Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
Vom Netzwerk:
…«
    »Langsam, langsam«, fuhr der Untersuchungsrichter angespannt dazwischen. »Schön der Reihe nach. Wer ist bei wem mitgefahren, und wohin gingen die einzelnen Fahrten?«
    »Wir haben uns aufgeteilt, dass einer in die Neustadt und einer in die Altstadt fährt«, meldete sich nun Scherzberg wieder zu Wort. »Ich habe den Bürgermeister und Senator Fichard zum Rossmarkt gefahren, die wohnen ja ziemlich dicht beieinander, und anschließend habe ich Senator Glauburg in die Bockenheimer Gasse gebracht, das liegt alles in der Neustadt.«
    Die ganze Zeit über war das kratzende Geräusch der Schreibfeder zu vernehmen.
    »Ist Ihm unterwegs irgendetwas aufgefallen? Leute, die noch unterwegs waren, der Ermordete vielleicht, oder sonst etwas, das für uns von Belang sein könnte?«, erkundigte sich der Richter.
    Der junge Mann schüttelte den Kopf. »Ich habe niemanden gesehen, es war ja auch stockdunkel und hat geregnet. Wer geht denn da noch aus dem Haus? Ich war allerdings schon ziemlich müde nach dem langen Tag und hab nicht mehr so auf alles geachtet. Aber den Uffsteiner hab ich nicht mehr gesehen, der wäre mir aufgefallen.«
    »Hat Er die Herren alle zu Hause abgesetzt? Ist Er sich da wenigstens sicher?«, fragte Fauerbach missmutig.
    »Ja, die sind alle ausgestiegen und in ihre Häuser gegangen. Und ich hab mich dann auf dem schnellsten Weg zum Rathaus gemacht. Dort habe ich die Kutsche abgestellt, die Pferde abgeschirrt und in die Stallungen gebracht, und bin dann runter zum Fischerfeld gelaufen, wo ich wohne.«
    Der Untersuchungsrichter machte sich erneut Notizen und wandte sich nun Eberhard Dinges zu. »Was hat Er mir zu berichten?«
    »Ich habe zuerst Herrn Senator Holzhausen zu seinem Stadtpalais in die Braubachgasse gefahren, dann habe ich den Herrn von Stalburg heimgebracht, der wohnt in der Fahrgasse, und anschließend habe ich den Herrn Neuhof vor seinem Haus in der Friedbergergasse abgesetzt.« Er stockte plötzlich und gab ein nervöses Hüsteln von sich, ehe er weitersprach: »Ich sage das jetzt nicht gerne, denn wenn wir die hohen Herren durch die Gegend kutschieren, wird Verschwiegenheit groß geschrieben – es versteht sich ja von selbst, dass die nicht wollen, dass man alles ausplaudert …« Dinges errötete und grinste verlegen, was den Untersuchungsrichter, der ohnehin schon die Ohren gespitzt hatte, noch hellhöriger machte. Er fuhr den Fuhrknecht ungnädig an: »Was soll Er nicht ausplaudern?«
    Dinges, der die unbehagliche Ahnung bekam, sich gerade um Kopf und Kragen zu reden, kicherte nervös. »Na ja, ich meine ja nur, wenn sich die Herren während einer Amtsfahrt mal kurz zum Frauenhaus fahren lassen oder so was …«
    »Und was hat das jetzt mit Senator Neuhof zu tun? Hat der sich etwa auch noch mal zum Frauenhaus fahren lassen?«, setzte Fauerbach nach.
    Dinges erwiderte mit brüchiger Stimme: »Nein, das nicht. Es war anders – und ich weiß auch gar nicht, ob das überhaupt so wichtig ist …«
    »Ob etwas wichtig ist, entscheide immer noch ich«, polterte der Untersuchungsrichter. »Rede Er jetzt endlich! Ich will alles wissen, und zwar haargenau!«
    Dinges seufzte resigniert. »Als wir vor seinem Haus angekommen waren – er war ja der letzte Fahrgast – , ist er ausgestiegen und zu mir an den Kutschbock gekommen. Er hat gesagt, ich soll ihn doch noch in die Neue Kräme fahren. Da habe ich mich ziemlich geärgert, weil er das nicht schon früher gesagt hat, denn das lag ja auf dem Weg, und jetzt sollte ich alles noch mal zurückfahren. Aber ich habe es mir verkniffen, etwas zu sagen, denn das haben die hohen Herren nicht gerne, wenn man Widerworte gibt. Und dann habe ich ihn halt da hingefahren, zum Haus von Senator Uffsteiner, der ja sein Schwager ist, und ich weiß ja, wo der Uffsteiner wohnt, weil ich den auch schon oft genug gefahren habe …« Dinges wischte sich mit fahriger Hand die Schweißperlen von der Stirn.
    Auch das hagere Gesicht des Richters schimmerte feucht, er hatte unversehens aufgehört zu schreiben und starrte den Fuhrknecht an, als wäre der Mann gerade vom Himmel gefallen. »Weiter!«, befahl er heiser.
    »Mehr war da nicht«, entgegnete Dinges unsicher. »Ich hab ihn hingebracht, und dann ist er ausgestiegen, hat mir, knickrig wie er ist, ein knappes Trinkgeld zugesteckt und ist zur Haustür gegangen. Ich hab ihn noch gefragt, ob ich auf ihn warten soll, und da hat er kurz überlegt und gesagt, das wäre nicht nötig. Daraufhin bin ich losgefahren, und

Weitere Kostenlose Bücher