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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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sicherlich
einmal malerische, sieben bis acht Meilen lange Fahrstrecke von der Stadt zum Raumhafen, die durch bewaldete Hügel geführt hatte, bestand heute nur noch aus für Feuerholz und behelfsmäßige Unterkünfte abgeholztem Land, von Füßen zu Schlammlöchern getrampelten Wiesen und einer Stadt mit sieben- bis achthunderttausend Flüchtlingen, die sich über jedes sichtbare flache Stück Land ausgebreitet hatte. Rauch von tausend Feuerstellen stieg zum Himmel auf, und überall konnte ich rege Betriebsamkeit erkennen: barfüßige Kinder, Frauen, die Wasser aus Bächen holten, die schrecklich verschmutzt sein mussten, Männer, die sich auf freien Feldern niederkauerten oder vor behelfsmäßigen Latrinenhäuschen Schlange standen. Ich stellte fest, dass hohe Stacheldrahtzäune und violette Sperrfeldbarrieren auf beiden Straßenseiten errichtet worden waren, und jede halbe Meile war ein militärischer Kontrollpunkt zu sehen. Lange Schlangen getarnter Bodenfahrzeuge und Gleiter von FORCE bewegten sich in beiden Richtungen auf der Straße und den untersten Flugebenen.
    »… die meisten Flüchtlinge sind Eingeborene«, sagte Generalgouverneur Lane gerade, »aber wir haben auch Tausende enteignete Landbesitzer von den Städten im Süden und den großen Fiberplastikplantagen auf Aquila.«
    »Sind sie hier, weil sie eine Invasion der Ousters befürchten?« , fragte Hunt.
    Theo Lane sah Gladstones Attaché an. »Eigentlich brach die Panik beim Gedanken aus, dass die Zeitgräber sich auftun könnten«, sagte er. »Die Menschen waren überzeugt, dass das Shrike sie holen würde.«
    »Hat es sie geholt?«, fragte ich.
    Der junge Mann drehte sich auf dem Sitz, damit er mich ansehen konnte. »Die Dritte Legion des Heimatschutztrupps ist vor sieben Monaten nach Norden aufgebrochen«, sagte er. »Sie ist nicht zurückgekehrt.«

    »Sie haben gesagt, anfangs sind sie vor dem Shrike geflohen« , sagte Hunt. »Warum sind die anderen gekommen?«
    »Sie warten auf die Evakuierung«, sagte Lane. »Alle wissen, was die Ousters … und die Truppen der Hegemonie … auf Bressia angerichtet haben. Sie möchten nicht hier sein, wenn dasselbe mit Hyperion passiert.«
    »Sie wissen, dass FORCE eine Evakuierung lediglich als allerletzte Verzweiflungsmaßnahme in Erwägung zieht?«, sagte Hunt.
    »Ja. Aber das geben wir den Flüchtlingen nicht bekannt. Es ist auch so schon zu blutigen Unruhen gekommen. Der Tempel des Shrike ist zerstört worden – der Mob hat ihn belagert, und jemand nahm ihn mit gebündelten Plasmaladungen unter Feuer, die in den Minen auf Ursus gestohlen wurden. Letzte Woche erfolgten Angriffe auf das Konsulat und den Raumhafen, und in Jacktown ist es zu Plünderungen von Lebensmittellagern gekommen.«
    Hunt nickte und sah, wie die Stadt näher kam. Die Gebäude waren niedrig, kaum eines mehr als fünf Stockwerke hoch, die weißen und pastellfarbenen Wände leuchteten hell im schrägen Licht der Morgensonne. Ich sah Hunt über die Schulter und erblickte den flachen Berg mit dem eingemeißelten Gesicht des Traurigen Königs Billy, das über dem Tal brütete. Der Hoolie floss durch das Zentrum der Altstadt, verlief gerade nach Nordwesten zum unsichtbaren Bridle Range und verschwand hinter einer Biegung in den Wehrholzmarschen im Südosten, wo er sich, wie ich wusste, an der Oberen Mähne zu einem Delta verbreiterte. Nach der traurigen Enge der Flüchtlingslager sah die Stadt entvölkert und friedlich aus, aber noch während wir auf den Fluss hinabstießen, bemerkte ich den militärischen Verkehr, die Panzer und APCs und GAVs an Kreuzungen und in Parks, und keines hatte die Tarnpolymere aktiviert, damit die Fahrzeuge absichtlich noch bedrohlicher
aussahen. Dann sah ich die Flüchtlinge in der Stadt: provisorische Zelte auf den Plätzen und Straßen, Tausende schlafende Gestalten auf den Gehwegen wie Bündel schmutziger Wäsche, die darauf warteten, dass sie abgeholt wurden.
    »Vor zwei Jahren lag die Bevölkerungszahl von Keats bei zweihunderttausend«, sagte Generalgouverneur Lane. »Heute bringen war es einschließlich der Elendsviertel auf dreieinhalb Millionen.«
    »Ich dachte, es leben nicht einmal fünf Millionen Menschen auf dem Planeten«, sagte Hunt, »einschließlich Eingeborene.«
    »Das stimmt«, sagte Lane. »Daran ersehen Sie, warum hier alles zusammenbricht. Die beiden anderen größeren Städte, Port Romance und Endymion, beherbergen den größten Teil der restlichen Flüchtlinge. Die Fiberplastikplantagen

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