Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion
FORCE:Weltraum-Flotte zum Schutz entsandt –, aber der königliche Regent des Reiches Monaco-im-Exil wirkte geschmolzener denn je, als er mich zu sich bat.
»Martin«, sagte Seine Majestät, »Sie ha-ha-haben von der Schlacht von Fo-fo-fomalhaut gehört?«
»Ja«, sagte ich. »Glaube nicht, daß wir uns Sorgen machen müssen. Fomalhaut war ein typisches Ziel für Glennon-Height ... klein, nicht mehr als ein paar tausend Kolonisten, reich an Mineralien und mit einer Zeitschuld von mindestens – wieviel? – zwanzig Standardmonaten vom Netz.«
»Dreiundzwanzig«, sagte der Traurige König Billy. »Sie g-g-glauben also nicht, da-da-daß wir in Gefahr sind?«
»Hm-hmm«, sagte ich. »Bei einem Echtzeittransit von nur drei Wochen und einer Zeitschuld von weniger als einem Jahr kann die Hegemonie schneller Truppen vom Netz hierher bringen, als der General im Spinup von Fomalhaut hier sein kann.«
»Vielleicht«, überlegte König Billy, lehnte sich auf einen Globus und schnellte erschrocken wieder hoch, als dieser sich unter seinem Gewicht zu drehen anfing. »De-de-dennoch habe i-i-ich be-be-beschlossen, unsere eigene k-k-kleine Hegira anzufangen.«
Ich blinzelte überrascht. Billy sprach seit fast zwei Jahren davon, den Standort des Königreichs im Exil zu verlegen, aber ich hätte nie gedacht, daß er es tatsächlich machen würde.
»Die Sp-sp-sp ... die Schiffe stehen auf Parvati bereit«, sagte er. »Asquith hat sich bereit erklärt, den Transport zum Netz zu st-st-st ... zu übernehmen.«
»Aber der Palast?« sagte ich. »Die Bibliothek? Die Farmen, der Grundbesitz?«
»Selbstverständlich gespendet«, sagte König Billy, »aber die Bi-Bi-Bibliothek wird mit uns reisen.«
Ich setzte mich auf die Lehne des Roßhaardiwans und rieb mir die Wange. In den zehn Jahren, die ich im Königreich verbracht hatte, war ich vom gesponserten Künstler Billys zum Lehrer, zum Vertrauten, zum Freund geworden, aber ich tat niemals so, als würde ich sein wirres Rätsel verstehen. Nach meiner Ankunft hatte er mir unverzüglich eine Audienz gewährt. »W-w-wollen S-s-sie sich z-z-zu den a-a-anderen ta-ta-ta-talentierten Menschen in unserer kleinen Kolonie gesellen?« hatte er gefragt.
»Ja, Eure Majestät.«
»Und w-w-werden Sie noch m-m-mehr Bü-bü-bücher wie Die St-st-sterbende Erde schreiben?«
»Wenn ich es vermeiden kann nicht, Euer Majestät.«
»Ich h-h-habe es gelesen, wissen Sie«, sagte der kleine Mann. »Es war s-s-sehr interessant.«
»Sie sind zu gütig, Sir.«
»Du-du-dummes Zeug, M. Silenus. Es w-w-war interessant, weil eindeutig j-j-jemand gekürzt und alle sch-schschlechten Stellen dringelassen hat.«
Ich hatte gegrinst und überrascht festgestellt, daß ich den Traurigen König Billy gern haben würde.
»A-a-aber die Gesänge«, seufzte er, »d-d-das war ein Bubu-buch. Wahrscheinlich der beste Band mit V-v-v ... Gedichten, der in den letzten zwei Jahrhunderten in der Hegemonie veröffentlicht worden ist. Ich werde nie verstehen, wie Sie das an der Politik der Mittelmäßigkeit vorbei gebracht h-h-haben. Ich habe zwanzigtausend Exemplare für das K-k-königreich bestellt.«
Ich neigte den Kopf, und zum ersten Mal seit der Zeit nach meinem Hirnschlag vor zwei Jahrzehnten fehlten mir die Worte.
»Werden Sie mehr G-g-gedichte wie die Gesänge schreiben?«
»Ich bin hierher gekommen, um es zu versuchen, Euer Majestät.«
»Dann willkommen«, sagte der traurige König Billy. »Sie wohnen im Westflügel des Pa-pa-pa ... des Schlosses, bei meinen Büros, und meine Tür wird Ihnen immer offen stehen.«
Jetzt betrachtete ich die geschlossene Tür und den kleinen Souverän, der – selbst wenn er lachte – immer aussah, als wäre er den Tränen nahe. »Hyperion?« fragte ich. Er hatte die in Primitivität versunkene Kolonialwelt mehrmals erwähnt.
»Genau. Die Androidensaatschiffe sind schon seit Jahren dort, M-M-Martin. Bereiten den Weg, sozusagen.«
Ich zog die Brauen hoch. Der Reichtum von König Billy stammte nicht aus den Aktiva des Königreichs, sondern aus gewaltigen Investitionen in der Wirtschaft des Netzes. Dennoch – falls er wirklich seit Jahren heimliche Rekolonisierungsanstrengungen unternahm, mußten die Kosten atemberaubend sein.
»Wi-wi-wissen Sie noch, weshalb die ursprünglichen Kolonisten den Plah-plah-plah ... die Welt Hyperion genannt haben, Martin?«
»Gewiß. Kurz vor der Hegira waren sie eine kleine Freistatt auf einem der Saturnmonde. Sie konnten ohne terranische Hilfe
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