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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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halben Klick jenseits des Abgrunds des Vakuums von Kassad erneut in einer Wolke zerstäubten Metalls, gefrierenden Dampfs und trudelnder schwarzer Pünktchen aufging, in denen Kassad Leichen erkannte.
    Kassad zog sich tiefer in das schützende Gitter des Wracks zurück und dachte über seine Situation nach. Der Anzug des Marine würde nicht mehr länger als eine Stunde durchhalten – Kassad konnte bereits den Gestank fauler Eier des beschädigten Atmungssystems riechen –, und er hatte auf seinem Weg durch das Wrack keine luftdichte Kabine gesehen. Und selbst wenn er eine Kammer oder Schleuse gefunden hätte, in der er Schutz suchen konnte, was dann? Kassad wußte nicht, ob der Planet da unten Hyperion oder Garden war, aber er war sicher, daß es auf keiner Welt einen Stützpunkt von FORCE gab. Er war darüber hinaus sicher, daß keine lokalen Verteidigungskräfte ein Schiff der Ousters herausfordern würden. Es würde Tage dauern, bis ein Patrouillenschiff die Wrackteile untersuchte. Und Kassad wußte, es war auch möglich, daß der Orbit des trudelnden Wrackteils, in dem er sich befand, endgültig zusammenbrechen würde, ehe sie jemand schickten, um es zu untersuchen, worauf Tausende Tonnen verkrümmten Metalls brennend in die Atmosphäre stürzen würden.
    Das würde den Eingeborenen nicht gefallen, dachte Kassad, aber von ihrem Standpunkt aus gesehen war es vielleicht besser, sich ein Stück Himmel auf den Kopf fallen zu lassen, anstatt die Ousters sich zu Feinden zu machen. Wenn der Planet über primitive Orbitalverteidigungssysteme oder Boden-CPBs verfügte, überlegte Kassad mit grimmigem Lächeln, war es sinnvoller, daß sie die Wrackteile zerstäubten, anstatt auf das Schiff der Ousters zu feuern.
    Für Kassad wäre das einerlei. Wenn er nicht schnell etwas unternahm, würde er lange bevor die Wrackteile des Schiffs in die Atmosphäre eintauchten oder die Eingeborenen etwas unternahmen, tot sein.
    Der Vergrößerungsschirm des Marines war durch den Splitter geborsten, der ihn getötet hatte, dennoch klappte Kassad die Überreste des Schirms vor das Visier. Anzeigen leuchteten rot, aber der Anzug verfügte noch über ausreichend Energie, daß er ihm die blaßgrüne Vergrößerung zwischen den Rissen und Sprüngen zeigen konnte. Kassad beobachtete, wie das Kampfschiff der Ousters hundert Klicks zurückfiel, wobei sein Defensivfeld die Sterne verschwimmen ließ, und mehrere Objekte abfeuerte. Einen Augenblick lang war Kassad überzeugt, daß es sich um den Gnadenstoß handeln mußte, und grinste humorlos angesichts der Gewißheit, daß er nur noch ein paar Sekunden zu leben hatte. Dann fiel ihm die geringe Geschwindigkeit auf, und er stellte die Vergrößerung höher. Die Energieanzeigen blinkten rot und der Verstärker fiel aus, aber vorher konnte Kassad die ovale Form erkennen, die von Schubdüsen und Cockpitkuppeln bedeckt war und über je sechs gelenklose Greifarme verfügte. ›Tintenfische‹ hatten die FORCE:Weltraum-Soldaten die Beiboote der Ousters genannt.
    Kassad zog sich noch tiefer in das Wrack zurück. Er hatte nur ein paar Minuten, bis eines oder mehr der Tintenfisch-Beiboote seinen Teil des Schiffs erreichen würden. Wie viele Ousters befanden sich in so einem Boot? Zehn? Zwanzig? Kassad war sicher, es würden nicht weniger als zehn sein. Und sie würden ausreichend bewaffnet und mit Infrarotsensoren ausgerüstet sein. Es handelte sich um die Elite der Ousters, vergleichbar mit den Weltraum-Marines der Hegemonie, und diese Kommandos waren nicht nur für den Kampf im freien Fall ausgebildet, sondern in Schwerelosigkeit geboren. Ihre langen Gliedmaßen, Greifzehen und Greifschwänze waren in dieser Umgebung unschätzbare Vorteile, doch Kassad war sicher, sie brauchten nicht mehr Vorteile, als sie ohnehin schon hatten.
    Er zog sich vorsichtig durch das Labyrinth verbogenen Metalls und kämpfte gegen den Adrenalinstoß der Angst an, der ihn dazu bringen wollte, schreiend durch die Dunkelheit zu strampeln. Was wollten sie? – Gefangene? – Das würde sein unmittelbares Überlebensproblem lösen. Er mußte sich nur ergeben, um zu überleben. Die Schwierigkeit bei dieser Lösung war, daß Kassad FORCE :Geheimdienst-Holos des Ousterschiff es gesehen hatte, das sie vor Bressia erobert hatten. Im Frachthangar dieses Schiffes waren über zweihundert Gefangene gewesen. Und die Ousters hatten eindeutig viele Fragen an diese Bürger der Hegemonie gehabt. Vielleicht war es ihnen lästig gewesen, so viele

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