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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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als wären die Knochen entflammt. Innerhalb einer Minute war er eine rauchende Karikatur verkohlten Fleisches und sein Körper zur uralten Zwergboxerhaltung aller Opfer von Verbrennungen verkrümmt. Ich wandte mich ab, legte eine Hand vor den Mund und betrachtete die wenigen Zuschauer, ob es einer von ihnen getan haben konnte. Aufgerissene, furchtsame Augen sahen mich an. Weiter oben stürmten grau uniformierte Wachen aus dem Farcasterportal.
    Verdammt! Ich sah mich um. Über uns bauschten sich die Baumsegel und flatterten. Bunte Sommerfäden, die selbst bei Tage wunderschön anzusehen waren, schwebten zwischen tropischer Vegetation in hundert verschiedenen Schattierungen. Sonnenlicht glitzerte auf dem blauen Meer. Der Weg zu beiden Portalen war versperrt. Der Wachmann, der die Gruppe anführte, hatte eine Waffe gezückt.
    Ich war mit drei Schritten bei der ersten Schwebematte und versuchte mich an meinen Flug vor zwei Jahrhunderten zu erinnern, wie die Schwebefäden aktiviert wurden. Ich zeichnete verzweifelt Muster.
    Die Schwebematte wurde starr und hob sich zehn Zentimeter vom Strand. Jetzt konnte ich Rufe hören, als die Wachen den Rand der Menge erreichten. Eine Frau in der bunten Kleidung von Renaissance Minor deutete in meine Richtung. Ich sprang von der Schwebematte, sammelte die sieben anderen ein und trat wieder auf meine. Ich war kaum imstande, das Schwebemuster in dem Teppichdesign zu entdecken, drückte aber auf den Vorwärtsbeschleuniger, bis sich die Matte in Bewegung setzte und mich fast abwarf, als sie emporstieg.
    Fünfzig Meter draußen und in dreißig Meter Höhe ließ ich die anderen Matten ins Meer fallen, drehte mich um und sah, was sich am Ufer abspielte. Mehrere Grauuniformierte drängten sich um die verkohlte Leiche. Ein anderer richtete einen silbernen Strahler in meine Richtung.
    Feine Nadeln des Schmerzes stachen in meinen Arm, die Schulter und den Hals. Die Augen fielen mir zu, ich wäre um ein Haar rechts von der Matte gerutscht. Ich packte das gegenüberliegende Ende mit der linken Hand, zog mich hoch und strich mit Fingern aus Holz über das Aufwärtsmuster. Während ich höher stieg, tastete ich am rechten Ärmel nach meinem Schocker. Das Unterarmhalfter war leer.
    Eine Minute später richtete ich mich auf und schüttelte den größten Teil der Wirkung des Schockers ab, obwohl meine Finger noch brannten und ich starke Kopfschmerzen hatte. Die schwimmende Insel lag weiter hinter mir und wurde mit jedem Augenblick kleiner. Vor einem Jahrhundert wäre die Insel von einem Schwarm Delphinen gezogen worden, die ursprünglich während der Hegira hierher gebracht worden waren, aber das Befriedungsprogramm der Hegemonie während des Siri-Aufstands hatte fast sämtliche Wassersäugetiere getötet, daher trieben die Inseln nun lustlos umher und beförderten ihre Fracht von Touristen aus dem Netz und Landbesitzern.
    Ich suchte den Horizont nach einer weiteren Insel oder der Spur eines der seltenen Festlandblocks ab. Nichts. Besser gesagt, blauer Himmel, endloses Meer und sanfte Pinselstriche von Wolken weit im Westen. Oder war es Osten?
    Ich zog das Komlog von der Gürtelschnalle und tippte eine allgemeine Verbindung zur Datensphäre ein, dann hielt ich inne. Wenn die Behörden mich soweit verfolgt hatten, würden sie als nächstes meinen Aufenthaltsort anpeilen und einen Gleiter oder ein EMV der Wachen schicken. Ich war nicht sicher, ob sie mein Komlog verfolgen konnten, wenn ich mich einklinkte, sah aber keinen Grund, ihnen in die Hände zu arbeiten. Ich drückte das Komlog auf Warteposition und sah mich wieder um.
    Gut gemacht, Brawne. In zweihundert Meter Höhe auf einer dreihundert Jahre alten Schwebematte mit Gott weiß wieviel – oder wenig! – Stunden Ladung in den Flugfäden, und obendrein tausend Klicks oder mehr von jedwedem Land entfernt. Und verirrt. Toll. Ich verschränkte die Arme, lehnte mich zurück und dachte nach.
    »M. Lamia?« Als ich Johnnys sanfte Stimme hörte, wäre ich beinahe von der Matte gesprungen.
    »Johnny?« Ich starrte das Komlog an. Es war noch auf Warteposition geschaltet. Die Frequenzanzeige war dunkel. »Johnny, sind Sie das?«
    »Selbstverständlich. Ich dachte schon, Sie würden Ihr Komlog nie einschalten.«
    »Wie haben Sie mich aufgespürt? Auf welcher Frequenz rufen Sie?«
    »Das ist nicht wichtig. Wohin gehen Sie?«
    Ich lachte und sagte ihm, daß ich nicht die geringste Ahnung hätte. »Können Sie mir helfen?«
    »Augenblick.« Es folgte eine kurze

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