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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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sagte Sek Hardeen. »Die Prophezeiungen wurden uns mitgeteilt – wurden über Generationen hinweg den Wahren Stimmen gegeben. Die Menschheit ist zum Untergang verurteilt, aber mit ihrem Untergang kommt eine neue Blüte für empfindliche Ökologien in allen Teilen der jetzigen Hegemonie.«
    Der in jesuitischer Logik ausgebildete und der Evolutionstheologie des Heiligen Teilhard de Chardin verschriebene Pater Paul Duré war dennoch versucht zu sagen: Aber wen kümmert es, ob Blumen blühen, wenn niemand da ist, der sie sehen, sie riechen kann? Stattdessen sagte er: »Haben Sie einmal daran gedacht, dass diese Prophezeiungen keine göttlichen Offenbarungen
sein könnten, sondern lediglich Manipulationen einer irdischen Macht?«
    Der Tempelritter lehnte sich zurück, als wäre er geschlagen worden, aber der Bischof beugte sich vor und ballte zwei lusische Fäuste, mit denen er Durés Schädel mit einem einzigen Hieb hätte zertrümmern können. »Häresie! Wer es wagt, die Wahrheit der Offenbarungen anzuzweifeln, der muss sterben!«
    »Welche Macht könnte das vollbringen?«, brachte die Wahre Stimme des Weltbaums heraus. »Welche Macht, abgesehen vom Absolutum des Muir, könnte in unser Denken und unsere Herzen eindringen?«
    Duré deutete zum Himmel. »Jede Welt im Netz ist seit Jahrhunderten durch die Datensphäre des TechnoCore verbunden. Die meisten einflussreichen Menschen tragen Komlogimplantate, um sich einfacher Zugang verschaffen zu können. Sie nicht, M. Hardeen?«
    Der Tempelritter sagte nichts, aber Duré sah das fast unmerkliche Zucken der Finger, als wollte sich der Mann an Brust und Oberarmen berühren, wo seit Jahrzehnten die Mikroimplantate saßen.
    »Der TechnoCore hat eine transzendente … Intelligenz geschaffen« , fuhr Duré fort. »Diese zapft unvorstellbare Energiequellen an, kann sich in der Zeit vorwärts- und rückwärtsbewegen, und wird nicht von menschlichen Belangen motiviert. Ein erklärtes Ziel einer substantiellen Prozentzahl der Core-Persönlichkeiten ist die Auslöschung der Menschheit – der Große Fehler des Teams von Kiew könnte sogar absichtlich von den in dieses Experiment verwickelten KIs inszeniert worden sein. Was Sie als Prophezeiungen hören, könnte die Stimme dieses deus ex machina sein, der durch die Datensphäre flüstert. Das Shrike könnte hier sein, nicht um die Menschheit für ihre Sünden büßen zu lassen, sondern, um Männer, Frauen
und Kinder für die ureigenen Ziele dieser Maschinenpersönlichkeit abzuschlachten.«
    Das feiste Gesicht des Bischofs war so rot wie sein Talar. Er schlug mit der Faust auf den Tisch und mühte sich auf die Füße. Der Tempelritter legte dem Bischof eine Hand auf den Arm, hielt ihn zurück und zog ihn wieder auf den Stuhl. »Wo haben Sie diese Vorstellung gehört?«, wandte sich Sek Hardeen an Duré.
    »Von den Pilgern, die Zugang zum Core hatten. Und von … anderen.«
    Der Bischof schüttelte eine Faust in Durés Richtung. »Aber Sie selbst sind vom Avatar berührt worden … nicht einmal, sondern zweimal ! Es hat Ihnen eine Form von Unsterblichkeit gewährt, damit Sie sehen können, was es für die Auserwählten bereithält – für diejenigen, die die Buße vorbereiten, bevor die Letzten Tage angebrochen sind!«
    »Das Shrike fügte mir Schmerzen zu«, sagte Duré. »Schmerzen und Leid, wie man sie sich nicht vorstellen kann. Ich habe das Ding zweimal gesehen und weiß im Grunde meines Herzens, dass es weder göttlich noch diabolisch ist, sondern lediglich eine organische Maschine aus einer schrecklichen Zukunft.«
    »Pah!« Der Bischof machte eine wegwerfende Geste, verschränkte die Arme und sah über den Balkon ins Leere.
    Der Tempelritter schien erschüttert zu sein. Nach einem Augenblick hob er den Kopf und sagte leise: »Sie hatten eine Frage an mich?«
    Duré holte Luft. »So ist es. Und ich fürchte, schlechte Nachrichten obendrein. Die Wahre Stimme des Baums Het Masteen ist tot.«
    »Das wissen wir«, sagte der Tempelritter.
    Duré war überrascht. Er konnte sich nicht vorstellen, woher sie diese Information bekommen hatten. Aber das war
jetzt einerlei. »Ich muss wissen, weshalb er an der Pilgerfahrt teilgenommen hat. Was war die Mission, deren Vollendung er nicht mehr erleben durfte? Jeder von uns hat seine … seine Geschichte erzählt. Het Masteen nicht. Und doch bin ich der Überzeugung, dass sein Schicksal den Schlüssel zu vielen Geheimnissen birgt.«
    Der Bischof sah Duré höhnisch an. »Wir brauchen

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