Die Hyäne
Banks auf den Zahn zu fühlen. Sie wollte ihn ausfragen. Hoffentlich kommt mir John dabei nicht in die Quere, dachte sie.
Die Gesundheitsapostel spulten ihr Programm ab. Frauen und Männer.
Viele kannten sich. Begrüßten sich mit einem coolen »Hi« oder klatschten sich ab.
»Hallo!«
Eine weibliche Stimme riß Glenda aus ihren Gedanken. Sie schaute nach rechts, wo ein zweites Rad stand. Dort war die rothaarige Person erschienen und hatte den Sitz erklommen. »Ich bin Lucy.«
Lucy hatte rot gefärbte, kurze Haare und eine sehr schlanke Figur mit spitzen Brüsten. Ihr Gesicht schmückten zahlreiche Sommersprossen.
»Ich heiße Glenda.«
»Gut. Neu hier?« Lucy ließ ihre Blicke an Glendas Körper entlanggleiten, als wollte sie sagen, daß ein Fitness-Programm unbedingt nötig war.
»Ja, zum erstenmal.« Glenda hörte auf zu treten.
»Und?«
Sie hob die Schultern. »Es ist recht nett hier.«
Lucy lachte. »Nett. Das ist schon super! Eines der besten Centern in ganz London.«
»Ich kenne mich da nicht so aus.«
»Aber ich«, erklärte Lucy und stemmte sich in die Pedalen. Sie warf Glenda ein aufforderndes Lächeln zu, so daß diese sich schon gezwungen sah, es ihr nachzutun. Hier war niemand faul, hier kämpfte jeder, und auch Lucy ackerte. Sie hockte wie ein Rennfahrer auf dem Rad und starrte auf den kleinen Computer mit den übermittelten Daten.
Anscheinend war sie mit ihrer Leistung zufrieden, denn des öfteren stieß sie einen regelrechten Lustschrei aus, gab noch mehr Tempo und warf schließlich, als sie ihre Leistung erreicht hatte, die Beine hoch, so daß sich die Pedalen von allein weiterdrehten.
»Zufrieden?« fragte Glenda von der Seite her.
»Und wie.« Lucy jubelte.
»Ist das erst der Anfang?«
»Klar.«
»Wie geht es denn weiter?«
»Mit Krafttraining.«
»Hanteln?«
»Und Gewichten.« Lucy sprang vom Rad. Aus ihrer offenen Tasche schaute ein rotes Handtuch hervor. Sie nahm es und trocknete damit ihre Arme und ihr Gesicht ab.
Sie war ausgepumpt, aber glücklich.
»Wie oft kommst du eigentlich her?« fragte Glenda.
Lucy ließ das Handtuch wieder in die Sporttasche fallen. »Zweimal in der Woche – mindestens.« Sie atmete keuchend aus.
»Finde ich stark.«
»Da kommst du auch noch hin. Warte es ab.«
»Kann sein.«
»Du mußt nur langsam anfangen.«
»Ich weiß, das hat man mir schon gesagt.«
»Und laß dir am besten ein Computerprogramm erstellen. Das Programm ist wirklich super.«
»Das weiß ich von einem Freund.«
»Ah, du bist nicht allein.«
»Doch, bin ich«, entgegnete Glenda. »Der Freund hat hier nur oft trainiert.«
»So ist das.«
»Wie lange kommst du denn schon her?« fragte Glenda gleich anschließend, denn sie wollte nicht, daß Lucy verschwand.
»Schon seit einem Jahr.«
»Dann müßtest du doch meinen Freund kennen«, sagte Glenda. »Das war hier so gut wie sein zweites Zuhause.«
»Wie heißt er denn?«
»Collin de Baker!«
»Ach«, sagte Lucy nur. »Collin…«
»Du kennst ihn tatsächlich? Finde ich toll.«
»Wieso?«
»Nun ja, ich weiß auch nicht. Er hat immer geschwärmt von diesem Center.«
Lucy schüttelte den Kopf. »Nimm es mir nicht übel, Glenda, aber das verstehe ich nicht.«
»Wieso denn?«
»Collin war kein Fitneß-Freak. Er war zwar immer hier, aber ich habe ihn nie strampeln oder stemmen gesehen.«
»Tja«, sagte Glenda und schüttelte den Kopf. »Das ist aber komisch. Warum kam er denn dann her?«
»Das weiß ich auch nicht.«
Glenda ließ nicht locker. »Dabei hat er immer von diesem Center geschwärmt. Er fand es super. Er war begeistert. Er hat mich sogar überzeugen können.«
»Vielleicht hat er privat trainiert.«
»Geht das auch?«
»Keine Ahnung. Es muß da noch Räume im Keller geben, die für uns verschlossen sind.«
»Aha.«
»Aber genau weiß ich das nicht«, sagte Lucy schnell. »Da mußt du schon Peter fragen.«
»Warum denn ihn?«
»Weil er hier der Boss ist und dein Bekannter oft mit ihm zusammengehockt hat. Das jedenfalls war für alle hier nicht zu übersehen.«
»Was hatten die beiden denn so Dringendes zu bereden?« wollte Glenda wissen.
»Das weiß ich doch nicht. Mich haben sie nie dazugeholt, wenn sie die Köpfe zusammensteckten.« Lucys Augen verengten sich. »Komisch ist es schon gewesen.«
»Männer reden doch angeblich mehr als Frauen«, meinte Glenda.
»Weiß ich nicht. Ist mir auch egal.«
»Und die beiden waren immer allein?« fragte Glenda schnell, weil sie das Verschwinden
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