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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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von oben. »Das Schiff ist verlassen.«
    Die Gruppe mühte sich mit dem Gepäck ab, jeder mußte mehrmals gehen. Der Konsul half Het Masteen mit der schweren Möbiustruhe und konnte eine leichte, aber intensive Vibration durch die Fingerspitzen spüren.
    »Und wo steckt die Scheißmannschaft?« fragte Silenus, als sie sich auf dem Vorderdeck versammelt hatten. Sie hatten eine gemeinsame Exkursion durch die engen Flure und Kabinen hinter sich, über Treppen, die mehr Leitern als Treppen waren, und durch Kajüten, die kaum größer waren als die darin befindlichen Einbauschränke. Lediglich die hinterste Kabine – die Kabine des Kapitäns, falls es sich darum handelte – bot Größe und Komfort der Standardunterkünfte auf der Benares.
    »Eindeutig vollautomatisch«, sagte Kassad. Der FORCE-Offizier deutete auf Fallstricke, die in Schlitzen im Deck verschwanden, fast unsichtbare Manipulatoren zwischen Takelage und Spieren und die Andeutung von Zahnrädern auf halber Höhe des Heckmasts mit seinem Lateinsegel.
    »Ich habe kein Kontrollzentrum gesehen«, sagte Lamia. »Nicht einmal ein Diskey oder einen C-Punkt-Nexus.« Sie holte ihr Komlog aus der Brusttasche und versuchte, sich in Standarddaten-, Komm- und Biomedfrequenzen einzuklinken. Keine Reaktion vom Schiff.
    »Die Schiffe hatten sonst immer eine Besatzung«, sagte der Konsul. »Geweihte des Tempels haben die Pilger bis zu den Bergen begleitet.«
    »Nun, jetzt ist niemand hier«, sagte Hoyt. »Aber ich schätze, wir können davon ausgehen, daß irgend jemand noch in der Station oder Keep Chronos am Leben ist. Sie haben uns den Wagen ja geschickt.«
    »Oder alle sind tot und der Windwagen läuft auf einem automatischen Kurs«, sagte Lamia. Sie sah über die Schultern, als Takelage und Segel in einer plötzlichen Windbö ächzten. »Verdammt, es ist unheimlich, derart von allem und jedem abgeschnitten zu sein. Als wäre man blind und taub. Ich weiß nicht, wie Kolonisten das aushalten.«
    Martin Silenus kam zu der Gruppe geschlendert und setzte sich auf die Reling. Er trank aus einer langen grünen Flasche und sagte:
     
    »Where's the Poet? Show him! Show him,
    Muses mine, that I may know him!
    Tis the man who with a man
    Is an equal, be he king,
    Or poorest of the beggar-class,
    Or any other wondrous thing
    A man may be 'twixt ape and' Plato.
    'Tis the man who with a bird,
    Wren or eagle, finds his way to
    All its instincts. He hath heard
    The lion's roaring, and can tell
    What his horny throat expresseth,
    And to him the tiger's yell
    comes articulate and presseth
    On his ear like mother-tongue.«
     
    »Wo ist der Dichter? Zeig ihn! Nenne,
    Muse mein, daß ich ihn kenne!
    Er ist jedem Manne gleich,
    Ob Herrscher über Königreiche
    Ob ärmster armer Bettlersmann,
    Oder alles Wundergleiche,
    Was der Mensch nur werden kann.
    Er, der Mann, der nie vergeht,
    Findet mit des Adlus Schwingen
    Zu sich selbst, und er versteht,
    Das Löwenbrüllen und kann sagen
    Was die rauhe Kehle spricht.
    Für ihn ist des Tigers Klagen
    Wohlverständlich und besticht
    Sein Gehör wie Muttersprache.«
     
    »Wo haben Sie die Weinflasche her?« fragte Kassad.
    Martin Silenus lächelte. Seine Augen waren klein und glänzend im Schein der Laternen. »Die Kombüse ist voll bestückt, und eine Bar ist auch vorhanden. Ich habe verkündet, daß sie geöffnet hat.«
    »Wir sollten etwas zu essen machen«, sagte der Konsul, obwohl er im Augenblick auch nur etwas Wein wollte. Es war über zehn Stunden her, seit sie zum letzten Mal etwas gegessen hatten.
    Ein blechernes Poltern und Surren waren zu hören, worauf sie alle zur Steuerbordreling eilten. Die Planke hatte sich eingefahren. Sie wirbelten wieder herum, als Segeltuch aufgerollt wurde, Taue sich strafften und irgendwo ein Schwungrad in den Ultraschallbereich summte. Wind blähte die Segel, das Deck neigte sich etwas, der Windwagen entfernte sich vom Kai und glitt in die Dunkelheit. Die einzigen Laute waren das Knarren und Ächzen des Schiffes, das leise Brummen des Rads und das Rascheln des Grases an der Hülle.
    Die sechs verfolgten, wie die Schatten der Klippe hinter ihnen zurückblieben, der unangezündete Scheiterhaufen des Leuchtsignals als schwacher Schimmer der Sterne auf hellem Holz verschwand und zuletzt nur noch Himmel und Nacht und schwankende Laternenlichter übrig waren.
    »Ich gehe nach unten«, sagte der Konsul, »und sehe nach, ob ich etwas zu essen zusammenbringe.«
    Die anderen blieben noch eine Weile oben, spürten den

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