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Die indische Erbschaft

Die indische Erbschaft

Titel: Die indische Erbschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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der acht Reisenden der Firma Schellenberg und von diesen Herren fraglos das Trumpfas, tänzelte ins Büro und wünschte den Herren von der Buchhaltung einen guten Morgen.
    In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und Herr Vollrath stürmte wie eine Lokomotive in die Buchhaltung. In der Hand schwang er den Stadtanzeiger: „He, Paulmann, was haben Sie hier noch zu suchen? Die Herren Reisenden haben es anscheinend nicht nötig, was zu tun, he? Ich denke, Sie sind längst unterwegs und haben zehn dicke Aufträge im Buch, und was seh ich zu meinem größten Erstaunen? Sie stehen herum und erzählen faule Witze!“
    „Der Wagen ist erst um neun fertig...“
    „Übrigens, Ströndle, kommen Sie doch noch einmal zu mir rein!“ Der Chef wuchtete herum und schoß in sein Zimmer zurück, es sah aus, als würde Wilhelm Ströndle im Sog seines mächtigen Körpers nachgestrudelt.
    „Eine Kanone, unser Alter!“ stellte Herr Paulmann respektvoll fest.
    In seinem Büro schwenkte Herr Vollrath die Zeitung: „Haben Sie den Aufruf vom britischen Schatzkanzleramt gelesen, Herr Ströndle?“
    „Ja, Herr Vollrath, und um ehrlich zu sein, es war der Grund, weshalb ich mich heute verspätet habe. Ich kam darüber mit meiner Familie ins Gespräch und habe die Uhr übersehen.“
    Der Chef winkte ab: „Hat die Geschichte etwas mit Ihnen zu tun?“
    „Ja, dieser Johannes Chrysostomus Ströndle ist mein Urgroßvater.“
    „Hm“, meinte Herr Vollrath, „eine komische Geschichte!“
    Er wedelte mit der Lokalzeitung über den Schreibtisch, auf dem noch ein paar andere Blätter lagen. „Der Aufruf steht nämlich auch im Merkur und in den Frankfurter Blättern. Das kostet doch eine Stange Geld!“
    „So? Er steht tatsächlich auch in anderen Zeitungen? — Meine Frau hat so etwas schon vermutet und auch gemeint, da müsse doch etwas dahinterstecken, wenn die Engländer sich in solch hohe Ausgaben stürzen...“
    „Die höchste englische Dienststelle der Finanzverwaltung, das Finanzministerium sozusagen! Wirklich merkwürdig, was haben Sie damit zu schaffen? — Wissen Sie etwas von Ihrem Urgroßvater? Wissen Sie, was er war und was er betrieb?“
    „Er war Zimmermann, Zimmergeselle, um genau zu sein...“
    „Na, damit sind doch keine Blumentöppe zu gewinnen!“
    „Das finde ich auch.“
    „Und sonst? Was hatte er in Indien zu suchen?“
    „Er wanderte in den vierziger Jahren aus“, antwortete Wilhelm Ströndle etwas zögernd, „wegen politischer Geschichten...“
    „Kommunist, was?“ fragte der Chef mißtrauisch.
    „Ich weiß es nicht, Herr Vollrath, aber ich glaube, so etwas gab es damals noch gar nicht.“
    Der Chef starrte nachdenklich zu Boden. „Tscha“, meinte er schließlich, „dann bereiten Sie sich mal langsam innerlich auf die Erbschaft vor, Herr Ströndle.“
    „Meinen Sie wirklich...?“ fragte Wilhelm Ströndle. „Was soll es sonst schon sein? Immerhin, es wäre eine Bombe, was, wenn Ihnen plötzlich ein paar nette kleine Milliönchen in den Schoß fielen?“
    Wilhelm Ströndle versuchte zu lachen, aber es gelang ihm nicht recht. „Ich wäre schon mit der Hälfte zufrieden“, sagte er schließlich etwas heiser. In das Gesicht des Chefs trat ein Ausdruck, der ihm anzeigte, daß bei der Erwähnung der Zahlen das Rad von der Privatunterhaltung auf die eigenen Sorgen zurücksprang. „Die Hälfte, schön, das wäre auch nicht schlecht. Aber nun sagen Sie mal, Verehrtester, wie hoch sind im Augenblick unsere Außenstände?“
    „Rund zweihundertundvierzigtausend...“
    Herr Vollrath stieß einen langen Zischlaut aus; es klang, als entströme Dampf aus einem überlasteten Ventil. „Und wieviel davon angefroren?“
    „Rund dreiundfünfzigtausend...“
    Der Chef stieß den Atem pfeifend aus und ließ sich wie gebrochen in seinen Sessel fallen. „Und das erzählen Sie mir in aller Gemütsruhe, wie der Paulmann seine Witze?“
    „Leinke und Buttweis hängen seit Jahr und Tag mit je vier Mille, und bei Griesbeck, Harringer und Laufenstein sind es je eineinhalb bis zwei Mille. Wir kämen glatt auf die üblichen fünfzehn oder sogar auf zehn bis zwölf Prozent herunter, wenn wir wenigstens die faulsten Kunden abstießen und den Reisenden etwas mehr Dampf machen würden. Denen ist es ja wurscht, Herr Vollrath, die füllen die Fässer ohne Boden immer weiter lustig auf. Die Hauptsache, sie können dicke Aufträge heimbringen. Und damit erzähle ich Ihnen ja nichts Neues: wer schon pumpt, der pumpt schließlich

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