Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion
die Wölfe strömten durch jede Tür und jedes Fenster herein. Sie lächelte fast, so gerecht schien es, und über ihre unvorstellbare Dummheit zu glauben, sie könnte das Chaos freisetzen und es anschließend kontrollieren.
»Erstens«, sagte sie, »wird es keine Rücktritte und Selbsterniedrigungen geben, bevor ich sie nicht anordne. Es ist durchaus möglich, daß diese Regierung stürzen wird ... daß tatsächlich Mitglieder dieses Kabinetts, ich selbst eingeschlossen, an Streben hängen werden, wie Gabriel es so treffend ausgedrückt hat. Aber bis dahin sind wir die Regierung der Hegemonie und müssen als solche handeln.
Zweitens, ich werde mich mit den hier Anwesenden und Repräsentanten anderer Senatsausschüsse in einer Stunde treffen, um die Rede durchzugehen, die ich um 08.00 Standard vor dem Netz halten werde. Ihre Vorschläge werden jederzeit gerne berücksichtigt.
Drittens ermächtige ich hiermit die Verantwortlichen von FORCE hier und überall in der Hegemonie, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um Bürger und Eigentum von Netz und Protektorat zu schützen und zu erhalten, auch wenn dazu außergewöhnliche Schritte erforderlich sein sollten. General, Admiral, ich möchte, daß die Soldaten binnen zehn Stunden zu den bedrohten Netzwelten zurückbeordert werden. Es ist mir einerlei, wie das bewerkstelligt wird, aber es wird bewerkstelligt.
Viertens, nach meiner Rede werde ich eine Vollversammlung von Senat und All-Wesen einberufen. Dann werde ich verkünden, daß zwischen der Hegemonie der Menschheit und den Nationen der Ousters der Kriegszustand herrscht. Gabriel, Dorothy, Torn, Eiko – Sie alle werden in den nächsten Stunden viel zu tun haben. Bereiten Sie Ihre Ansprachen für die Heimatwelten vor, aber erscheinen Sie zu der Sitzung. Ich wünsche uneingeschränkte Unterstützung durch den Senat. Sprecher Gibbons, ich kann Sie nur um Ihre Hilfe als Leiter der Diskussion des All-Wesens bitten. Es ist zwingend notwendig, daß wir heute um 12.00 Uhr eine Abstimmung des All-Wesens vorliegen haben. Es darf keine Überraschungen geben.
Fünftens, wir werden die Bewohner der von der ersten Angriffswelle bedrohten Welten evakuieren.« Gladstone hielt eine Hand hoch und brachte die Einwände und Erklärungen der Experten zum Schweigen. »Wir werden in der zur Verfügung stehenden Zeit evakuieren, wen wir können. Die Minister Persov, Imoto, Dan-Gyddis und Crunnens vom Netz-Transitministerium werden ein Evakuierungs-Koordinationskonzil ins Leben rufen und den Vorsitz übernehmen und heute um 13.00 Uhr einen detaillierten Bericht und Zeitplan bei mir vorlegen. FORCE und das Bureau für Netz-Sicherheit werden sich um Disziplin und Schutz der Farcasterzugänge kümmern.
Zuletzt möchte ich Ratgeber Albedo, Senator Kolchev und Sprecher Gibbons in drei Minuten in meinen Privatgemächern sehen. Hat jemand Fragen?«
Fassungslose Gesichter sahen sie an.
Gladstone stand auf. »Viel Glück«, sagte sie. »Arbeiten Sie schnell. Tun Sie nichts, das unnötig Panik auslösen könnte. Und Gott schütze die Hegemonie.« Sie drehte sich um und rauschte hinaus.
Gladstone saß hinter ihrem Schreibtisch. Kolchev, Gibbons und Albedo saßen ihr gegenüber. Die Atmosphäre der Dringlichkeit, die man durch halb wahrgenommene Aktivitäten hinter den Türen erahnen konnte, wurde durch Gladstones langes Zögern, bevor sie zu sprechen anfing, noch nervtötender. Sie ließ Ratgeber Albedo nicht aus den Augen. »Sie«, sagte sie schließlich, »haben uns verraten.«
Das dünne arrogante Lächeln der Projektion geriet nicht einmal ins Wanken. »Niemals, Präsidentin.«
»Dann haben Sie eine Minute Zeit zu erklären, weshalb der TechnoCore und besonders das KI-Ratskonzil diese Invasion nicht vorhergesehen haben.«
»Das zu erklären erfordert nur ein Wort, M. Präsidentin«, sagte Albedo. »Hyperion.«
»Verfluchtes Hyperion!« schrie Gladstone und schlug in einem Gladstone-untypischen Temperamentsausbruch mit der flachen Hand auf die Schreibtischplatte. »Ich habe es durch und durch satt, von unbekannten Variablen und dem nicht vorhersehbaren Schwarzen Loch Hyperion zu hören, Albedo. Entweder kann der Core uns helfen, Wahrscheinlichkeiten zu verstehen, oder wir sind seit fünf Jahrhunderten belogen worden. Was von beidem?«
»Der Rat hat den Krieg vorhergesehen, Präsidentin«, sagte das grauhaarige Abbild. »Unsere vertraulichen Ratgeber für Sie und die eingeweihte Gruppe haben die Unsicherheit der Ereignisse
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