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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Silenus zu. Oberst Kassad ging zwei Schritte hinter Lamia.
    Der Dichter trank einen großen Schluck und lächelte der dunkelhaarigen Frau zu. Seine Lippen waren feucht. »O baue dein Schiff des Todes«, flüsterte er. »Baue es!«
    Lamias Finger um den Laser waren weiß. Der Konsul rückte näher zu Silenus und wußte nicht, was er machen sollte, während er sich vorstellte, wie der Lichtstrahl sich zwischen seine Augen hineinbrannte. Kassad beugte sich wie ein zwei Meter langer verdichteter Schatten zu Lamia.
    »Madam«, sagte Sol Weintraub, der auf einer Truhe an der gegenüberliegenden Wand saß, »muß ich Sie daran erinnern, daß ein Kind anwesend ist?«
    Lamia sah nach rechts. Weintraub hatte eine tiefe Schublade aus einer Kommode des Schiffs gezogen und als Wiege auf das Bett gestellt. Er hatte das Baby gebadet und war, kurz bevor der Poet das Gedicht aufgesagt hatte, lautlos eingetreten. Jetzt legte er das Baby behutsam in das gepolsterte Nest.
    »Tut mir leid«, sagte Brawne Lamia und ließ den kleinen Laser sinken. »Er macht mich nur so ... wütend.«
    Weintraub nickte und wiegte die Schublade sachte. Das sanfte Rollen des Windwagens und das konstante Brummen des großen Rads schienen das Baby bereits in den Schlaf gewiegt zu haben. »Wir sind alle müde und nervös«, sagte der Gelehrte. »Vielleicht sollten wir unsere Unterkünfte für die Nacht aufsuchen und uns hinlegen.«
    Die Frau nickte und steckte die Waffe in den Gürtel. »Ich kann nicht schlafen«, sagte sie. »Es ist alles zu ... seltsam.«
    Andere nickten. Martin Silenus saß auf dem breiten Sims unter den Heckfenstern. Nun zog er die Beine an, trank einen Schluck und sagte zu Sol Weintraub: »Erzählen Sie uns Ihre Geschichte, alter Mann!«
    »Ja«, sagte Pater Hoyt. Der Priester sah bis zur Leichenhaftigkeit erschöpft aus, aber seine fiebrigen Augen glühten. »Erzählen Sie! Wir müssen alle Geschichten hören und Zeit zum Nachdenken haben, bis wir ankommen.«
    Weintraub strich mit einer Hand über seinen kahlen Schädel. »Es ist eine langweilige Geschichte«, sagte er. »Ich war bisher noch nie auf Hyperion. Ich habe keine Konfrontationen mit Ungeheuern und keine Heldentaten zu schildern. Es ist die Geschichte eines Mannes, dessen Vorstellung von einem epischen Abenteuer es ist, ohne Manuskript vor seinen Studenten zu sprechen.«
    »Um so besser«, sagte Martin Silenus. »Wir brauchen alle ein Schlafmittel.«
    Sol Weintraub seufzte, rückte die Brille zurecht und nickte. Ein paar dunkle Strähnen waren in seinem Bart, aber er war größtenteils weiß geworden. Er drehte die Laterne über dem Bett des Babys herunter und rückte den Stuhl näher in die Mitte des Zimmers.
    Der Konsul drehte die anderen Lampen auch dunkler und schenkte allen, die wollten, mehr Kaffee ein. Sol Weintraub sprach langsam, er drückte sich sorgfältig aus und wählte die Worte mit Bedacht, und es dauerte nicht lange, bis sich die sanften Kadenzen seiner Geschichte mit dem leisen Rumpeln und langsamen Wiegen des nach Norden fahrenden Windwagens vereinten.
     

Die Geschichte des Gelehrten
Der Fluß Lethe schmeckte bitter
    Sol Weintraub und seine Frau Sarai hatten schon vor der Geburt ihrer kleinen Tochter Freude an ihrem Leben gehabt; Rachel machte alles so perfekt, wie es sich das Paar nur vorstellen konnte.
    Sarai war siebenundzwanzig, als das Kind empfangen wurde, Sol neunundzwanzig. Sie hatten beide nicht an Poulsen-Behandlungen gedacht, weil sie sich keine leisten konnten, aber auch ohne derartige Unterstützung freuten sie sich auf weitere fünfzig gesunde Jahre.
    Beide hatten ihr ganzes Leben auf Barnards Welt verbracht, einem der ältesten aber langweiligsten Hegemoniemitglieder. Barnard gehörte zum Netz, aber das spielte für Sol und Sarai keine Rolle, da sie sich keine regelmäßigen Farcasterausflüge leisten konnten und auch kaum den Wunsch verspürten, einmal wegzugehen. Sol hatte vor kurzem sein zehnjähriges Jubiläum am Nightenhelser College gefeiert, wo er Geschichte und Klassische Studien unterrichtete und eigene Forschungen über ethische Evolution anstellte. Nightenhelser war eine kleine Schule, weniger als dreitausend Studenten, aber ihr akademischer Ruf war vorzüglich, und sie zog Studenten von überall aus dem Netz an. Die Hauptbeschwerde der Studenten war, daß Nightenhelser und die umliegende Gemeinde Crawford eine Insel der Zivilisation in einem Meer aus Mais bildeten. Das stimmte; das College war dreitausend Meilen von der Hauptstadt

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