Die Hyäne
Friedhof?«
Er schüttelte den Kopf.
Sie wußte auch nicht, was sie ihn noch fragen sollte. Dann fiel ihr ein guter Satz ein. »Zeigst du mir den Weg, Collin?« Er nickte.
Carrie de Baker lächelte. »Ja, das ist gut, mein Junge. Ich werde dich hinbringen, wo immer du willst. Komm!« Sie streckte ihm die Hand entgegen, als wäre das Monstrum ein Mensch.
Collin faßte mit seiner teigigen Totenklaue zu. Beide verließen die Küche.
Ihrem Gatten warf Carrie keinen Blick mehr zu. Sie war jetzt nur Mutter.
Und sie hatte so viel gut zu machen an ihrem geliebten Sohn…
***
Suko hatte seinen BMW genommen, da er beweglich sein wollte. Er fuhr mit dem Wagen nicht gern durch die Stadt, denn das war ein Auto für längere Strecken. Manchmal ließ es sich nicht vermeiden, und mit dem BMW war er beweglicher.
London war zwar nicht dicht, aber viel fehlte nicht. Suko erlebte das gesamte Spektrum der Großstadt auf der Fahrt zu seinem Ziel. Staus, einen kleinen Unfall, ein Brand, eine Schlägerei am Rande, dann wieder Horden von Demonstranten in einigen Seitenstraßen, und durch all dies schimmerten die Lichter der unzähligen Reklamen in grellen Farben.
London hatte immer Konjunktur. Obwohl das Frühjahr noch auf sich warten ließ, waren die Touristen vom Festland schon wieder in die Stadt eingefallen.
John hatte ihn so weit wie möglich aufgeklärt. Er kannte zwar nur einige Fakten, hoffte aber, von dem Ehepaar de Baker mehr zu erfahren.
Er würde sich später auch mit seinem Freund und Kollegen in Verbindung setzen, aber zuvor mußte er mit den de Bakers sprechen.
Die beiden betrieben einen Lebensmittelladen, der nicht nur an einer verkaufsstrategisch günstigen Stelle stand, sondern vor dem Laden auch über Kundenparkplätze verfügte. Etwas, das in London Seltenheitswert hat.
Sukos Laune steigerte sich erheblich, als er die freie Fläche sah, wo er den BMW parken konnte. Er stieg aus und dachte daran, daß die Tankstelle nicht weit entfernt lag. Hören oder sehen konnte er nichts. Es lagen noch zu viele Häuser dazwischen. Aber auch der Brandgeruch drang nicht in seine Nase.
Er ging auf das kleine Geschäft zu. Über dem Eingang und dem Schaufenster leuchtete ein Reklamebalken mit dem Namen de Baker.
Vor dem Schaufenster klebten zahlreiche Plakate; einen Blick in den Laden konnte Suko deshalb nicht werfen.
Er ging auf die Tür zu. Das Innengitter war noch nicht herabgelassen worden. Im Laden selbst brannte nur ein einziges Licht. Auf Suko wirkte der Schein wie der einer Totenleuchte.
Die Tür war nicht abgeschlossen. Überrascht hielt Suko in der Bewegung inne, seine Hand lag noch auf dem Querbalken. Damit hätte er nicht gerechnet. Aber er war nicht nur überrascht, sondern auch mißtrauisch geworden.
Da war etwas nicht in Ordnung. Wer verließ schon seinen Laden, ohne die Tür abzuschließen?
Suko wußte, daß die de Bakers über dem Laden in der ersten Etage wohnten. Er trat noch einmal zurück, um nachzusehen, ob irgendwo im Haus Licht brannte.
Nein, da war nichts. Die Fenster in der ersten Etage waren dunkel. Nur im Stockwerk drüber war ein schmales Fenster erleuchtet.
Der Inspektor ging wieder auf die Tür zu. Er stieß sie jetzt ganz auf und betrat den Laden. Hinter ihm fiel die Tür wieder zu. Das Licht tief im Laden lockte ihn, davor aber lagen die beiden dunklen Gänge mit den zahlreichen Regalen.
Suko entschied sich für den linken Gang. Er passierte die Kasse, sah sich von Regalen eingeengt. Er ging weiter, schnupperte, weil er daran dachte, daß Untote auch zu riechen waren. Aber es roch nur so wie in jedem Lebensmittelladen.
Nach außen hin war alles in Ordnung, doch Suko war sich sicher, daß ihm die böse Überraschung noch bevorstand.
Das Licht brannte über der Kühltheke. Es war eine schmale Lampe, und die Helligkeit fiel aus einem Schlitz. Das Licht sollte keine Lebensmittel anleuchten, sondern den Beginn einer nach oben führenden Treppe, die in einer Rechtskurve verlief.
Das also war der Zugang zur Wohnung.
Es gab keine Tür am Fuß der Treppe. Wer in den Laden einbrach, hatte es sehr leicht, in die Wohnung zu gelangen.
Wie auch Suko.
Er stieg die ersten Stufen hoch, die nur wenig Platz boten, da an der linken Seite noch Rollen mit Toilettenpapier gestapelt waren. Er zwängte sich daran vorbei. Das Licht verschwamm allmählich, und Suko hatte das Gefühl, immer tiefer in die Dunkelheit zu treten.
Leise konnte er nicht gehen. Die Treppe war aus Holz gebaut worden, und bei
Weitere Kostenlose Bücher