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Die Inquisition - Ketzerverfolgung in Mittelalter und Neuzeit

Die Inquisition - Ketzerverfolgung in Mittelalter und Neuzeit

Titel: Die Inquisition - Ketzerverfolgung in Mittelalter und Neuzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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spanische auf die
Conversos
. 1552 wurde ihre Arbeit durch ein
regimento
strukturiert und systematisiert, das – ebenso wie die Einrichtung eines
consejo general
– erkennbar dem spanischen Modell nachgebildet worden war.
    Die Verfolgung der Moriscos: Neuchristen rekrutierten sich in Spanien nicht nur aus den Reihen der ehemaligen jüdischen Bevölkerung. Im Zuge der
Reconquista
waren zahlreiche Muslime, bezeichnet als
Mudéjares
, unter christliche Herrschaft gekommen; mit dem Fall des Königreiches von Granada 1492 vergrößerte sich ihre Zahl noch beträchtlich. Eine Reihe von Vereinbarungen garantierte den Muslimen unter christlicher Herrschaft zunächst die Beibehaltung des islamischen Kultus und der eigenen Gerichtsbarkeit. Dennoch betrieb man von Beginn an eine entschiedene Christianisierungspolitik, nur die Methoden waren strittig: Reformbischof Talavera setzte auf Mission durch Überzeugung, Vorbild und materielle Anreize. Als diese Linie wenig Erfolge zeitigte, ging man unter der Ägide des Kardinals und nachmaligen Generalinquisitors Francisco Jiménez de Cisneros zu Bücherverbrennungen und ersten Zwangstaufen über. Dies provozierte u.a. in Granada erste Aufstände, die wiederum den Befürwortern einer harten Christianisierung Argumente lieferten. 1502, zehn Jahre nach der Vertreibung der Juden, wurden alle Muslime Kastiliens vor die Alternative gestellt, sich taufen zu lassen oder auszuwandern. Etliche gebildete und begüterte Vertreter dieser Gruppe verließen das Land in Richtung Nordafrika, die Masse aber ließ sich taufen und blieb.
    Aus den
Mudéjares
waren
Moriscos
, Christen maurischer Herkunft, geworden. Rechtlich den Altchristen gleichgestellt, wurden sie mit einem Waffenverbot belegt und standen unter erheblichem kulturellen Assimilationsdruck, wie z.B. die Ächtung der arabischen Sprache zeigt. In den Ländern der Krone Aragón blieben sie noch anderthalb Jahrzehnte unbehelligt, bevores ab 1519 zu ernsten Konflikten im Zusammenleben zwischen Muslimen und Christen kam. Hier kreuzten sich religiöse und soziale Spannungslinien: Im Zuge einer Erhebung altchristlicher Unterschichten in Valencia setzten diese die Zwangstaufe der großen muslimischen Gemeinde durch, um die fremdgläubigen Landarbeiter ihren Widersachern, den Adligen, abspenstig zu machen. Trotz Niederschlagung des Aufstandes wurden die Taufen weiterhin als gültig angesehen – schließlich, so lautete das schon im Fall der Juden erprobte zynische Argument, hätten die Muslime durchaus eine Wahlmöglichkeit gehabt, diejenige nämlich zwischen Taufe oder Tod. Damit war auch in Valencia und Aragón eine unumkehrbare Dynamik in Gang gesetzt, die 1525 in ein Edikt Kaiser Karls V. zur Zwangstaufe aller verbliebenen Muslime mündete. Damit war in Spanien nun eine den jüdischen
Conversos
strukturell vergleichbare Problemgruppe ehemals muslimischer Neuchristen entstanden, deren Existenz bald die Inquisition auf den Plan rufen sollte. Seit ca. 1530 sind vereinzelte
Morisco
-Prozesse zu verzeichnen, doch blieben große Verfolgungswellen vorerst aus.
    Die Zurückhaltung der Inquisition hatte verschiedene Gründe. Erstens hatte 1526 Generalinquisitor Manrique – in der Tradition früherer Abmachungen – mit den Führern der
Moriscos
in Valencia ein (nicht durchweg eingehaltenes) Geheimabkommen geschlossen, nach dem die Inquisition sie für vierzig Jahre von jeglicher Verfolgung verschonen würde, falls sie sich widerspruchslos taufen ließen. Noch 1571 erklärte sich die Inquisition in Valencia gegenüber den
Moriscos
bereit, gegen eine jährliche Zahlung von 2500 Dukaten auf eine weitergehende Konfiskation zu verzichten und Geldstrafen auf eine Höhe von 10 Dukaten zu begrenzen. Mit derartigen Vereinbarungen verschafften sich die Inquisitoren eine Finanzquelle und die maurischen Neuchristen eine Atempause. Zweitens achtete der Adel peinlich auf seine ständischen Vorrechte und schirmte die mehrheitlich unter seiner Gerichtsbarkeit stehenden
Moriscos
vor der Inquisition ab. Drittens schließlich erkannte man den
Moriscos
aufgrund ihrer kulturellen und religiösen Differenz einen anderen Status zu als christlichen Häretikern und Juden. VieleTheologen plädierten für eine geduldige, längerfristig angelegte Missionsarbeit und konzedierten, daß eine kurzfristige innere Bekehrung nicht möglich war.
    Erfolge dieser Mission wurden aber durch die große Solidarität unter den
Moriscos
verhindert, die – bei aller pragmatischen Anpassung an

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