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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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und erteilte den Spitalmägden die Anweisung, sofort alle Fenster zu öffnen.
    »Was ist das?«, erkundigte sich Ursel bei Frau Schütz und musterte die bräunliche Paste skeptisch.
    »Das ist eine Mixtur aus Schafsdung, Käseschimmel und Honig«, erklärte Frau Schütz resolut. »Sie hilft gegen eitrige Wunden und Geschwüre und dämmt den Wundbrand ein. Die Rezeptur stammt aus dem Lorscher Arzneibuch aus dem achten Jahrhundert. Die Klosterfrauen hatten schon zu dieser Zeit ein umfangreiches Heilwissen. Ich habe viel von ihnen gelernt …«
    Als die Wunde auf Bernhards Brust freigelegt war, besah Frau Schütz sie sich eingehend. »Das sieht nicht gut aus«, murmelte sie, »die Wundränder sind rot und geschwollen und fangen bereits an zu eitern.« Sie blickte Ursel, die mit gequältem Gesichtsausdruck auf die genähte Stichwunde blickte, offen an. »Euer Bernhard hat Glück im Unglück gehabt, Zimmerin«, konstatierte sie. »Einen Daumenbreit weiter, und der Stich wäre ins Herz gegangen. Dann wäre er nicht mehr zu retten gewesen.«
    Mit einem Holzspatel bestrich die ehemalige Hebamme die Wunde behutsam mit der braunen Paste. Als die Masse ausreichend dick aufgetragen war, legte sie einen Verband aus Leinenbandagen an und bat ihren Sohn, den Patienten vorsichtig auf die Seite zu drehen, um auch die Rückenwunde zu versorgen.
    Nachdem sie auch damit fertig war und Bernhard wieder zugedeckt auf dem Spitalbett lag, betonte Frau Schütz, wie wichtig es sei, die Wundumschläge täglich zu erneuern. Sie müssten mehrere Tage angewendet werden, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Der Doktor versicherte ihr, dass er dafür Sorge tragen werde, und eilte davon, um sich um andere Kranke zu kümmern.
    Unvermittelt fasste Frau Schütz Ursels Hand und drückte sie. »Auch wenn es zuweilen schwerfällt, mein Kind, aber Ihr dürft die Hoffnung nicht fahrenlassen. Das ist ganz wichtig – für Euch und für ihn«, erklärte sie eindringlich.
    »Das tue ich ja auch nicht«, erwiderte die Hurenkönigin leise. »Mich zermürbt nur die Ohnmacht, dass ich ihn so leiden sehe und ihm nicht helfen kann …«
    »Ihr helft ihm doch, Zimmerin. Eure Liebe gibt ihm Kraft und wird ihn wieder gesund machen – sie ist die beste Medizin, die es gibt.«
    Etwa eine Stunde blieb die alte Dame an Ursels Seite und spendete ihr, ohne viel Worte zu machen, wohltuenden Beistand.
    »Es kann sein, dass sich sein Zustand in nächster Zeit etwas verschlechtert«, erklärte sie Ursel beim Abschied. »Aber das ist lediglich ein Zeichen, dass die Heilpaste zu wirken beginnt. Die Krise wird sich auch bald wieder legen.«
    Frau Schütz drückte Ursel an sich und sprach ihr Mut zu. Sie versicherte ihr, dass sie am Abend wiederkommen werde, um nach dem Patienten zu sehen, und dann werde sie auch für sie eine Stärkung mitbringen.
    Kurze Zeit, nachdem Frau Schütz gegangen war, wurde Bernhard tatsächlich unruhiger. Sein schweißnasser Körper wurde von heftigen Krämpfen geschüttelt, und sein Kopf glühte. Ursel legte dem Fiebernden ein feuchtes Tuch auf die Stirn, hielt seine Hand und flüsterte beruhigend auf ihn ein. Immer wieder stöhnte er laut auf und schien peinigende Schmerzen zu haben. Ursel ging Bernhards Wehklagen durch Mark und Bein, sie hätte alles darum gegeben, wenn sie sein Leiden hätte lindern können. Ihre Hilflosigkeit trieb sie regelrecht an den Rand des Wahnsinns.
    »Wenn ich nur etwas tun könnte!«, flüsterte sie verzweifelt und tauchte mit zitternden Händen das Leinentuch in den Wasserkrug, um Bernhards Mund zu befeuchten. Während sie sich über ihn beugte, schien es ihr mit einem Mal, als versuche Bernhard zu sprechen. Alarmiert blickte Ursel auf seine zuckenden Lippen, die sich vergeblich mühten, Worte hervorzustoßen. Es bestand kein Zweifel, Bernhard wollte ihr etwas mitteilen! Ursel hielt ihr Ohr ganz dicht an seinen Mund und raunte ihm zu: »Sag es nur, mein Liebster, sag es …«
    Bernhards Lider flatterten hektisch, während er unverständliche Wortfetzen von sich gab. Ursel vermeinte mit einem Mal, ihren Namen ausmachen zu können.
    »Ich bin doch bei dir, mein Herz …«, flüsterte sie bewegt. Plötzlich war ihr, als drücke Bernhard ihre Hand, die seine noch immer umschlossen hielt.
    »Ich liebe dich …«, stieß die Hurenkönigin hervor und presste zärtlich seine Hand an ihre Lippen.
    Der Kranke gab ein kurzes Aufseufzen von sich, und für einen flüchtigen Moment erhellte der Anflug eines Lächelns sein

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