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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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zu helfen.
    Der Bürgermeister ließ umgehend nach einem Arzt schicken, und während sie auf das Eintreffen des Medicus warteten, schrie der Bürgermeister den Henker an: »Schaff Er mir sofort dieses Weib aus den Augen!«
    Der Henker lud sich die völlig entkräftete Frau, die längst nicht mehr fähig war, sich auf den Beinen zu halten, auf die Arme und trug sie am Straftribunal vorbei aus dem Verhörraum. Mit schriller Stimme rief Pfarrer Roddach, der sich einen kühlenden Umschlag auf die verletzte Hand presste, der Halbohnmächtigen nach: »Gehe Sie in sich und bereue Sie ihre Sünden! Und schwöre Sie endlich den falschen Götzen ab!«
    »Niemals!«, stieß Alma hervor und fiel schon im nächsten Augenblick in eine erlösende Bewusstlosigkeit.

12
    Dienstag, 3 . April 1512
    Die ganze Nacht über wurde Bernhards ausgezehrter Körper von Fieberkrämpfen und heftigem Schüttelfrost heimgesucht, das Fieber wollte einfach nicht fallen. Erst in den frühen Morgenstunden beruhigte sich der Kranke ein wenig und sank in tiefen Schlaf.
    Auch der Hurenkönigin, die Bernhard immer wieder kalte Wickel bereitet und ihm auf Geheiß von Frau Schütz einen fiebersenkenden Sud aus gemahlenen Gurken- und Kürbiskernen eingeflößt hatte, fielen vor Erschöpfung die Augen zu, und sie nickte auf dem Holzschemel ein.
    Als Doktor Schütz am Vormittag die Wundverbände erneuerte, stellte er mit Verblüffung fest, dass die Entzündung deutlich zurückgegangen war. Er befühlte die Stirn des Patienten, die merklich kühler geworden war, und lächelte Ursel, die ihn aus müden und verquollenen Augen anblickte, aufmunternd zu.
    »Er ist auf dem Wege der Besserung, Zimmerin. Die Paste meiner Mutter scheint zu wirken. Das hohe Fieber hat den Kranken jedoch sehr mitgenommen. Er ist erschöpft und braucht jetzt viel Schlaf. Es kann noch eine Weile dauern, bis er wieder zu sich kommt. Dann wird er großen Durst haben, und wir sollten auch eine kräftigende Brühe für ihn bereithalten.« Er musterte das bleiche, übernächtigte Gesicht der Hurenkönigin besorgt. »Ihr geht jetzt am besten nach Hause und schlaft Euch erst einmal ordentlich aus«, befahl er streng. »Sonst müssen wir Euch auch noch als Patientin aufnehmen.«
    Als Ursel protestieren wollte, schnitt ihr der Arzt das Wort ab. »Nichts da! Ihr geht jetzt heim und legt Euch schlafen! Herr von Wanebach ist bei uns in guten Händen. Und wenn Ihr dann ausgeschlafen und auch etwas gegessen habt, könnt Ihr meinethalben wiederkommen …«
    Widerwillig fügte sich Ursel der Order des Doktors. Nachdem sie sich liebevoll von Bernhard verabschiedet hatte, strebte sie auf unsicheren Beinen dem Ausgang zu und verlor dabei beinahe das Gleichgewicht.
    Der Arzt, dem dies nicht entgangen war, eilte zu ihr und stützte sie. »Geht es, Zimmerin?«, fragte er mit ernster Miene. »Ich glaube, es ist besser, wenn Euch ein Spitalknecht nach Hause begleitet.«
    »Nein, nein«, begehrte Ursel auf. »Es ist alles in Ordnung. Ich bin einfach nur müde …«
    Doch als sie wenig später die Fahrgasse überquerte und den Weg zum Römerberg einschlug, wurde es der Hurenkönigin schwarz vor Augen, und sie musste sich an eine Hauswand lehnen. Vor Erschöpfung stand ihr der kalte Schweiß auf der Stirn, und sie bereute mit einem Mal, das Anerbieten von Doktor Schütz abgelehnt und auf eine Begleitung verzichtet zu haben. Nachdem sie mehrmals tief durchgeatmet hatte, setzte sie mit zittrigen Knien ihren Weg fort.
    Beim Überqueren des weitläufigen Römerplatzes, wo wie immer ein Wochenmarkt stattfand, überlegte sie sogar noch, ein Suppenhuhn zu erstehen, um für Bernhard eine kräftige Hühnerbrühe zu bereiten, doch ihre Schwäche gemahnte sie, davon abzusehen und auf direktem Weg ins Frauenhaus zu gehen.
    Bis dorthin musste sich Ursel immer wieder abstützen. Sie schaffte es gerade noch, die Treppenstufen der Eingangstür zu erklimmen, aber als ihr Irmelin entgegenkam und sich mit bekümmertem Gesicht nach Bernhards Gesundheitszustand erkundigte, sank ihr die Hurenkönigin entkräftet in die Arme. »Es geht ihm besser«, flüsterte sie mit brüchiger Stimme. »Ich leg mich jetzt ein bisschen hin. Weck mich bitte in drei Stunden …«
    Irmelin bestand darauf, die erschöpfte Ursel unterzuhaken und auf ihr Zimmer zu begleiten. Dort führte sie Ursel zu ihrem Bett, schüttelte fürsorglich die Kissen auf, half ihr beim Auskleiden und streifte ihr das Nachtgewand über.
    »Und bei euch ist alles klar?«, fragte die

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