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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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unsere Liebe verraten!« Seine Züge bebten, und die grauen Augen funkelten zornig.
    »Aber ich habe mich doch nicht in sie verliebt!«, erwiderte Ursel zerknirscht. »Es ist eine Seelenverwandtschaft, was Alma und mich verbindet …«
    Bernhard lachte höhnisch. »Seelenverwandtschaft – dass ich nicht lache! Du warst mit ihr im Bett! Und erzähl mir jetzt bloß nicht, dass ihr da die ganze Nacht nur Frauengespräche geführt habt.«
    Die Hurenkönigin schüttelte den Kopf und murmelte bedrückt: »Du tust mir unrecht! Es ist nichts zwischen uns gewesen. Alma hat mir vom Orden der Venusschwestern erzählt, dessen Vorsteherin sie ist, und ich war einfach nur fasziniert von ihren Geschichten. Mehr war da nicht …« Sie vermied es geflissentlich, ihm die Ereignisse der vergangenen Nacht zu beichten.
    »Lass es gut sein!«, schnitt ihr Bernhard brüsk das Wort ab. »Wie du es am Sonntagnachmittag so treffend formuliert hast: Du bist mir keine Rechenschaft schuldig!«, zischte er.
    Die Hurenkönigin weinte nun wirklich. »Liebst du mich denn gar nicht mehr?«, stammelte sie und schaute Bernhard aus tränenverschleierten Augen an.
    Bernhard strich ihr begütigend übers Haar. »Natürlich liebe ich dich noch«, flüsterte er mit bebender Stimme. Dann barg er sein Gesicht in den Händen und begann haltlos zu schluchzen.
    »Ich muss dir etwas sagen«, stieß er plötzlich hervor.
    Ursel erstarrte. »Was denn?«, fragte sie verstört.
    Bernhard brachte die Worte kaum über die Lippen. »Ich … ich glaube, ich habe mich verliebt«, brach es schließlich aus ihm heraus. »In … in …«
    »In Irene«, vervollständigte Ursel mit tonloser Stimme. Sie saß da wie eine Salzsäule.
    Bernhard nickte nur stumm und schlug erneut die Hände vors Gesicht.
    Ursel stieß hervor: »Hast du mit ihr geschlafen?«
    »Nein«, erwiderte Bernhard und sah die Hurenkönigin verlegen an. »Es ist nicht so, dass ich sie nicht begehrt hätte. Welcher Mann würde das nicht tun?« Er seufzte und strich sich die Haare aus der Stirn. »Nein, ich habe es nicht getan, weil ich das merkwürdige Gefühl hatte, es wäre für sie eine … eine Zumutung gewesen, wenn ich ihr solcherart Avancen gemacht hätte«, gestand er. »Ich weiß, es klingt absurd, so etwas über eine Hure zu sagen, die überdies so verführerisch ist wie Irene, aber mir war, als würde ich bei ihr mit meiner Lüsternheit nur alles kaputtmachen.«
    »Und jetzt hast du bei mir alles kaputtgemacht!«, schrie Ursel außer sich vor Schmerz. Sie sprang auf und hastete aus der Stube.
    Bernhard eilte ihr nach und versuchte, sie zurückzuhalten. »Ursel, bitte geh nicht!«, beschwor er sie eindringlich. »Ich … ich liebe dich doch trotzdem noch …«
    »Schweig still!«, schrie die Hurenkönigin und stürmte Hals über Kopf hinaus.
    Ursel war so verzweifelt, dass sie ihre Tränen auch im dichten Messegetümmel nicht zurückhalten konnte. Doch die geschäftigen Menschen in der Neuen Kräme und auf dem Römerberg würdigten die Unglückliche kaum eines Blickes, ihre Aufmerksamkeit wurde von den Verkaufstischen mit ihrem mannigfaltigen Warenangebot in Anspruch genommen.
    Erst bei den Huren des Frauenhauses erfuhr Ursel Anteilnahme und Trost. Von allen Seiten wurde sie bestürmt, was ihr denn widerfahren sei und ob man ihr helfen könne.
    »Das ist lieb gemeint, Mädels, aber ich kann momentan nicht darüber sprechen«, stammelte Ursel und ging mühsamen Schrittes zur Treppe. »Seid mir nicht böse, aber ich muss jetzt alleine sein.«
    Die Huren nickten verständnisvoll und zogen sich in den Gastraum zurück, in dem sich schon die ersten Freier tummelten. Lediglich die alte Irmelin ließ sich nicht abwimmeln und eilte der Freundin nach. Kurzerhand schloss sie die Weinende in die Arme und raunte ihr zu: »Komm, Meistersen, sag mir doch, was los ist.«
    Bei Ursel brachen nun alle Dämme. »Ich bin so unglücklich!«, schluchzte sie und ließ sich von Irmelin in ihr Zimmer führen. Dort schüttete sie der lebenserfahrenen Frau ihr Herz aus und erzählte, was sich zwischen ihr und Bernhard zugetragen hatte.
    Während Irmelin zuhörte, wurde sie immer nachdenklicher. »Er liebt dich noch, da bin ich mir sicher«, sagte sie leise. »Da ist noch nichts verloren. Du wirst allerdings um ihn kämpfen müssen …«
    Ursel fuhr auf, und ihre Augen blitzten zornig. »Den Teufel werde ich tun!«, stieß sie hervor. »Der kann mir gestohlen bleiben, der treulose Kerl. Er ist auch nicht besser als all die

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