Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
nach, Wahre Stimme des Baums Het Masteen!«
    Das Gesicht des großen Mannes veränderte sich, seine Augen blickten klarer, das vage asiatische Gesicht bildete die vertrauten strengen Linien aus. »Ich habe den Elementargeist aus seinem Gefängnis befreit ...«
    »Den Erg«, flüsterte Sol dem fassungslosen Priester zu.
    »... und ihn mit der Gedankendisziplin gefesselt, die ich in den Hohen Ästen gelernt habe. Aber dann kam ohne Vorwarnung der Herr der Schmerzen über uns.«
    »Das Shrike«, flüsterte Sol mehr zu sich als zu dem Priester.
    »Wurde Ihr Blut dort vergossen?« fragte der Konsul den Tempelritter.
    »Blut?« Masteen zog die Kapuze nach vorn, um seine Verwirrung zu verbergen. »Nein, es war nicht mein Blut. Der Herr der Schmerzen hielt ... ein Opfer ... in den Händen. Der Mann wehrte sich. Versuchte, den Stacheln der Buße zu entkommen ...«
    »Was ist mit dem Erg?« beharrte der Konsul. »Der Elementargeist. Welche Hilfe hatten Sie sich von ihm versprochen? ... Daß er Sie vor dem Shrike beschützt?«
    Der Tempelritter runzelte die Stirn und griff mit einer zitternden Hand an die Schläfe. »Er ... war nicht bereit. Ich war nicht bereit. Ich verstaute ihn wieder in seinem Gefängnis. Der Herr der Schmerzen berührte mich an der Schulter. Ich war ... erfreut ... daß meine Buße innerhalb einer Stunde nach dem Opfer meines Baumschiffes stattfinden sollte.«
    Sol beugte sich näher zu Duré. »Das Baumschiff Yggdrasil wurde am selben Abend im Orbit zerstört«, flüsterte er.
    Het Masteen machte die Augen zu. »Müde«, flüsterte er mit erschöpfter Stimme.
    Der Konsul schüttelte ihn wieder. »Wie sind Sie hierher gekommen? Masteen, wie sind Sie vom Grasmeer hierher gekommen?«
    »Ich erwachte zwischen den Gräbern«, flüsterte der Tempelritter, ohne die Augen aufzuschlagen. »Erwachte zwischen den Gräbern. Müde. Muß schlafen.«
    »Lassen Sie ihn ausruhen«, sagte Pater Duré.
    Der Konsul nickte und bettete den in sein Gewand gehüllten Mann in Schlafstellung.
    »Nichts ergibt einen Sinn«, flüsterte Sol, als die drei Männer und der Säugling im spärlichen Licht beisammensaßen und das Auf und Ab der Zeitgezeiten draußen spürten.
    »Wir verlieren einen Pilger, wir bekommen einen dazu«, flüsterte der Konsul. »Es ist, als würde hier ein bizarres Spiel gespielt werden.«
    Eine Stunde später hatten sie die Schüsse durch das Tal hallen gehört.
     
    Sol und der Konsul kauerten neben der reglosen Gestalt von Brawne Lamia.
    »Wir brauchten einen Laser, um das verdammte Ding abzutrennen«, sagte Sol. »Aber mit Kassad sind auch unsere Waffen verschwunden.«
    Der Konsul berührte das Handgelenk der jungen Frau. »Es könnte ihr Tod sein, das abzuschneiden.«
    »Laut Biomonitor ist sie bereits tot.«
    Der Konsul schüttelte den Kopf. »Nein. Da geht noch etwas vor. Dieses Ding zapft vielleicht die Keats-Cybrid-Persönlichkeit an, die sie in sich trägt. Wenn es damit fertig ist, gibt es uns Brawne vielleicht wieder zurück.«
    Sol hob seine drei Tage alte Tochter zur Schulter und sah über das schwach leuchtende Tal. »Was für ein Irrenhaus. Nichts läuft so, wie wir gedacht haben. Wenn nur Ihr verdammtes Schiff hier wäre ... es besitzt Schneidwerkzeuge, falls wir Brawne von diesem ... diesem Ding befreien müssen ... und sie und Masteen hätten bei entsprechender medizinischer Versorgung vielleicht eine Überlebenschance.«
    Der Konsul blieb in kniender Haltung und sah ins Leere. Nach einem Augenblick sagte er: »Bitte warten Sie hier bei ihr«, erhob sich und verschwand im dunklen Schlund des Eingangs der Sphinx. Fünf Minuten später kam er mit seiner großen Reisetasche wieder heraus. Er holte ganz unten einen zusammengerollten Teppich heraus und breitete ihn auf dem Stein der obersten Treppenstufe der Sphinx aus.
    Es war ein uralter Teppich, etwas länger als zwei Meter und ein wenig breiter als ein Meter. Das kunstvoll geknüpfte Muster war im Lauf der Jahrhunderte verblaßt, aber die Schwebfäden leuchteten noch wie Gold im trüben Licht. Dünne Stränge verliefen von dem Teppich zu einer einzigen Energiezelle, die der Konsul jetzt löste.
    »Großer Gott«, flüsterte Sol. Er erinnerte sich an die Geschichte des Konsuls von der tragischen Liebe seiner Großmutter zum Hegemonieschiffsmann Merin Aspic. Es war eine Liebe gewesen, die zur Rebellion gegen die Hegemonie geworden war und Maui-Covenant in einen jahrelangen Krieg gestürzt hatte. Merin Aspic war auf der Schwebematte eines

Weitere Kostenlose Bücher