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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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applaudierten, was in der dünnen Luft hoch und weich klang, und dann konnte Theo beobachten, wie sie aufstanden und in unterschiedliche Richtungen gingen – manche strebten zu Fuß rasch zum beängstigend nahen Horizont, andere breiteten acht Meter lange Schwingen aus und flogen davon. Wieder andere kamen zum Schiff des Konsuls.
    Der Konsul stand auf, erblickte Theo und lächelte. Er klopfte ihm auf die Schulter. »Theo, gerade rechtzeitig. Wir fangen gleich mit den Verhandlungen an.«
    Theo Lane blinzelte. Drei Ousters waren auf dem Balkon gelandet und falteten die großen Schwingen zusammen. Jeder der Männer hatte einen dichten Pelz, war aber anders gefärbt und gemustert, die Pelze so organisch und überzeugend wie die jedes wilden Tiers.
    »Erhebend wie immer«, sagte einer der Ousters zum Konsul. Das Gesicht des Ousters war löwenähnlich – breite Nase und goldene Augen, umrahmt von einer zottigen Haartracht. »Das letzte Stück war Mozarts Phantasie in c-Moll, KV 397, oder nicht?«
    »Stimmt«, sagte der Konsul. »Freeman Vanz, ich möchte Ihnen M. Theo Lane vorstellen, Generalgouverneur der Hegemonieprotektoratswelt Hyperion.«

    Der Löwenblick wurde auf Theo gerichtet. »Eine Ehre«, sagte Freeman Vanz und streckte eine pelzige Hand aus.
    Theo schüttelte sie. »Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen, Sir.« Er fragte sich, ob er noch im Genesungstank lag und das alles träumte. Das Sonnenlicht auf seinem Gesicht und die feste Handfläche an seiner behaupteten das Gegenteil.
    Freeman Vanz wandte sich wieder dem Konsul zu. »Ich danke Ihnen im Auftrag des Aggregats für dieses Konzert. Es ist so viele Jahre her, seit wir Sie zum letzten Mal spielen gehört haben, mein Freund.« Er sah sich um. »Wir können das Gespräch hier abhalten oder in einem der Verwaltungskomplexe, ganz nach Belieben.«
    Der Konsul zögerte nur einen Augenblick lang. »Wir sind drei, Freeman Vanz. Ihr seid viele. Wir kommen zu euch.«
    Der Löwe nickte und sah zum Himmel. »Wir schicken ein Boot für die Überfahrt.« Er und die beiden anderen gingen zum Geländer und ließen sich ein paar Meter fallen, ehe sie die komplexen Schwingen ausbreiteten und Richtung Horizont flogen.
    »Himmel«, flüsterte Theo. Er hielt den Konsul am Unterarm fest. »Wo sind wir?«
    »Im Schwarm«, sagte der Konsul und klappte die Tastatur des Steinway zu. Er ging voran nach innen, wartete auf Arundez und klappte den Balkon ein.
    »Und worüber werden wir verhandeln?«, fragte Theo.
    Der Konsul rieb sich die Augen. Es sah aus, als hätte er in den zwölf Stunden von Theos Genesung wenig oder gar nicht geschlafen. »Das kommt auf die nächste Nachricht von Präsidentin Gladstone an«, sagte er und deutete mit einem Nicken zur Holonische, in der sich nebelhaft Übertragungssäulen gebildet hatten. In diesem Augenblick wurde eine Fatlinesendung vom Einmaldecoder des Schiffs entschlüsselt.

     
    Meina Gladstone betrat die Krankenstation des Regierungshauses und wurde von wartenden Ärzten zur Genesungsnische geführt, in der Pater Paul Duré lag. »Wie geht es ihm?«, fragte sie die erste Doktorin, ihre eigene Leibärztin.
    »Verbrennungen zweiten Grades auf etwa einem Drittel des Körpers«, antwortete Dr. Irma Andronewa. »Er hat die Augenbrauen und einige Haare verloren – nicht dass er vorher viele gehabt hätte – und an der linken Gesichts- und Körperhälfte hat er einige tertiäre Strahlenverbrennungen. Wir haben die Regeneration der Epidermis abgeschlossen und RNS-Templat injiziert. Er hat keine Schmerzen und ist bei Bewusstsein. Da ist freilich das Problem des Kruziformparasiten auf seiner Brust, aber der stellt keine unmittelbare Gefahr für den Patienten dar.«
    »Tertiäre Strahlenverbrennungen«, sagte Gladstone und blieb einen Moment lang außer Hörweite der Kabine stehen, wo Duré wartete. »Plasmabomben?«
    »Ja«, antwortete der zweite Arzt, den Gladstone nicht kannte. »Wir sind sicher, dass dieser Mann eine oder zwei Sekunden, bevor die Farcasterverbindung unterbrochen wurde, von God’s Grove herge’castet ist.«
    »Nun gut«, sagte Gladstone und verweilte vor der Schwebebahre, auf der Duré lag, »ich möchte mich allein mit ihm unterhalten.«
    Die Ärzte sahen einander an, winkten eine Mechkrankenschwester in ihr Fach in der Wand und schlossen das Portal zur Krankenstation, als sie gingen.
    »Pater Duré?«, fragte Gladstone, die den Priester von Holos und Severns Beschreibung während der Pilgerfahrt kannte. Durés

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