Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion
waren. Einen Augenblick lagen sie beide nur da und schnappten nach Luft.
»Alles ... in Ordnung?« brachte Kassad schließlich hervor. Plötzlich wurde ihm ihr Aussehen bewußt. Ihr braunes Haar war nach momentaner Mode im Weltennetz kurz; kurz und so geschnitten, daß die längsten Strähnen vom Scheitel zwei Zentimeter links von der Stirnmitte bis gerade über das rechte Ohr fielen. Es war ein Knabenhaarschnitt aus einer vergessenen Zeit, aber sie war kein Knabe. Kassad dachte, daß sie möglicherweise die schönste Frau war, die er je gesehen hatte: so perfekter Knochenbau, daß Kinn und Wangenknochen wohlgeformt, aber nicht zu spitz waren, große Augen, in denen Leben und Intelligenz funkelten, sanfter Mund mit weicher Unterlippe. Als er neben ihr lag, stellte Kassad fest, daß sie groß war – nicht so groß wie er, aber eindeutig keine Frau aus dem fünfzehnten Jahrhundert –, und er konnte selbst unter dem weiten Wams und der Pluderhose die Rundungen ihrer Hüften und Brüste ausmachen. Sie schien ein paar Jahre älter als Kassad zu sein, möglicherweise Ende zwanzig, aber daran dachte er kaum, als sie ihn mit ihren sanften, verlockenden, unendlich tiefen Augen ansah.
»Alles in Ordnung?« fragte er noch einmal. Selbst er fand, daß sich seine Stimme seltsam anhörte.
Sie antwortete nicht. Oder besser, sie antwortete, indem sie mit ihren langen Fingern über Kassads Brust strich und die Lederschnüre entfernte, welche die derbe Weste zusammenhielten. Ihre Hände fanden sein Hemd. Es war blutgetränkt, fast die ganze Vorderseite zerrissen. Die Frau riß es vollends auf. Sie drängte sich jetzt an ihn, berührte ihn mit Fingern und Lippen an der Brust und bewegte bereits die Hüften. Mit der rechten Hand griff sie nach seiner Hose und zog den Gürtel auf.
Kassad half ihr, ihm die restlichen Kleidungsstücke auszuziehen und entfernte ihre mit drei geschmeidigen Bewegungen. Unter der Bluse und der groben Stoffhose hatte sie nichts an. Kassads Hände glitten zwischen ihre Schenkel, hinter sie, umklammerten die Pobacken, zogen sie näher und widmeten sich wieder der feuchten, rauhen Stelle vorn. Sie öffnete sich ihm und preßte den Mund auf seine Lippen. Irgendwie verloren sie trotz aller Bewegungen und allem Ausziehen nie den Hautkontakt. Kassad spürte, wie er sich in seiner Erregung an ihrem Unterleib rieb.
Da rollte sie sich auf ihn, saß mit gespreizten Beinen auf seinen Lenden und sah ihm starr in die Augen. Kassad war noch nie so erregt gewesen. Er stöhnte, als sie mit der Hand sein Glied ertastete und es in sich einführte. Als er die Augen wieder aufschlug, bewegte sie sich langsam, hatte den Kopf zurückgelegt und die Augen geschlossen. Kassad glitt mit den Händen an ihren Seiten hinauf und bedeckte mit ihnen die perfekten Brüste. Er spürte ihre harten Brustwarzen an seinen Handflächen.
Sie liebten sich. Kassad war mit seinen dreiundzwanzig Standardjahren einmal verliebt gewesen und hatte Sex schon viele Male genossen. Er glaubte, das Wie und Warum zu kennen. Bis zu diesem Augenblick hatte er nichts erlebt, das er seinen Kameraden während eines Truppentransports nicht mit einem zotigen Ausdruck und einem Lachen hätte beschreiben können. Mit dem ruhigen, überzeugten Zynismus eines dreiundzwanzigjährigen Veteranen war er überzeugt, daß er niemals etwas erleben würde, das man nicht so beschreiben, so abtun konnte. Er irrte sich. Die Empfindungen der folgenden paar Minuten konnte er niemals hinreichend mit jemandem teilen. Er sollte es auch nie versuchen.
Sie liebten sich im plötzlichen Strahl Oktoberlicht auf einem Teppich aus Laub und Kleidungsstücken und einem Film aus Blut und Schweiß, der die süße Reibung zwischen ihnen ölte. Ihre grünen Augen sahen auf Kassad hinab, wurden etwas größer, als er anfing, sich schneller zu bewegen, und schlössen sich im selben Moment wie seine.
Dann bewegten sie sich in einer plötzlichen Flut von Empfindungen gemeinsam, die so alt und unausweichlich waren wie die Bahnen von Welten: Ihr Puls raste, ihr Fleisch bewegte sich in seinem eigenen feuchten Rhythmus, ein weiteres, letztes gemeinsames Aufbäumen, die Welt schrumpfte zu einem Nichts zusammen – und dann ließen sie, immer noch durch Berührung und Herzschlag und den abklingenden Kitzel der Leidenschaft vereint, das Bewußtsein wieder ins jeweilige Fleisch zurücksinken, während die Welt durch vergessene Sinne wieder einströmte.
Sie lagen nebeneinander. Die Rüstung des Mannes
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