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Die indische Erbschaft

Die indische Erbschaft

Titel: Die indische Erbschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Kindern sitzenlassen will! — Ich würde mir das mit deinem Helmuth noch sehr überlegen. Vielleicht hat er ganz recht, wenn er sich sagt, daß die Geschichte zwischen euch wegen des verdammten Geldes sehr leicht einmal schiefgehen könnte...“
    „Wie du auf einmal redest!“ sagte Charlotte befremdet.
    „Mach das Fenster auf, ich kriege keine Luft mehr!“ stöhnte Martha; „das ist wirklich der schärfste Meerrettich, den ich jemals gerieben habe. Und damit du es weißt, ich habe deinen sauberen Herrn Krönlein in seinem Bau angetroffen! Aber nicht allein, sondern mit einem fremden Frauenzimmer! Und wie ich ihn oder vielmehr das Weibstück antraf, das könnte ich dir nicht erzählen, und wenn du mich kniefällig darum bitten würdest! Jawohl, so war es, und das ist die reine Wahrheit! Und einmal mußte es ja wohl sein, daß ich es dir sagte, denn du hättest dich noch wer weiß wie lange an diesen gemeinen Kerl gehängt. Und da gibt es nur eins: eine Radikalkur! So etwas muß man mit Wurzel und Stengel rausreißen, und wenn es noch so weh tut. Und nun schau mich nicht so entgeistert an, als ob ich daran schuld bin, sondern geh lieber in dein Bett und heul dich aus. Auch wenn der Lump keine Träne wert ist. Aber heulen ist in so einem Falle immer gut. Das mit dem Geld und daß er dich aus lauter Anstand nicht heiraten kann, ist von A bis Z erstunken und erlogen gewesen, und ich meine, daß er auf die passende Gelegenheit, dich loszuwerden, nur gewartet hat. Denn so wie ich die Sache heute sah, kommt so etwas nicht von heute auf morgen. Der treibt es mit dem fetten Frauenzimmer schon seit langer Zeit.“
    Die Mutter machte sich auf einen wilden Ausbruch gefaßt, aber nichts von dem, was sie erwartet hatte, geschah. Vielleicht hatte der Meerrettich Charlottes Tränenvorrat bereits erschöpft. Sie war sehr blaß, aber sie trug ihre Niederlage mit Würde. „Das hätte ich ihm nicht zugetraut...“sagte sie leise, und es war alles, was sie zu dieser Geschichte zu sagen hatte.
    Martha winkte ihr zu und deutete auf die Tür. Werner war heimgekommen. Er warf seine Mappe auf das Sofa und blinzelte Charlotte geheimnisvoll zu. Und dabei bemerkte er die verweinten Augen der beiden Damen.
    „Nanu“, fragte er leicht bestürzt, „hat es wieder mal eine Tragödie gegeben?“
    „Unsinn, ich habe Meerrettich gerieben!“
    „Gott sei Dank! Mir geht die Krisenstimmung in der Familie allmählich aufs Gemüt.“ Aber er machte dabei Charlotte hinter Marthas Rücken wieder ein heimliches Zeichen, daß er ihr etwas zu sagen habe, was nur für sie bestimmt sei. Er ging ins Wohnzimmer voraus, und sie folgte ihm nach kurzer Zeit: „Was hast du, Werner, was ist los?“
    „Dein Gebrauchsgraphiker steht an der Ecke vom Block und wartet auf dich. Er hat mir gesagt, daß er dich unbedingt sprechen muß. Es scheint auf Leben oder Tod zu gehen...“
    „Der kann lange warten!“ sagte sie grimmig.
    „Hallo!“ rief Werner nicht wenig überrascht, „du willst doch damit nicht etwa sagen, daß der Herr für dich gestorben ist? Soll ich ihm das etwa ausrichten?“ — Er sog die Luft unbehaglich durch die Zähne, „solch heikle Aufträge übernehme ich äußerst ungern...“
    „Du brauchst dich nicht weiter zu bemühen, der wird schon von selber merken, was die Glocke geschlagen hat!“

11.

    Werner ging zur Tür, denn es hatte dreimal kurz geläutet. Christa kam von der Massage zurück. Sie stürzte etwas atemlos ins Zimmer.
    „Charlotte, eine komische Sache! Hinten an der Ecke zur Eichendorffstraße rennt dein Krönlein wie ein Tiger im Käfig hin und her, und wie ich kurz vor dem Hauseingang bin, da hält neben mir ein fabelhafter roter Sportwagen, und ein schicker Kavalier fragt mich, ob hier die Familie Ströndle wohnt. Und wie ich sage, daß ich Ströndle heiße, da sagt er, na, das trifft sich ja wunderbar, und dann fragen Sie doch einmal Ihr verehrtes Fräulein Schwester — , verehrtes Fräulein Schwester* hat er echt wahr gesagt — ob sie vielleicht Zeit hat, mal durchs Fenster zu schauen...“
    „Ist es der Autovertreter von damals?“
    „Nein, nein, ein richtiger Kavalier!“
    Charlotte schlich, als ob die Wände aus Glas seien, ans Fenster und spähte durch die Scheibengardinen auf die Straße.
    „Allmächtiger! — Ronny Vollrath...!“
    „Tatata!“ grinste Werner, „der geht aber an die Goldfische ran wie Blücher!“
    „Und der Krönlein lauert an der Ecke!“ wisperte Christa mit tellergroßen Augen und

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