Die Hyperion-Gesänge
abgesehen von gelegentlichen verstohlenen Blicken
zum Shrike, das seine Distanz hielt, und dann schaufelte er Erde auf den Leichnam. Es dauerte länger, als er gedacht hatte. Als er fertig war und die Erde festklopfte, war die Oberfläche leicht konkav, als wäre der Tote zu unbedeutend für einen angemessenen Erdhügel gewesen. Schafe strichen an Hunts Beinen entlang, um im hohen Gras zu weiden und die Gänseblümchen und Stiefmütterchen zu fressen, die um das Grab herum wuchsen.
Hunt konnte sich nicht an die Dichtung erinnern, aber er hatte keine Mühe, sich die Inschrift zu vergegenwärtigen, die Keats sich für seinen Grabstein gewünscht hatte. Hunt schaltete den Laserschreiber ein, probierte ihn aus, indem er eine Schneise in drei Meter Gras und Erdboden fräste, und dann musste er das kleine Feuer austreten, das er entfacht hatte. Die Inschrift hatte Hunt beunruhigt, als er sie zum ersten Mal gehört hatte – die Einsamkeit und Verbitterung, die aus Keats’ keuchenden Anstrengungen zu sprechen herauszuhören gewesen waren. Aber Hunt war nicht der Meinung, dass es ihm zustand, dem Mann zu widersprechen. Jetzt musste er nur noch die Inschrift auf dem Stein anbringen, diesen Ort verlassen und dem Shrike aus dem Weg gehen, während er versuchte, einen Weg nach Hause zu finden.
Der Schreiber schnitt mühelos in den Stein, aber Hunt musste auf der Rückseite probieren, bis er die richtige Tiefe und Handhabung herausgefunden hatte. Dennoch sahen seine Bemühungen krakelig und dilettantisch aus, als er fünfzehn oder zwanzig Minuten später fertig war.
Zuerst die vage Skizze, um die Keats gebeten hatte – er hatte dem Attaché mehrere grobe Entwürfe gezeigt, die er mit unsicherer Hand auf Schreibpapier gekritzelt hatte –, eine griechische Leier, bei der vier der acht Saiten zerrissen waren. Hunt war nicht zufrieden, als er fertig war – er war noch weniger Künstler als Leser von Poesie –, aber jeder, der überhaupt
wusste, was eine griechische Leier war , konnte es wahrscheinlich erkennen. Dann kam die Inschrift selbst, die er präzise schrieb, wie Keats sie diktiert hatte:
HIER LIEGT EINER
DESSEN NAME
IN WASSER GESCHRIEBEN WAR
Sonst nichts: Kein Geburts- oder Todesdatum, nicht einmal der Name des Dichters. Hunt trat zurück, betrachtete sein Werk, schüttelte den Kopf, schaltete den Schreiber ab, behielt ihn aber in der Hand und machte sich auf den Rückweg zur Stadt, wobei er einen großen Bogen um das Geschöpf unter den Zypressen machte.
Am Tunnel durch die Aurelische Mauer blieb er stehen und sah noch einmal zurück. Das Pferd, das immer noch an den Wagen gebunden war, hatte sich den langen Hügel hinabbewegt, damit es am süßeren Gras in der Nähe eines Bächleins weiden konnte. Die Schafe liefen herum, fraßen die Blumen und hinterließen Spuren im feuchten Erdreich des Grabes. Das Shrike blieb, wo es war, unter dem Dach der Zypressenzweige fast unsichtbar. Hunt war fast überzeugt, dass das Ding nur das Grab im Auge behielt.
Am Spätnachmittag fand Hunt den Farcaster, ein stumpfes, dunkelblaues Rechteck, das genau im Zentrum des verfallenden Kolosseums waberte. Ein Diskey oder eine Tastatur waren nicht zu sehen. Das Portal hing da wie eine milchige, aber offene Tür.
Aber nicht offen für Hunt.
Er versuchte es immer wieder, doch die Oberfläche war hart und unerbittlich wie Stein. Er berührte sie zögernd mit den Fingerspitzen, trat zuversichtlich hinein und prallte von der
Oberfläche ab, warf sich gegen das blaue Rechteck, schleuderte Steine darauf und sah sie abprallen, versuchte es auf beiden Seiten und sogar an den Rändern des Dings und sprang zuletzt immer und immer wieder gegen das nutzlose Gerät, bis seine Schultern und Oberarme von Blutergüssen übersät waren.
Es war ein Farcaster. Er war ganz sicher. Aber der Farcaster ließ ihn nicht durch.
Hunt suchte den Rest des Kolosseums ab, sogar die unterirdischen Gänge voller Feuchtigkeit und Fledermauskot, aber er fand kein anderes Portal. Er durchsuchte die umliegenden Straßen und sämtliche Gebäude. Kein anderes Portal. Er suchte den ganzen Nachmittag in der Basilika und den Kathedralen, Häusern und Hütten, feudalen Wohnhäusern und schmalen Gassen. Er kehrte zur Piazza di Spagna zurück, nahm im ersten Stock eine hastige Mahlzeit zu sich, steckte das Notizbuch und alles andere Interessante ein, das er in den Zimmern fand, und verließ das Gebäude dann für immer, um einen Farcaster zu suchen.
Der im Kolosseum
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