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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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seinen heimischen Strohsack freute, erging es ähnlich. Während er mit seinem Wagen den berittenen Bütteln hinterherfuhr, fragte er sich bange, ob man ihm etwa dahintergekommen war, dass er sich von den Transportgütern zuweilen ein Mitbringsel für Frau und Kinder abzweigte.
    Der Untersuchungsrichter, der in seiner Amtsstube hinter dem Schreibtisch thronte, rümpfte die Nase, als ihm der Schweißgeruch der beiden Fuhrknechte in die Nase stieg. Ohne den Männern einen Stuhl anzubieten, kam er gleich zur Sache: »Meine Untergebenen haben in meinem Auftrag herausgefunden, dass ihr zwei in der Nacht des 26 . März, in welcher der Senator Claus Uffsteiner ermordet wurde, den Fahrdienst für die Herren des Rates versehen habt.« Fauerbach warf den Männern einen strengen Blick zu und fuhr fort: »Ich erwarte dazu einen ausführlichen Rapport!«
    »Wie denn, vom ganzen Tag?«, murmelte Karl Scherzberg unsicher. »Wir haben die Herren ja schon gegen neun Uhr morgens mit den Pferdeschlitten abgeholt und …«
    Der Untersuchungsrichter winkte ungeduldig ab. »Geb Er mir meinethalben eine Zusammenfassung über die Tagesereignisse und dann konzentriere Er sich auf das, was in der Mordnacht geschehen ist. Ich will genau wissen, ob Ihm etwas aufgefallen ist, und vor allem, wen von den Ratsherren Er wohin gefahren hat. Ist das klar?«
    Der junge Fuhrknecht nickte betreten und räusperte sich.
    »Also los, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit«, befahl Fauerbach und verdrehte die Augen. »Nenn Er seinen Namen und fang Er an.«
    »Karl Scherzberg«, erwiderte der Mann befangen und versuchte sich zu sammeln. »Also, am Morgen sind wir mit den Pferdeschlitten losgefahren, da lag noch Schnee, und es hat weitergeschneit. Dann haben wir die Hübscherinnen abgeholt und sind rausgefahren auf die Mainzer Straße, wo sie dann den Fugger in Empfang genommen haben …«
    »Genug«, unterbrach ihn Fauerbach gereizt. »Komme Er endlich zur Sache. Was war am Abend?«
    »Gegen Abend haben wir die Schlitten in die Stallungen am Rathaus zurückgebracht, weil es ja geregnet hat und der ganze Schnee weggeschmolzen ist. Der Oberfuhrknecht hat uns befohlen, zwei von den großen, überdachten Kutschen anzuspannen und dass der Dinges und ich den Nachtdienst übernehmen sollen. Das haben wir dann auch gemacht und sind zurückgefahren zum Frauenhaus.« Der junge Mann mit den groben Gesichtszügen warf seinem älteren Kollegen einen unsicheren Blick zu, der daraufhin tief durchatmete und an seiner Stelle fortfuhr: »Wir waren vom langen Warten ja total durchnässt und durchgefroren. Darum haben wir dem Frauenhausknecht Bescheid gegeben, dass wir rüber in die Galgenschenke gehen, um uns ein bisschen aufzuwärmen. Der sollte uns holen, wenn was ist«, erklärte der Mann mit dem verwitterten Gesicht kleinlaut und fuhr, nachdem der Untersuchungsrichter nichts entgegnete, fort: »Um die elfte Stunde sind wir dann wieder zu den Kutschen zurück, die Wirtschaft hat ja da auch zugemacht. Wir haben dem Hausknecht Bescheid gesagt, dass wir wieder da sind, der hat uns in der Küche dann noch eine heiße Suppe angeboten, und danach sind wir raus auf den Kutschbock und haben gewartet. Und dann ging’s auf einmal los da drin. Einen ganz schönen Krach haben die da veranstaltet, lautes Gekreische und so. Es war klar, dass es Zoff gibt. Gleich darauf ist dann der Herr von Fugger mit so einer Hübscherin rausgekommen und hat mir gesagt, ich soll ihn zum Trierischen Hof fahren. Sie sind eingestiegen, und ich bin losgefahren. Bis zur Münzgasse ist es ja nur ein Katzensprung. Da habe ich die rausgelassen und bin wieder zurück. Ich war noch nicht lange dagestanden, da kam schon der Herr Uffsteiner aus dem Hurenhaus. Der muss einen mordsmäßigen Brass gehabt haben, weil wie ich ihn gefragt habe, ob er einsteigen will, hat er mich nur angeschnauzt, ich soll die Klappe halten. Und da hab ich auch kein Widerwort gegeben und ihn allein losziehen lassen. Der hat ganz schön hohen Seegang gehabt«, bemerkte Dinges spöttisch. Doch sofort wurde er wieder ernst: »Ich meine, er war wohl nicht mehr ganz nüchtern und ist ziemlich getorkelt.«
    Der Untersuchungsrichter, der die ganze Zeit eifrig mitgeschrieben hatte, sah die beiden Fuhrknechte an. »Von jetzt an ist jede Einzelheit wichtig«, erklärte er. »Also, was genau ist dann passiert?«
    »Nach einer halben Stunde ungefähr sind auch der Bürgermeister und die anderen Ratsherren rausgekommen und in unsere Kutschen gestiegen

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