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Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen

Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen

Titel: Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Haarmann
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entwickelten sich Lokalkulturen mit Charakteristika, die man als proto-illyrisch betrachtet. Am Prozess der Ethnogenese der Illyrer waren vor-indoeuropäische Populationen (d.h. Alteuropäer) beteiligt, die eine Fusion mit den ältesten indoeuropäischen Einwanderern (Träger der Tumulus-Kultur von Vučedol sowie der spätbronzezeitlichen Glasinac-Kultur in Bosnien) eingingen. Während der Bronzezeit verbreiteten sich bestimmte Techniken der Keramikherstellung und Bestattungsformen (Erdbestattung) vom Balkan nach Süditalien. Die Ähnlichkeiten zwischen dem Illyrischen und der Sprache der Messapier in Süditalien deuten wahrscheinlich auf eine alte Verwandtschaft der Bevölkerungen auf beiden Seiten der Adria hin.
    Verschiedene Lokalkulturen, die sich seit ca. 1000 v. Chr. ausbildeten, zeigen Kontinuität bis in die Eisenzeit (8.–6. Jh. v. Chr.). Die geographische Verteilung dieser Regionalkulturen spiegelt die Differenzierung der illyrischen Stämme wider. In der «Ilias» des Homer (8. Jh. v. Chr.) werden die
Dardani
und
Paeones
als Verbündete der Trojaner genannt. Seit altersher treten die Illyrer als Opponenten und Konkurrenten zunächst der Griechen und später der Mazedonier auf. Seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. standen Illyrer und Römer in ständigen Konflikten. Die Illyrer unter ihrer Königin Teutana (‹Königin der ∗
teu-ta›),
ein Name, der mit indoeuropäischen Ausdrücken für ‹Gemeinschaft; Volk(sstamm)› verwandt ist, forderten im Jahre 229 v. Chr. mit ihrer Adriaflotte die Römer zu militärischen Interventionen heraus. Die Eroberung des gesamten, von Illyrern bewohnten Gebiets dauerte bis zum Jahr 155 v. Chr., als endlich auch die
Delmatae
besiegt waren. Deren Siedlungsgebiet wurde später unter dem Namen Dalmatia römische Provinz. Seit dem Jahre 32 v. Chr. wurde der Name Illyricum für die gesamte Region von den rhätischen Alpen bis nach Mazedonien eingeführt.
    Das Illyrische ist am nächsten mit dem Messapischen in Süditalien verwandt. Ebenfalls verwandtschaftlich nah steht die Sprache der im Nordosten Italiens verbreiteten Veneter. Bekannt ist das Illyrische aus spärlichen Sprachproben, wozu einige Glossen in den Werken antiker Autoren und Aufschriften (z.B. auf einem Bronzehelm) gehören. Überlieferte Ausdrücke des Illyrischen sind beispielsweise
rhinós
‹Nebel› (vgl. altalban.
ren
‹Wolke›) und
sabaia
‹bierartiges Getränk›. Aus dem Gebiet der römischen Provinz Illyricum sind zahlreiche Orts-, Gelände- und Gewässernamen illyrischer Herkunft bekannt (z.B.
Iader
– heute Zadar,
Ulcinium –
heute Ulqini,
Dreinos –
heute Drina).
    Im Zusammenhang mit frühen Migrationen (11. oder 10. Jh. v. Chr.), die von den Küsten Illyriens auf dem Balkan ausgingen, über die Adria führten und in den Süden der Apenninhalbinsel gerichtet waren, begann die Geschichte der Messapier. Dieses Volk ist nicht direkt mit den italischen Völkern Italiens verwandt.
    Die Messapier, die bei den Griechen
Messapioi
und bei den Römern (
Iapygi) Messapii
hießen, bewohnten den äußerstenSüdosten Italiens, ein Areal, das sich über die heutige italienische Provinz Puglia (Apulien) erstreckt. Zu den Messapiern werden auch die antiken Stämme der Kalabrer und Sallentiner gerechnet. Im 3. Jahrhundert wurde die messapische Kolonie in das Imperium Romanum eingegliedert (Colonia Brundisium = Brindisi); um die Zeitenwende hatten sich die Messapier an das Romanische assimiliert.
    Das Messapische ist aus mehr als 300, aber sehr kurzen Inschriften bekannt, die aus der Zeit zwischen dem 6. und 1. Jahrhundert v. Chr. stammen. Die meisten wurden in Gräbern, als Münzlegenden und auf Objekten aus Bronze, Keramik oder Stein gefunden. Die messapische Schrift basiert auf dem griechischen Alphabet, weist aber lokale Eigenheiten auf. Die messapische Sprache ist eng mit der Sprache der Illyrer verwandt. Vor allem im Namenschatz (Orts- und Personennamen, Ethnika) findet man auf beiden Seiten der Adria zahlreiche Entsprechungen. Der Name
Apuli
bezeichnet einen Stamm der Messapier, und als Personenname war Apulus in Illyrien verbreitet. Dalmathus ist ein messapischer Personenname, zu dem es Parallelen im illyrischen Personennamen Dalmata und in den Ortsnamen Dálmatas und Dalmana gibt.
    Albaner. Die Kontakte zwischen Römern und illyrischen Stämmen in der westlichen Balkanregion bestimmten die Ethnogenese der Albaner. Mehr als sieben Jahrhunderte lang standen die Illyrer im Kontakt mit

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