Die Hyäne
tatsächlich, etwas zu sagen. »Er war hier…«
»Ihr Sohn?«
»Ja, der Tote.«
»Dann hat er Sie gewürgt?«
De Baker nickte.
»Was ist mit Ihrer Frau?« Suko hatte die Frage voller Sorge gestellt. Er konnte sich vorstellen, daß sie tot in einem anderen Zimmer lag.
»Weg. Mit Collin weg…«
»Wissen Sie das genau?«
»Ja. Ich wurde wach. Die haben nichts gesehen. Beide gingen sie weg.«
»Wie sah Ihr Sohn aus?«
»Ist nicht mehr mein Sohn.«
»Was dann?«
Der Mann schloß für einen Moment die Augen. Er öffnete sie wieder und starrte ins Leere, während die kurz zurückliegenden Erinnerungen bei ihm eine Gänsehaut hinterließen. »Ein Monster ist er. Ein schlimmes Monster.«
»Eine Hyäne?«
»Ja!« stieß de Baker hervor und hustete dabei. »Eine Mischung aus Mensch und Hyäne. Er hat einen Hyänenkopf! Es ist grauenhaft.«
»Aber Ihre Frau ging mit ihm?«
»Ich verstehe es auch nicht.«
»Kennen Sie den Grund wirklich nicht?«
»Er war unser Sohn!« flüsterte Mel de Baker. »Für mich ist er das aber nicht mehr. Doch meine Frau liebt ihn noch immer, obwohl er so schrecklich aussieht. Ich habe zugehört, wie sie es ihm sagte.«
»Und beide sind fortgegangen?«
»Ich dachte, sterben zu müssen.«
Suko blieb beim Thema. »Wissen Sie denn, wohin die beiden gehen wollten?«
»Nein.«
»Vielleicht zum Friedhof…?«
De Baker schüttelte den Kopf. »Glaube ich nicht. Nein, das glaube ich nicht. Er ist ja von dort gekommen und will da nicht mehr hin.«
»Wohin dann?«
»Ich weiß es nicht.«
Suko überlegte. Er mußte darauf eine Antwort finden, und er mußte weitere Fragen stellen. »Gibt es einen Ort, an dem sich Ihr Sohn früher besonders gern aufgehalten hat?«
»Ich war nicht oft mit ihm zusammen. Wir haben nur wenig miteinander gesprochen.«
»Denken Sie bitte nach, Mr. de Baker. Es ist wichtig. Sie wollen doch Ihre Frau zurück haben.«
»Ja«, flüsterte er, »das will ich.«
»Also. Wo könnte er sein?«
Suko wartete zunächst vergebens auf eine Antwort. Er sah, wie sich de Baker anstrengte. Seine Hände bewegten sich dabei auf der Tischplatte und krampften sich zusammen. Er atmete hart und keuchend. Plötzlich trank er wieder Wasser, und ebenso plötzlich stand er auf. »Ich glaube, ich weiß es, Mister…«
»Ich heiße Suko.«
»Sie sind – sie können…« Er brach ab.
»Wohin?«
»Zum Center. Fitneß World.«
»Ach. Warum das?«
»Dort hat er sich vom Dach gestürzt. In dem Haus ist auch das Center, Suko.«
»Sehr interessant. Wie komme ich dort hin?«
»Es ist nicht weit. Sie können zu Fuß hingehen. Hier ist alles in der Nähe, wirklich.«
»Gut. Gehen wir davon aus, daß ich die beiden dort finde. Welches Motiv könnte Ihr Sohn gehabt haben, dem Laden dort einen Besuch abzustatten? Bei seinem Aussehen.«
»Das weiß ich nicht. Er war oft da. Es war sein Home, sein Treff. Sie verstehen?«
Suko nickte. Ja, er hatte begriffen. Er wußte Bescheid und konnte nur hoffen, daß er sich nicht irrte. »Wenn Sie mir jetzt noch den Weg beschreiben würden, wäre ich Ihnen wirklich sehr dankbar.«
»Er ist einfach.« Suko hörte zu und erfuhr, daß er wirklich nicht weit zu laufen hatte.
»Ich danke Ihnen, Mr. de Baker. Dann werde ich mich mal auf den Weg machen und mich umschauen.«
De Baker sagte nichts. Er setzte sich wieder hin und schaute gegen die Wand. Dabei hüstelte er leicht, denn die Schmerzen am Hals waren noch nicht verschwunden.
»Ich werde Ihnen später noch einen Besuch abstatten«, sagte Suko, bevor er ging. Mel de Baker gab keine Antwort.
***
»Sie haben alles, was Sie brauchen, Glenda?« fragte der Mann, der lächelnd in der Tür stand.
Er hieß Peter Banks und sah aus wie eine lebendige Reklamefigur für eine Müsli-Aktion. Er strotzte nur so vor Gesundheit. Sein Körper war athletisch zu nennen, und sicherlich war er der beste Kunde in seinem Center. Blonde Haare, blaue Augen, Urlaubsbräune, breite Schultern, ein Lächeln, das wie festgeklebt den Mund umgab, und immer voller Tatkraft.
Er trug einen hellen Jogginganzug mit roten Streifen an der Seite, die aussahen wie getrocknetes Blut. Zumindest Glenda war dieser Vergleich in den Sinn gekommen.
»Danke, Peter, im Moment schon.«
»Das ist gut. Wir freuen uns immer über neue Kunden. Mit den meisten sind wir gut befreundet. Wenn Sie ein Anfängerprogramm haben möchten, lassen Sie es mich wissen, der Computer wird es Ihnen erstellen.«
»Ich komme gern darauf zurück.«
Banks winkte
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