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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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bedingt ist?«
    »Rachel! Kannst du dich daran erinnern, daß du eine erwachsene Frau warst? Wie ist es, wieder Kind zu sein?«
    »M. Weintraub! M. Weintraub! Bitte nur ein Standfoto! Wie wäre es, wenn Sie ein Foto von Rachel als Erwachsener holen und Sie und das Kind es betrachteten?«
    »M. Weintraub! Stimmt es, daß dies der Fluch der Zeitgräber ist? Hat Rachel das Ungeheuer Shrike gesehen?«
    »He, Weintraub! Sol! He, Solly! Was werden Sie und Ihre Frau machen, wenn das Kind nicht mehr ist?«
    Ein Reporter versperrte Sol den Weg zur Eingangstür. Der Mann beugte sich nach vorne, die Stereolinsen seiner Augen wurden für eine Großaufnahme von Rachel ausgefahren. Sol packte das lange Haar des Mannes – das er bequemerweise zu einem Pferdeschwanz geflochten hatte – und schleuderte ihn beiseite.
    Die Meute johlte und grölte sieben Wochen vor dem Haus. Sol wurde wieder klar, was er über seine kleine Gemeinde gewußt, aber vergessen gehabt hatte: Sie waren manchmal nervtötend, stets engstirnig, manchmal auf persönlicher Ebene neugierig, aber sie hatten sich nie an das teuflische Erbe des sogenannten ›Rechts der Öffentlichkeit auf Information gehalten.
    Das Netz dagegen schon. Anstatt seine Familie und sich selbst zu permanenten Gefangenen der belagernden Reporter zu machen, ging Sol in die Offensive. Er vereinbarte Interviews in den meistgesehenen Farcasterkabelnachrichten, nahm an Diskussionen des All-Wesens teil und besuchte persönlich die Medizinische Forschungskonklave des Concourse. In zehn Standardmonaten bat er auf achtzig Welten um Hilfe für seine Tochter.
    Angebote von zehntausend Quellen gingen ein, aber der Löwenanteil kam von Geistheilern, Werbestrategen, Instituten und freiberuflichen Forschern, die ihre Dienste als Gegenleistung für die Publicity anboten. Anhänger des Shrike-Kults und religiöse Fanatiker äußerten ihre Meinung, daß Rachel ihre Strafe verdient hätte, verschiedene Werbeagenturen baten um Produktwerbung, Medienagenten boten sich an, Rachel für derartige Werbung zu ›vertreten‹, gewöhnliche Menschen sandten Ausdrücke ihres Mitgefühls – ab und zu mit Kreditchips, Wissenschaftler drückten ihre Zweifel aus, Holieproduzenten und Verlage wollten die Exklusivrechte an Rachels Leben, und ganze Bataillone Grundstücksmakler sandten Angebote.
    Reichs Universität bezahlte ein Team Sortierer, die die Angebote durchsahen und suchten, um etwas zu finden, das Rachel nützen mochte. Die meisten Schreiben wurden vernichtet. Ein paar Angebote medizinischer Forschung wurden ernsthaft in Erwägung gezogen. Letztendlich schienen aber keine Forschungen oder Experimentaltherapien dabei zu sein, die Reichs nicht schon selbst ausprobiert hatte.
    Ein Fatlinegramm erregte Sols Aufmerksamkeit. Es kam vom Vorsitzenden des Kibbuz K'far Shalom auf Hebron und lautete nur:
     
    WENN ES ZUVIEL WIRD, KOMMEN SIE HER.
     
    Es wurde bald zuviel. Nach den ersten paar Monaten Publicity schien die Belagerung nachzulassen, aber das war das Vorspiel zum zweiten Akt. Fax-Sensationsblätter bezeichneten Sol als den Wandernden Juden, den verzweifelten Vater, der auf der Suche nach einem Heilmittel gegen die bizarre Krankheit seines Kindes in weite Fernen wanderte – eine ironische Bezeichnung, wenn man Sols Abneigung gegen Reisen kannte. Sarai war unumstößlich die ›trauernde Mutter‹. Rachel war immer das ›verlorene Kind‹ oder, in einer besonders inspirierten Schlagzeile, ›Das jungfräuliche Opfer des Fluchs der Zeitgräber‹. Niemand von der Familie konnte das Haus verlassen, ohne daß ein Reporter oder Bildaufzeichner hinter einem Baum lauerte.
    Crawford stellte fest, daß sich mit dem Unglück der Weintraubs Geld machen ließ. Anfangs hielt die Gemeinde zusammen, aber als Unternehmer von Bussard City mit Souvenirläden, T-Shirt-Konzessionen, Führungen und Datenchipkabinen für die Touristen anrückten, die in immer größerer Anzahl eintrafen, überlegten die ansässigen Geschäftsleute erst, zauderten und beschlossen dann einhellig, wenn schon Geschäfte gemacht wurden, sollte der Profit nicht an Leute von außerhalb gehen.
    Nach vierhundertachtunddreißig Jahren vergleichsweiser Abgeschiedenheit erhielt die Stadt Crawford ein Farcasterterminex. Besucher mußten nicht mehr die Mühsal der zwanzigminütigen Anfahrt von Bussard City auf sich nehmen. Es wurden immer mehr.
     
    An dem Tag, als sie umzogen, regnete es heftig, die Straßen waren verlassen. Rachel weinte nicht, aber ihre Augen

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