Die Insel Der Abenteuer
Jack. Er schlüpfte von der Matratze, ohne Philipp zu wecken, und ging zum Fenster. Gespannt blickte er hinaus.
Das Meer schimmerte silbern im Mondlicht, und nur da, wo die Felsen Schatten warfen, lagen schwarze Flecke auf der See. Das Wasser war ruhiger als gewöhnlich, und der Wind hatte nachgelassen. Nur ein leises Murmeln kam zu Jack herauf, als er so am Fenster stand.
Da sah der Junge plötzlich etwas sehr Merkwürdiges.
Ein Segelboot kam über das Wasser. Es war noch ein ganzes Stück weit entfernt, näherte sich aber ziemlich schnell der Küste. Wessen Boot konnte das sein? Jack strengte seine Augen an, konnte es aber nicht genau erkennen. Ein Segelboot, das mitten in der Nacht auf Felseneck zusteuerte! Das war ja höchst sonderbar!
»Ich muß Büschel wecken«, dachte Jack und ging zur Matratze hinüber. »Büschel! Philipp! Wach auf und komm ans Fenster!«
Philipp war sofort hellwach, und bald lehnten die beiden aus dem schmalen Fenster. Als Philipp das Segelboot entdeckte, stieß er einen leisen Pfiff aus. Damit weckte er Kiki, der sofort auf Jacks Schulter geflogen kam.
»Ob Jo-Jo in dem Boot ist?« fragte sich Philipp. »Ich kann es von hier nicht erkennen. Komm, Sprossel, wir wollen zum Strand hinuntergehen und nachschauen. Ich wundere mich, daß Jo-Jo nachts draußen ist. Er erzählt uns doch immer von ,Wesen', die herumwandern. Aber vielleicht ist es gar nicht Jo-Jo.«
Sie zogen kurze Hosen, Pullover und Turnschuhe an und gingen leise die Wendeltreppe hinunter. Dann kletterten sie den steilen Klippen weg hinab. Voll vom Mond beschienen, näherte sich das Boot beständig mit dem Wind.
»Es ist doch Jo-Jos Boot«, sagte Philipp endlich. »Ich kann es jetzt deutlich erkennen. Und da sitzt ja auch Jo-Jo drin. Er ist allein, aber er hat irgendeine Ladung mit.«
»Vielleicht war er fischen«, meinte Jack. »Komm, wir wollen ihn erschrecken.«
Die Jungen schlichen sich an den Platz, auf den das Boot zusteuerte. Nun holte Jo-Jo das Segel herunter und begann zu rudern. Die Knaben duckten sich hinter einen Felsen. Jo-Jo brachte das Boot ans Ufer und machte es an einem Pfahl fest. Dann wandte er sich um, anscheinend um etwas aus dem Boot herauszunehmen — und in diesem Augenblick sprangen die Jungens mit Indianerge-heul hervor und fingen an, das Boot heftig zu schaukeln.
Jo-Jo, völlig überrascht, verlor das Gleichgewicht und fiel mit einem gewaltigen Platsch ins Wasser. Aber er kam sofort wieder an die Oberfläche. Das Mondlicht glänzte auf seinem vor Wut verzerrten Gesicht. Schwerfällig kletterte er aus dem Wasser, schüttelte sich wie ein Hund und hob ein dickes Tauende auf.
»O weh, er wird uns verprügeln«, rief Jack. »Komm, wir müssen rennen.«
Aber der Weg zum Haus war durch den mächtigen Körper des schwarzen Mannes versperrt, der drohend das Tauende schwang.
»Ich werde euch zeigen, was mit Jungens passiert, die nachts herumspionieren«, knirschte er. Er bekam Jack zu fassen, der laut um Hilfe schrie. In diesem Augenblick stieß Philipp Jo-Jo mit seinem Kopf direkt in den Bauch.
Der schwarze Mann rang nach Luft und ließ Jack los.
Sofort ergriffen die Jungens die Flucht und rannten aus Leibeskräften über den Strand, fort von dem Klippenweg, der zum Hause führte. Jo-Jo folgte ihnen dicht auf den Fersen.
»Die Flut kommt«, keuchte Jack, als er das Wasser über seine Knöchel laufen fühlte. »Wir müssen zurück. Die Flut wird uns sonst gegen die Felsen schleudern.«
»Wir können nicht zurück. Jo-Jo wird uns braun und blau schlagen, wenn er uns erwischt«, schnaufte Philipp.
»Jack, komm in die Höhle. Wir gehen durch den geheimen Gang zurück. Es bleibt uns gar nichts anderes übrig.
Wer weiß, was Jo-Jo in seiner Wut macht. Vielleicht bringt er uns sogar um.«
Außer sich vor Angst taumelten die Jungens in die Höhle, während das Wasser über ihre Füße lief. Jo-Jo kam platschend hinter ihnen her. Aha, jetzt hatte er die beiden. Wartet nur! Die würden in der Nacht nicht mehr ihr Bett verlassen!
Die Jungens fanden das Loch im Boden der Höhle und verschwanden in der Dunkelheit des geheimen Ganges.
Sie hörten Jo-Jo hinter sich schnaufen und hofften nur, daß er nicht auch durch das Loch fallen würde.
Aber Jo-Jo stand draußen am Eingang der Höhle mit dem Tauende in der Hand und wartete keuchend auf die beiden Jungens. Als eine Welle bis zu seinen Knien kam, murmelte er etwas. Die Flut näherte sich schnell. Wenn die beiden Jungens nicht bald herauskämen, würden
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