Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen
älteste slawische Schriftsprache ist das Altkirchenslawische, das auf dem frühmittelalterlichen Südslawischen basiert, aber auch westslawische Elemente einschließt. Die Verschriftung des Altkirchenslawischen steht im Zusammenhang mit der Slawenmission, die von den aus Saloniki stammenden Slawenlehrern Kyrill und Method im damaligen Großmährischen Reich begonnen wurde. Das Altkirchenslawische ist in zwei Schriftarten, dem Glagolitischen und dem Kyrillischen, überliefert. Von den ältesten Texten (Bibel, Predigten, Heiligenviten) aus dem 9. Jahrhundert ist nichts erhalten, die ältesten Abschriften stammen aus dem 10. Jahrhundert. Das altkirchenslawische Schrifttum erlebte seine eigentliche Blüte in Südosteuropa, in Makedonien und in Bulgarien. Auch in Kroatien und Dalmatien sind zahlreiche Werke in altkirchenslawischer Sprache entstanden. In Makedonien verfiel die alte Schriftkultur im Verlauf des 15., in Bulgarien im Verlauf des 16. Jahrhunderts.
Balten. Seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. siedelten baltische Stämme in einem Areal, das weit über das Kernland moderner baltischer Völker hinausreichte. Vom 1. Jahrtausend v. Chr. bis ins Mittelalter bewohnten Balten weite Teile Ostpreußens, des nordwestlichen Russland und des nördlichen Weißrussland. Für ein weites Gebiet, das sich von der Weichsel im Westen bis zum Oberlauf der Wolga und bis ins Gebiet des mittleren Dnjepr erstreckt, sind baltische Orts- und Gewässernamen nachzuweisen. Auch der Name der Wolga ist baltischen Ursprungs. An den Peripherien des alten baltischen Siedlungsgebiets liegen Warschau, Moskau und Kiew.
Im Laufe der Geschichte dehnten bevölkerungsstarke Nachbarn –Slawen im Osten und Süden, Germanen im Westen – ihr Siedlungsgebiet in das ursprünglich baltische Gebiet aus, dessen Fläche auf ungefähr ein Sechstel zusammenschrumpfte.
Die ältesten Kontakte baltischer Völker zu ihren Nachbarn sind die zu den Ostseefinnen, die seit Anfang des 2. Jahrtausends v. Chr. andauern (s. Kap. 3). In den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung entfalteten sich die baltisch-germanischen Sprach- und Kulturkontakte. Seit dem Frühmittelalter standen die Balten im Kontakt mit slawischen Gruppen. Diese Kontakte haben sich kontinuierlich bis in die Moderne fortgesetzt.
Für den Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr. sind Unterschiede in den Bestattungssitten zwischen westlichen und östlichen Bevölkerungsgruppen festzustellen. Womöglich hat sich auch die Ausgliederung in Westbaltisch (mit dem Altpreußischen als einzigem Vertreter) und Ostbaltisch (Litauisch, Kurisch, Lettisch) damals angebahnt. Die schon von Tacitus (1. Jh. n. Chr.) in dessen «Annalen» erwähnten Aestii waren nicht die finnisch-ugrischen Esten, sondern die Altpreußen. Deren Sprache, das Altpreußische (Pruzzisch), ist gegen Ende des 17. Jahrhunderts ausgestorben. Die Pruzzen hatten sich bis dahin vollständig an das sie umgebende Deutschtum in Ostpreußen assimiliert. Erst ab dem 7. Jahrhundert n.Chr. gliederten sich die Ostbalten in die kurischen, lettischen und litauischen Kultur- und Sprachkontinua aus. Die lettische Sprache verbreitete sich nach 1000 auch bei anderen lokalen Gruppen der Ostbalten, die sich akkulturierten.
Die baltischen Sprachen sind relativ spät, im 16. Jahrhundert, verschriftet worden. Das frühe Schrifttum sind Übersetzungen reformatorischer Werke, Predigttexte und insbesondere der Luthersche Katechismus.
Thraker. Thrakische Stammesgruppen (Asten, Bisalten, Besser, Thynen, Bistonen, Odrysen u.a.) bewohnten während der Antike weite Teile des nördlichen Balkan, von Ostungarn über Serbien und Bulgarien bis nach Transsylvanien im Norden, in Nordgriechenland von den Küsten des Ägäischen Meeres bis an die Dardanellen, dazu auf einigen Inseln in der Ägäis (Thasos,Samothrake, Lemnos). Kerngebiet der Thraker war das heutige Bulgarien, ihre historische Präsenz ist dort in mehr als tausend Orts-, Flur- und Gewässernamen dokumentiert. Einer dieser Namen ist der des Rhodopen-Gebirges, das erstmals bei Herodot im 5. Jahrhundert v. Chr. erwähnt wird. Er leitet sich von einem thrakischen Ausdruck her, der wörtlich ‹Gebiet des rotbraunen Flusses› bedeutet. An die Thraker erinnert auch der Landschaftsname Thrakien in Bulgarien (Trakija) und Griechenland (Thrakia).
Das Thrakische gehört zum Kreis der alten Balkansprachen, es gliederte sich im Verlauf des 1. vorchristlichen Jahrtausends aus dem indoeuropäischen Komplex
Weitere Kostenlose Bücher