Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion
dem Weg nach Hyperions Metasphäre durch den Core muß, nehme ich den verbrannten Metallgeruch des Bürgerkriegs wahr und sehe ein gewaltiges Licht, bei dem es sich durchaus um Ummon handeln könnte, das gerade vernichtet wird. Der alte Meister, so er es denn tatsächlich ist, zitiert im Sterben keine Koans, schreit aber so aufrichtig vor Schmerzen wie jedes vernunftbegabte Wesen, das gerade dem Scheiterhaufen übergeben wird.
Ich eile weiter.
Die Farcasterverbindung nach Hyperion ist bestenfalls unzureichend: ein einziges militärisches Farcasterportal und ein vereinzeltes beschädigtes SprungSchiff in einem schrumpfenden Schutzkordon kriegsgebeutelter Hegemonieschiffe. Die Sperrsphäre der Singularität kann nur noch Minuten vor den Angriffen der Ousters geschützt werden. Das Schlachtschiff der Hegemonie, das den Todesstrahler an Bord trägt, bereitet sich auf das Übersetzen ins System vor, während ich durchkomme und mich in der begrenzten Datensphäre orientiere, die eine Beobachtung ermöglicht. Ich verweile und verfolge, was als nächstes passiert.
»Herrgott«, sagte Melio Arundez, »Meina Gladstone meldet sich über einen Spruch Priorität Eins.«
Theo Lane trat neben ihn und verfolgte mit ihm, wie die Prioritätsdaten die Luft über der Holonische milchig machten. Der Konsul kam die Metallwendeltreppe vom Schlafgemach herunter, wohin er sich zum Nachdenken zurückgezogen hatte. »Noch eine Nachricht von TC 2 ?« fragte er.
»Nicht speziell für uns«, sagte Theo, der die roten Codes las, die sich bildeten und wieder verschwanden. »Eine Prioritätsfatlinesendung an alle, überall.«
Arundez ließ sich auf die Polster der Nische sinken. »Etwas stimmt ganz und gar nicht. Hat die Präsidentin schon einmal über das ganze Breitband gesendet?«
»Nie«, sagte Theo Lane. »Die Energie, die aufgebracht werden muß, so einen Spruch auch nur zu codieren, ist unvorstellbar.«
Der Konsul kam näher und deutete auf die Codes, die nun verblaßten. »Und nicht einmal eine Aufzeichnung. Seht, es handelt sich um eine Echtzeitübertragung.«
Theo schüttelte den Kopf. »Wir sprechen hier von Sendeenergie in der Größenordnung von mehreren hundert Millionen Gigaelektronenvolt.«
Arundez pfiff durch die Zähne. »Selbst mit hundert Millionen GeV sollte es schon wichtig sein.«
»Totale Kapitulation«, sagte Theo. »Das ist das einzige, was eine universelle Echtzeitübertragung rechtfertigen würde. Gladstone schickt sie an die Ousters, die Welten im Outback, die besetzten Planeten und das Netz. Sie muß auch über alle Kommfrequenzen, HTV und Datensphärenkanäle gesendet werden. Es muß die Kapitulation sein.«
»Halt den Mund«, sagte der Konsul. Er hatte getrunken.
Der Konsul hatte gleich nach seiner Rückkehr vom Tribunal zu trinken angefangen, und seine Laune, die schon mies gewesen war, als Theo und Arundez ihm auf den Rücken geklopft und ihn zu seinem Überleben beglückwünscht hatten, war nach der Starterlaubnis durch den Schwarm nicht besser geworden; ebensowenig in den zwei Stunden, die er allein mit Trinken verbrachte, während sie Richtung Hyperion beschleunigten.
»Meina Gladstone wird nicht kapitulieren«, sagte der Konsul. »Wartet nur ab.«
An Bord des Schlachtschiffs HS Stephen Hawking, dem dreiundzwanzigsten Raumschiff der Hegemonie, das den Namen des verehrten klassischen Wissenschaftlers trug, sah General Arthur Morpurgo von der C3-Konsole auf und brachte seine beiden Brückenoffiziere zum Schweigen. Normalerweise verfügte ein Schiff dieser Klasse über eine fünfundsiebzigköpfige Besatzung. Da der Todesstrahl des Core im Waffenhangar geladen und scharf gemacht worden war, bestand die gesamte Besatzung lediglich aus Morpurgo und vier Freiwilligen.
Displays und diskrete Computerstimmen verrieten ihnen, daß die Stephen Hawking selbstverständlich im Zeitplan war und konstant auf Fast-Quantengeschwindigkeiten beschleunigte, während sie sich dem militärischen Farcasterportal am LaGrange-Punkt zwischen Madhya und dessen übergroßem Mond näherte. Das Portal von Madhya führte direkt zum mit allen Mitteln verteidigenden Farcaster im Raum um Hyperion.
»Eine Minute achtzehn Sekunden bis zum Transferpunkt«, sagte Brückenoffizier Salumun Morpurgo. Der Sohn des Generals.
Morpurgo nickte und aktivierte die In-System-Breitbandübertragung. Die Monitore der Brücke waren mit den Daten der Mission überfrachtet, daher duldete der General für die Übertragung der Präsidentin
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