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Die indische Erbschaft

Die indische Erbschaft

Titel: Die indische Erbschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Aufträge strömen nur so herein. Wenn das so weitergeht, schaffe ich es bald nicht mehr allein. Oder ich muß meine Preise erhöhen...“
    „Werde mir bloß nicht verrückt, mein Liebling“, sagte sie zärtlich, „daran ist mein Bedarf im Augenblick gedeckt.“
    Er überhörte die Anspielung, weil er sie nicht verstehen konnte: „Ich habe hundert Ideen dafür, ich sehe die Plakate schon vor mir — aber ich brauche etwas Figürliches darin... eine junge elegante Frau zum Beispiel, die ihren Fotoapparat auf die Küste mit dem Ätna oder auf die Kuppel der Peterskirche richtet. Hübsch, nicht wahr?“ Sie nickte und lächelte ihn an, aber er sah nicht ganz glücklich aus, und er schob sich die Baskenmütze aus der Stirn, als hätte er Kopfschmerzen.
    „Ja, weißt du, mein Herz, die Geschichte hat nur einen Haken — ich habe kein Modell...“
    Sie spürte sofort, worauf er hinauswollte und errötete bis unter die Haarwurzeln. „Müßte so ein Modell — hm — nackt sein?“ fragte sie schließlich stockend.
    „Natürlich nicht!“ rief er hastig, „ganz im Gegenteil, ich sagte doch — elegant! Ach Lottekind“, er hob flehend die Hände, „tu mir den Gefallen! Ich brauche ja nur die Rückenlinie, ein Halbprofil vielleicht, ich schwöre dir, daß dich kein Mensch auf dem Bild erkennt!“
    „Also gut, ich mache es...“
    „Aber die Zeit drängt“, rief er verzweifelt.
    „Ich habe Zeit genug. Von mir aus können wir morgen früh um acht Uhr anfangen.“
    „Mach doch keine Witze...!“
    „Ich mache keine Witze — aber komm, wir wollen uns irgendwo hinsetzen und ein Glas Wein trinken, ich habe dir allerlei zu erzählen.“
    „Da bin ich aber gespannt...“, murmelte er und folgte ihr mehr mißtrauisch als neugierig. Ein paar Schritte weiter lag eine kleine Weinstube, in der sie eine Nische für sich allein fanden. Die Messinglampe mit dem bauchigen Zylinder und dem rotweiß gewürfelten Schirm spiegelte sich bald in ihren Gläsern.
    „Also — was gibt es Neues, mein Liebling?“
    „Schau mich einmal sehr genau an...“
    „Das tue ich die ganze Zeit, falls du es noch nicht bemerkt haben solltest.“
    „Merkst du keine Veränderung an mir?“
    Er kniff die Augen zusammen, versuchte eine neue Frisur oder eine modische Neuheit an ihr zu entdecken und schüttelte schließlich den Kopf.
    „Nun, dann will ich es dir sagen: du sitzt mit der Tochter eines Millionärs zusammen — eines Multimillionärs!“
    „Sehr witzig“, sagte er nicht allzu beeindruckt, „hast du sonst noch irgendwelche Schmerzen?“ Aber plötzlich erstarb sein Lächeln, er starrte sie an — und begriff.
    „Ja, Helmuth, denk dir nur, heute ist endlich die Nachricht aus England gekommen. Wir haben geerbt. Eine märchenhafte Summe. Millionen und aber Millionen in Bargeld, Gold und Juwelen. Rund zweihundert Millionen Mark! Daheim ist alles ganz durcheinander. Es geht bei uns zu wie in einem Tollhaus...“
    Er griff plötzlich über den Tisch und packte Charlotte beim Handgelenk: „Was sagst du da? Hältst du mich zum Narren? Zweihundert Millionen... Bist du verrückt oder…“
    „Es ist die reine Wahrheit, ich schwöre es dir!“
    „Los, los!“ fuhr er sie an, ziemlich grob und unliebenswürdig, „nun erzähle schon! Also bei euch zu Hause geht es wie in einem Irrenhaus zu... sehr interessant!“ Er sah sie lauernd an, und zwischen seinen dichten, dunklen Brauen stand eine böse Falte.
    „Mein Gott“, sagte sie kläglich und rieb sich das schmerzende Handgelenk, auf dem sich die Spuren seines harten Griffs abzeichneten, „geht es jetzt zwischen uns auch schon mit den Krachs an?“
    „Auch schon!“ höhnte er, „weshalb auch schon?“ Charlotte kämpfte mit Tränen der Enttäuschung: „Ach, ich habe gehofft, mit dir reden zu können. Ich habe geglaubt, daß du mich liebst und für mich da bist, wenn ich dich einmal wirklich brauche. Aber du bist grob und gemein zu mir und schreist mich an, als ob ich dir weiß Gott was angetan habe. Ich kann doch nichts dafür, daß diese Erbschaft über uns hereingebrochen ist...“ Sie schnupfte auf und suchte nach ihrem Taschentuch.
    Er zog seines aus der Brusttasche und reichte es ihr hinüber. „Ich habe es ja nicht so gemeint“, murmelte er und hob sein Glas und trank, aber der Wein schmeckte ihm bitter. „So — und nun erzähle mir einmal in aller Ruhe, was eigentlich geschehen ist. Ich bin auf alles gefaßt.“
    Er zündete sich eine Zigarette an und stützte die Ellbogen auf

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