Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion
Technokraten und Bürokraten und Ökokraten wurden aufgetaut und auf die ahnungslose Welt losgelassen, und der Traum des Traurigen Königs Billy näherte sich einen weiteren Schritt seiner Vollendung.
Als wir auf Hyperion ankamen, war General Horace Glennon-Height tot, seine kurze aber grausame Meuterei niedergeschlagen, aber es gab kein Zurück.
Einige der radikaleren Künstler und Künstlerinnen verschmähten die Stadt der Dichter und fristeten ein armseliges, aber kreatives Leben in Jacktown oder Port Romance oder gar den neuen Grenzbezirken, aber ich blieb.
In den ersten Jahren fand ich keine Muse auf Hyperion. Für viele führten die Abgeschiedenheit aufgrund mangelnder Transportmittel – EMVs waren unzuverlässig, Gleiter äußerst selten – und das geschrumpfte künstliche Bewußtsein aufgrund des Fehlens einer Datensphäre, keines Zugangs zum All-Wesen und nur eines Fatlinesenders zu einer Erneuerung kreativer Energien und einer neuen Erkenntnis, was es hieß, Mensch und Künstler zu sein.
Hatte ich gehört.
Keine Muse kam. Meine Verse waren weiterhin technisch versiert und so tot wie die Katze von Huck Finn.
Ich beschloß, Selbstmord zu begehen.
Aber vorher verbrachte ich einige Zeit, mindestens neun Jahre, damit, einen Dienst an der Gemeinschaft zu tun, indem ich etwas beisteuerte, woran es Hyperion gebrach: Dekadenz.
Von einem Biobildhauer mit dem angemessenen Namen Graumann Hacket ließ ich mir die haarigen Flanken, Hufe und Bocksbeine eines Satyrs anfertigen. Ich ließ meinen Bart wachsen und die Ohren verlängern. Graumann nahm interessante Veränderungen an meinen Geschlechtsorganen vor. Das sprach sich herum. Bauernmädchen, Eingeborene, die Frauen unserer blauen Städtebauer und Pioniere – alle warteten auf einen Besuch von Hyperions einzigem ansässigem Satyrn oder arrangierten selbst einen. Ich lernte, was ›Dauererektion‹ und ›Satyriasis‹ wirklich bedeuteten. Abgesehen von der endlosen Serie sexueller Wettbewerbe, wurden meine Zechgelage legendär und mein Vokabular näherte sich wieder den alten Zeiten nach dem Schlag an.
Es war verdammt toll. Es war die Hölle.
Und in der Nacht, als ich beschloß, mir das Gehirn rauszupusten, tauchte Grendel auf.
Notizen für eine Skizze unseres heimsuchenden Monsters:
Unsere schlimmsten Alpträume sind zum Leben erwacht. Etwas Böses scheut das Licht. Schatten von Morbius und dem Krell. Laß das Feuer hell lodern, Mutter, Grendel kommt heut nacht.
Zuerst denken wir, die Vermißten sind einfach abwesend; auf den Mauern unserer Stadt stehen keine Wachtposten, und eigentlich gibt es keine Mauern, und an den Türen unserer Methalle stehen auch keine Krieger. Dann meldet ein Mann, daß seine Frau zwischen dem Abendessen und der Schlafenszeit der beiden Kinder verschwunden ist. Dann versäumt Hoban Kristus, der abstrakte Implosionist, seine Performance im Amphitheater der Dichter Mitte der Woche, sein erstes Fehlen in zweiundachtzig Jahren auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Besorgnis macht sich breit. Der Traurige König Billy kehrt von seiner Arbeit als Aufseher der Restaurierung von Jacktown zurück und verspricht, daß die Sicherheitsmaßnahmen verbessert werden. Ein Sensornetz wird um die Stadt gewoben. Schiffsicherheitsoffiziere durchsuchen die Zeitgäber und melden, daß alle immer noch leer sind. Mechs werden in den Labyrintheingang am Fuß des Jadegrabs gesetzt und melden nach einer Sondierung von sechstausend Kilometern nichts. Automatische und bemannte Gleiter überfliegen das Gebiet zwischen der Stadt und dem Bridle Range und spüren nichts Größeres als die Körperwärme eines Felsenaals auf. Eine Woche lokaler Zeit verschwindet niemand mehr.
Dann fangen die Todesfälle an.
Der Bildhauer Pete Garcia wird in seinem Atelier gefunden ... und in seinem Schlafzimmer ... und draußen im Garten. Schiffsicherheitsmanager Truin Hines ist dumm genug, einem Reporter zu sagen: »Als wäre er von einem tollwütigen Tier zerfetzt worden. Aber kein Tier, das ich kenne, könnte einen Menschen so zurichten.«
Insgeheim sind wir alle aufgeregt und gespannt. Sicher, die Dialoge sind beschissen, wie die aus einer Million Filmen und Holies, mit denen wir uns gegruselt haben, aber jetzt sind wir mittendrin.
Der Verdacht richtet sich auf das Offensichtliche: Ein Psychopath ist unter uns und tötet wahrscheinlich mit einem Pulsiermesser oder einer Höllenpeitsche. Dieses Mal hatte er (oder sie) keine Zeit mehr, die Leiche wegzuschaffen. Armer
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