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Die Hyäne

Die Hyäne

Titel: Die Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schon entschuldigen, aber ich bin seit zwei Tagen krankgeschrieben. Mich hat es erwischt.«
    »Das ist nicht zu übersehen. Aber Jason sind Sie nicht – oder?«
    »Nein. Jason ist mein Sohn.« Er hustete in die hohle Hand.
    »Wo finden wir ihn?«
    »Auf der Arbeit.«
    »Weit von hier?«
    »An der Tankstelle. Er arbeitet dort im Schichtdienst. Nicht alle haben einen Job, er ja.«
    »Wohnt Ihr Sohn denn noch bei Ihnen?« fragte Glenda.
    Flatt lachte und hustete dabei. »Klar«, erklärte er danach. »Wo kann man denn billiger leben als bei Dad und Mum? Für ihn ist das doch super.«
    »Was hat er denn für Hobbys?«
    Er winkte ab. »Das weiß ich nicht genau. Ziemlich düstere jedenfalls.«
    »Was heißt düster?«
    »Na ja, die schwarzen Hobbys. Sie wissen schon.«
    Wir schüttelten beide die Köpfe, und Flatt ließ sich wieder zurück auf sein Bett fallen. »So genau bin ich nicht informiert, aber kennen Sie Freddy Krueger?«
    Wir nickten.
    »Ich will nicht sagen, daß Jason so aussieht wie Freddy, aber er ist ein Fan von ihm und den anderen. Sein ganzes Zimmer ist voll von Krueger-Kram.«
    »Dürfen wir mal einen Blick hineinwerfen?« fragte ich.
    »Können Sie, wenn Sie mich entschuldigen. Ich bleibe hier liegen. Ich will auch gleich eine Sendung sehen. Die Seifenoper, in der die Mutter immer so heult und…«
    »Schon gut, wir kennen sie nicht«, sagte Glenda. Sie drehte sich um, bevor es sich der Mann noch anders überlegte.
    Ich ließ mir die Tür beschreiben, dann wollte der Kranke wissen, warum sein Sohn für uns so interessant war.
    »Wir brauchen ihn als Zeugen. Es geht um den Tod von Collin de Baker.«
    »Ja, davon habe ich gehört. Selbstmord, nicht?«
    »Genau.«
    »Jason und Collin waren öfter zusammen. Vor allen Dingen in den Tagen vor dem Selbstmord.«
    »Haben sie etwas Bestimmtes getan?«
    »Nein, nicht daß ich wüßte. Sie haben in Jasons Bude gehockt und geredet. Nicht mal viel getrunken. Alles hielt sich in Grenzen. Ich kann nicht begreifen, warum sich Collin damals umgebracht hat. Es ist ja schon länger her. Mich wundert, daß Sie jetzt erst ermitteln. Stimmt dabei etwas nicht?«
    »Das wollen wir noch herausfinden, Mr. Flatt.«
    »War es Mord?«
    »Nein.«
    »Gut, dann ist Jason aus dem Schneider.«
    »Ist er, Mr. Flatt.« Zumindest in diesem speziellen Fall hier, dachte ich.
    Ob er wirklich aus dem Schneider war, das würde sich noch herausstellen.
    Ich ging wieder in den Flur, der zwar nicht lang, aber hoch war, wie üblich in diesen älteren Häusern.
    Von Glenda Perkins sah ich nichts. Ich kam mir wie in einer anderen Welt vor, denn der Flur war düster. Braune Türen, brauner Fußboden, eine ebenfalls braune Tapete. Das Licht hatte hier wirklich keine Alibi-Funktion. Man brauchte es, um etwas sehen zu können.
    Ich ging an den vorstehenden Haken einer Garderobe entlang und sah die offene Tür. Von Glenda war nichts zu sehen. Ich rief ihren Namen.
    Die Antwort drang aus dem Zimmer, dessen Tür offenstand, und sie hörte sich seltsam gepreßt an.
    »Ich bin hier, John.«
    »Okay.« Ich wunderte mich, daß sie das Licht nicht eingeschaltet hatte, trat über die Schwelle und sah von Glenda nur den Umriß. Aus dem Wohnraum hörte ich das Husten des Kranken. Es kam mir ungewöhnlich weit entfernt vor.
    Vor der Fensterscheibe hing ein Rollo. Es schloß nicht ganz. Durch die Lücken sickerte noch das restliche Tageslicht, das bald verschwunden war, weil die Dämmerung anbrach. Ein grauer Schimmer hing im Raum, so daß wir beide nicht völlig im Dunkeln standen.
    Ich hörte Glenda scharf ausatmen. »Schau dir das an, John, ist das normal?«
    »Nein«, sagte ich, obwohl ich noch nicht viel gesehen hatte.
    »Mach bitte kein Licht. Das habe ich auch nicht getan. Ich möchte, daß du dich um die Atmosphäre hier kümmerst und mir dann sagst, was du dabei empfindest.«
    »Sorry, aber…«
    »Laß dir Zeit, John – bitte.«
    »Gut, wie du meinst.«
    Glenda hatte nicht gelogen. Die Atmosphäre hier war tatsächlich eine besondere. Abgesehen von der Düsternis lag ein Geruch zwischen den Wänden, der mir nicht gefallen konnte. Es stank nach Verwesung, nach Friedhof, als hätte der Bewohner Besuch von einem Toten bekommen.
    »Riechst du es?«
    Ich stimmte Glenda zu.
    »Gut, dann habe ich mich nicht geirrt. Wir sind auf der richtigen Spur, John.«
    Das wollte ich mir genauer anschauen. An der Wand entdeckte ich den Lichtschalter und betätigte ihn. Es wurde heller, aber auf eine bestimmte Art und Weise.

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