Die Hyperion-Gesänge
Ozean von Informationen, dazwischen die roten Venen gesicherter Komkanäle und die kreisenden violetten Kugeln mit ihren schwarzen Phagenkurieren, bei denen es sich um die KIs von FORCE handelte. Dieses Pseudopodium der großen Megadatensphäre des Netzes strömte durch die schwarzen Trichter von schiffseigenen Farcastern an expandierenden Wellenfronten sich überlappender, gleichzeitiger Wogen entlang in denen Lamia die kontinuierlichen Ausbrüche Dutzender Fatlinesender erkannte, in den Normalraum.
Sie verharrte plötzlich, weil sie nicht sicher war, wohin sie gehen sollte, welche Straße die richtige war. Es war, als wäre sie geflogen und ihre Unsicherheit hätte den Zauber in Gefahr gebracht – sie drohte, auf den viele Meilen weiter unten gelegenen Boden abzustürzen.
Da ergriff Peter ihre Hand und zog sie empor.
– Johnny!
– Hallo, Brawne.
Ihr eigenes Körperhalogen wurde klickend im selben Augenblick sichtbar, wie sie seines sah und spürte. Es war Johnny, wie sie ihn zuletzt gesehen hatte – ihr Klient und Liebhaber –, Johnny mit den vorstehenden Wangenknochen, Mandelaugen, der gedrungenen Nase und dem kantigen Kiefer. Johnnys
rotbraune Locken fielen immer noch über den Kragen, sein Gesicht blieb eine Studie entschlossener Energie. Sein Lächeln brachte sie immer noch innerlich zum Schmelzen.
Johnny! Sie umarmte ihn und spürte die Umarmung, spürte seine kräftigen Hände auf dem Rücken, während sie hoch über allem schwebten, spürte , wie sich ihre Brüste an seinen Brustkorb schmiegten, als er die Umarmung mit für seinen zierlichen Körper überraschender Kraft erwiderte. Sie küssten sich, und dass das echt war, ließ sich nicht bestreiten.
Lamia legte ihm die Hände auf die Schultern und schwebte auf Armeslänge weg. Ihrer beider Gesichter wurden vom grünen und violetten Leuchten des gewaltigen Ozeans der Datensphäre über ihnen erhellt.
– Ist das echt? Sie hörte die Frage in ihrer eigenen Stimme einschließlich Dialekt, obwohl sie wusste, dass sie sie nur gedacht hatte.
– Ja. So echt, wie ein Teil der Dateiebenenmatrix nur sein kann. Wir befinden uns am Rand der Megasphäre im Raum um Hyperion. Seine Stimme enthielt immer noch diesen kaum fassbaren Akzent, den sie so reizend und gleichzeitig so nervtötend fand.
– Was ist passiert? Mit diesen Worten vermittelte sie ihm Bilder vom Auftauchen des Shrike, vom plötzlichen und schrecklichen Eindringen des Stachels.
– Ja , dachte Johnny und hielt sie fester an sich. Irgendwie hat es mich aus der Schrön-Schleife befreit und uns beide direkt in die Datensphäre katapultiert.
– Bin ich tot, Johnny?
Das Gesicht von Johnny Keats lächelte auf sie herab. Er schüttelte unmerklich den Kopf, küsste sie sanft und drehte sich, sodass sie beide das Schauspiel über und unter sich bewundern konnten. Nein, du bist nicht tot, Brawne, aber es könnte sein, dass du mit einem bizarren Lebenserhaltungssystem
verbunden bist, während dein Dateiebenenanalogon sich hier bei mir aufhält.
– Bist du tot?
Er grinste sie wieder an. Nicht mehr, obwohl das Leben in einer Schrön-Schleife auch nicht so ist, wie man sagt. Es war, als hätte ich die Träume von jemand anderem geträumt.
– Ich habe von dir geträumt.
Johnny nickte . Ich glaube nicht, dass ich das war. Ich habe dieselben Träume gehabt … Unterredungen mit Meina Gladstone, Impressionen von Regierungssitzungen der Hegemonie …
– Ja!
Er drückte ihre Hand . Ich vermute, sie haben einen anderen Keats-Cybrid reaktiviert. Irgendwie können wir über die vielen Lichtjahre hinweg miteinander in Verbindung treten.
– Noch einen Cybrid? Wie das? Du hast das Core-Templat vernichtet, die Persönlichkeit befreit…
Ihr Geliebter zuckte mit den Achseln. Er trug ein Rüschenhemd und einen Gehrock aus Seide, wie sie ihn noch nie gesehen hatte. Die Datenströme auf den Straßen über ihnen tauchten beide in pulsierendes Neonlicht, während sie schwebten . Ich habe mir schon gedacht, dass es mehr Reserven geben muss, als BB und ich bei dem kurzen Vorstoß in die Peripherie des Core aufspüren konnten. Einerlei, Brawne. Wenn es noch eine Kopie gibt, dann wäre erich, und ich kann mir nicht vorstellen, dass er ein Feind wäre. Komm schon, gehen wir auf Entdeckungsreise.
Lamia zauderte für einen Moment, als er sie nach oben ziehen wollte. Was wollen wir denn entdecken?
– Dies ist unsere Chance, endlich herauszufinden, was hier vor sich geht, Brawne. Die Chance, jeder Menge
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