und sagte zur Frauenhauswirtin: »Er ist durch, ich war der Letzte. Ihr sollt jetzt reinkommen, Meistersen.«
    Als sich Ursel

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