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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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reglosen Gestalt von Brawne Lamia.
    »Wir bräuchten einen Laser, um das verdammte Ding abzutrennen« , sagte Sol. »Aber mit Kassad sind auch unsere Waffen verschwunden.«
    Der Konsul berührte das Handgelenk der jungen Frau. »Es könnte ihr Tod sein, das abzuschneiden.«
    »Laut Biomonitor ist sie bereits tot.«
    Der Konsul schüttelte den Kopf. »Nein. Da geht noch etwas vor. Dieses Ding zapft vielleicht die Keats-Cybrid-Persönlichkeit an, die sie in sich trägt. Wenn es damit fertig ist, gibt es uns Brawne vielleicht wieder zurück.«
    Sol hob seine drei Tage alte Tochter auf die Schulter und sah über das schwach leuchtende Tal. »Was für ein Irrenhaus! Nichts läuft so, wie wir gedacht haben. Wenn nur Ihr verdammtes Schiff hier wäre … Es besitzt Schneidwerkzeuge, falls wir Brawne von diesem … diesem Ding befreien müssen … und sie und Masteen hätten bei entsprechender medizinischer Versorgung vielleicht eine Überlebenschance.«
    Der Konsul blieb in kniender Haltung und sah ins Leere. Nach einem Augenblick sagte er: »Bitte warten Sie hier bei ihr«, erhob sich und verschwand im dunklen Schlund des Eingangs der Sphinx. Fünf Minuten später kam er mit seiner großen Reisetasche wieder heraus. Er holte ganz unten einen zusammengerollten Teppich heraus und breitete ihn auf dem Stein der obersten Treppenstufe der Sphinx aus.
    Es war ein uralter Teppich, etwas länger als zwei Meter und ein wenig breiter als ein Meter. Das kunstvoll geknüpfte Muster
war im Lauf der Jahrhunderte verblasst, aber die Schwebfäden leuchteten noch wie Gold im trüben Licht. Dünne Stränge verliefen von dem Teppich zu einer einzigen Energiezelle, die der Konsul jetzt löste.
    »Großer Gott«, flüsterte Sol. Er erinnerte sich an die Geschichte des Konsuls von der tragischen Liebe seiner Großmutter zum Hegemonieschiffsmann Merin Aspic. Es war eine Liebe gewesen, die zur Rebellion gegen die Hegemonie geworden war und Maui-Covenant in einen jahrelangen Krieg gestürzt hatte. Merin Aspic war auf der Schwebematte eines Freundes nach Firstsite geflogen.
    Der Konsul nickte. »Sie gehörte Mike Osho, Großvater Merins Freund. Siri hat sie in ihrem Mausoleum gelassen, damit Merin sie finden konnte. Er hat sie mir gegeben, als ich noch ein Kind war – kurz vor der Schlacht im Archipel, wo er und der Traum von der Freiheit gestorben sind.«
    Sol strich mit einer Hand über den jahrhundertealten Gegenstand. »Zu schade, dass sie hier nicht funktionieren kann.«
    Der Konsul blickte auf. »Warum nicht?«
    »Hyperions Magnetfeld liegt unter der kritischen Schwelle für EM-Vehikel«, sagte Sol. »Darum gibt es hier Zeppeline und Gleiter statt EMVs, und darum war die Benares keine Schwebebarke mehr.« Er verstummte, da er sich albern dabei vorkam, das einem Mann zu erklären, der elf hiesige Jahre Konsul der Hegemonie auf Hyperion gewesen war. »Oder irre ich mich?«
    Der Konsul lächelte. »Sie haben recht, dass Standard-EMVs hier nicht zuverlässig sind. Zu ungünstiges Masse-Auftrieb-Verhältnis. Aber diese Hawkingmatte besteht praktisch nur aus Auftrieb und kaum aus Masse. Ich habe sie ausprobiert, als ich hier in der Hauptstadt gelebt habe. Es ist kein ruhiger Flug – aber mit einer Person an Bord müsste es gehen.«
    Sol blickte ins Tal zurück, an den leuchtenden Formen von
Jadegrab, Obelisk und Kristallmonolith vorbei, bis dahin, wo die Schatten der Felswand die Eingänge der Höhlengräber verbargen. Er fragte sich, ob Pater Duré und Het Masteen noch allein waren – noch lebten. »Denken Sie daran, Hilfe zu holen?«
    »Einer von uns wird Hilfe holen. Das Schiff herbringen. Oder es zumindest befreien und unbemannt zurückschicken. Wir könnten Hölzchen ziehen, wer geht.«
    Nun musste Sol lächeln. »Denken Sie nach, mein Freund. Duré ist nicht in der Verfassung zu reisen, außerdem kennt er den Weg nicht. Ich …« Sol hob Rachel, bis ihr Scheitel seine Wange berührte. »Die Reise könnte mehrere Tage dauern. Ich – wir – haben nicht mehrere Tage Zeit. Wenn etwas für sie getan werden kann, dann müssen wir hierbleiben und die Gelegenheit beim Schopf ergreifen … Sie müssen gehen.«
    Der Konsul seufzte, widersprach aber nicht.
    »Außerdem«, sagte Sol, »ist es Ihr Schiff. Wenn es jemand aus Gladstones Klammergriff befreien kann, dann Sie. Und Sie kennen den Generalgouverneur gut.«
    Der Konsul sah nach Westen. »Ich frage mich, ob Theo noch an der Macht ist.«
    »Gehen wir zurück und schildern wir Pater

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