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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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wenn er besoffen war. Hat sogar ein paar Fotos gezeigt.«
    »Nur ein Foto«, sagte sie. »Mit ihm und Ihnen und dem damaligen Colonel – heute General – Walker Hudson. Auf dem Bild war noch einer. Ein Major Partain. Edd-mit-zwei-ds Partain. Aus irgendeinem Grund hat mein Vater wegen Twodees Partain einige Gewissensbisse.«
    »Glaub ich alles, außer den Gewissensbissen«, sagte er. »Nichts hat Hank Viar je Gewissensbisse bereitet, Partain schon gar nicht. Nicht einmal der Selbstmord seiner Frau. Ihrer Mutter.«
    Sie starrte ihn weiter ausdruckslos an, bis er nickte und sagte: »Okay. Das ist ein Patt. Sie machen keine Berichte, und ich schicke keine Kopien rum.«
    Immer noch sah sie ihn ausdruckslos an; das Angebot wurde weder abgelehnt noch angenommen.
    »Sie haben mich heute früh erkannt, oder?« sagte er. »Von dem Foto.«
    »Warum wäre ich sonst hier?«
    Der Colonel blickte einen Moment unsicher, als ob er die Antwort lieber nicht wissen wollte. Er streckte die rechte Hand aus und bellte im schärfsten Kommandoton einen Befehl: »Her mit dem Scheißvideo.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Davon war nicht die Rede beim Deal.«
    »Was für ein Deal?«
    »Als ich Sie heute früh in dem blöden Kabrio gesehen habe, bin ich zurückgegangen, hab so getan, als ob ich meinen Wagen zuschließen müßte, und mich vergewissert, daß Sie es sind – einer der beiden Leute, vor denen mein Vater mich gewarnt hat. Als Sie dann bei den Tiefkühlpizzas aufgetaucht sind, ist mir dieser Deal einfach so in den Sinn gekommen.«
    »Was für ein Scheißdeal, verdammt?«
    »Wissen Sie, woran mein Mann gestorben ist, Colonel?«
    »Ich hab was von Lungenentzündung gehört.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Aids. Und seit über einem Jahr laß ich mich nun jede Woche testen. Vorgestern kam das neueste Ergebnis, HIV-positiv, auch wenn ich noch keine Symptome habe.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das heißt nicht, daß Sie mich angesteckt haben.«
    »Nein, aber unter gewissen Umständen könnte ich es für meine staatsbürgerliche Pflicht halten, all meine Sexpartner der letzten Zeit zu melden. Und das bedeutet – Sie. Nur Sie Prachtstück.«
    Millwed starrte sie finster an, nickte dann wie zur Entlassung und ging zur Tür des Motelzimmers. Bevor er sie erreichte, wandte er sich um und sagte: »Zeigen Sie keinem das Band.«
    »Nein – außer unter gewissen Umständen.«
    »Die wird es nicht geben.« Er öffnete die Tür und war fort.

24. Kapitel
    Emory Kites Glas mit Bourbon und Ginger Ale verhielt auf dem Weg zum Mund, als er sie zum Vorzugstisch im Le Dôme kommen sah. Ione Gamble ging voran, die Schauspielerin und Regisseurin. Es folgte in ihrem Kielwasser aus bewundernden Blicken – ein Teil davon galt auch ihm; er nahm sie mit dem charmanten, dusseligen Grinsen hin, das ihm half, sechs oder sieben Millionen Dollar pro Film zu verdienen – ihr Begleiter, Niles Brand.
    »Jesses«, sagte Kite, »die kommen genau auf uns zu.«
    »So ist es«, sagte General Winfield und erhob sich.
    »General«, sagte die lächelnde Ione Gamble; sie bot ihm die linke Wange, die Winfields Lippen gezielt um einen Millimeter verfehlten. »Sie erinnern sich an Niles?«
    »Aber ja«, sagte Winfield; er wandte sich um und schüttelte die Hand des Schauspielers. »Wir drei haben zusammengehockt – das heißt, eher gestanden, nicht wahr – bei Cuomos Grundsatzrede anno vierundachtzig.«
    »In New York«, sagte Brand, für den Fall, daß Winfield sich nicht mehr an den Ort des damaligen Parteitags der Demokraten erinnerte. »Tolle Rede«, fuhr Niles Brand fort. »Eingewanderte Eltern. Erbärmlicher Bodensatz. Und so weiter.«
    Nachdem er sie mit Edd Partain bekannt gemacht hatte, der sagte, es sei nett, sie kennenzulernen, stellte der General sie Emory Kite vor, der ihnen die Hände schüttelte, beide wie benommen anlächelte, aber kein Wort sagte.
    Auf ihrem Weg aus dem Restaurant fragte Brand Gamble: »Warum zum Teufel wollte Millie Altford, daß wir einem stummen Zwerg die Hand schütteln?«
    »Frag mich nicht.«
    »Wie war ich?« sagte er, wie immer erpicht auf ihren Beifall.
    »Erbärmlicher Bodensatz?« sagte sie. »Cuomo hat nichts über erbärmlichen Bodensatz gesagt.«
    »Na ja, hätt er aber besser getan.«

    Der General nahm die Forelle, Partain den Seebarsch und Emory Kite ein Filet Mignon, das er geräuschvoll verzehrte, wobei er detailliert Bericht erstattete über die sexuellen Missetaten diverser Schauspieler und Schauspielerinnen, von denen er

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